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Cricopharyngeale Achalasie im Säuglingsalter
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Veröffentlicht: | 20. August 2024 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Eine cricopharyngeale Achalasie (CPA) ist eine seltene Erkrankung mit fehlender Relaxation des oberen Ösophagussphinkters. Die Ursache ist unbekannt. Selbst Neugeborene können betroffen sein und komplikationsträchtige Verläufe mit schwerer Dysphagie, nasaler Regurgitation und Gedeihstörung sind beschrieben. Auf Grund der geringen Bekanntheit der CPA bei Säuglingen verzögert sich oft die Diagnosestellung. Zudem besteht kein Konsens hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten. Die Notwendigkeit einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit möchten wir anhand eines Fallbeispiels vorstellen und die existierende Literatur beleuchten.
Material und Methoden: In einem Review wurden die international beschriebenen Fälle von CPA im Säuglingsalter analysiert. Vorgestellt wird der Verlauf eines zum Zeitpunkt der Erstvorstellung 3 Monate alten Säuglings mit Symptombeginn am 2. Lebenstag. Diagnostik und Therapie werden in den Kontext der vorhandenen Literatur gestellt und diskutiert.
Ergebnisse: Klinische Indikatoren für CPA bei Neugeborenen können je nach Schwere der Erkrankung variieren. Eine Kombination aus nasaler Regurgitation und Sauerstoffabfällen verbunden mit einer geringen Gewichtszunahme bei Säuglingen mit sonst pädiatrisch unauffälligem Status sind wegweisend. In der logopädischen Diagnostik ergaben sich in unserem Fall erste Hinweise. Saugen und orale Schluckinitiierung waren klinisch unauffällig, es zeigten sich aber nasale Regurgitation, Husten, Röcheln und deutlichen Sauerstoffabfälle nach den Trinkversuchen. In der FEES zeigte sich ein ähnliches Bild mit ausgeprägter Residuenbildung und V.a. Aspiration. Die gastroenterologische Diagnostik war unauffällig mit guter Passage und unauffälligem ösophagogastralem Übergang. Nach intensiver Abwägung bzgl. der Strahlenbelastung wurde eine wegweisende Videofluoroskopie durchgeführt, die eine CPA ergab.
Diskussion: CPA ist eine seltene Erkrankung für die nur Einzelfallbeschreibungen vorliegen. Therapeutisch werden hier spontane Remissionen, eine Ballondilatation des oberen Ösophagussphinkters (OÖS), Botox-Injektionen und eine Myotomie beschrieben. Das Alter der Kinder reicht von wenigen Tagen bis zu Jahren. Aus den Berichten kann eine Handlungsstrategie entsprechend der Schwere der Symptome abgeleitet werden. Ein erster Behandlungsversuch mit einer Botulinumtoxin-Injektion in den OÖS war kurzfristig erfolgreich, Folgeschritte werden interdisziplinär diskutiert und deren Ergebnisse im Vortrag präsentiert.
Text
Einleitung
Eine cricopharyngeale Achalasie (CPA) ist eine seltene Erkrankung, die sich durch eine fehlende Relaxation des oberen Ösophagussphinkters darstellt [1]. Die Ursache ist bislang unbekannt [2]. Kinder können schon im frühen Säuglingsalter betroffen sein. Aufgrund der geringen Anzahl veröffentlichter Fälle bei Neugeborenen verzögert sich die Diagnose häufig. Außerdem besteht bisher kein Konsens über die beste Behandlung. Die Notwendigkeit der interdisziplinären Diagnosefindung und Therapieentscheidung wird anhand eines Fallbeispiels verdeutlicht.
Material und Methoden
In einem kurzen Review wurden die international beschriebenen Fälle von CPA im Säuglingsalter analysiert. Die Überprüfung konzentrierte sich auf klinische Marker, Diagnostik und Therapie. Vorgestellt wird außerdem der Verlauf eines zum Zeitpunkt der Erstvorstellung drei Monate alten Säuglings mit Symptombeginn bei Geburt.
Ergebnisse
Klinische Marker für CPA bei Neugeborenen können je nach Schwere der Erkrankung variieren. Eine Kombination aus nasaler Regurgitation, unklarer Dysphagie und Abfall der Sauerstoffsättigung, verbunden mit einer unzureichenden Gewichtszunahme bei sonst neurologisch unauffälligen Neugeborenen, können ein Hinweis auf eine CPA sein [3].
Der vorgestellte Fall fiel in der klinisch-logopädischen Diagnostik auf. Es wurden eine FEES, eine Bronchoskopie, eine Ösophagogastroskopie sowie eine wegweisende Videofluoroskopie durchgeführt. Als erster Therapieversuch erfolgte eine Botoxinjektion in den oberen Ösophagussphinkter mittels flexibler Endoskopie. Der Therapieeffekt und der weitere Verlauf werden beschrieben.
Diskussion/Schlussfolgerung
CPA ist eine seltene Erkrankung, die bisher nur für wenige Fälle im Säuglingsalter beschrieben wurde. Dennoch lassen sich Standards für Diagnose und Behandlung aus der Literatur ableiten [4]. Informationen über die langfristigen Auswirkungen und möglichen Folgen therapeutischer Interventionen auf die kindliche Entwicklung fehlen. Daher werden in Zukunft multizentrische Zusammenarbeit und Langzeitstudien erforderlich sein, um dieses Krankheitsbild besser zu verstehen und Kindern eine frühzeitige Diagnose und Therapie anbieten zu können.
Literatur
- 1.
- Bishop HC. Cricopharyngeal achalasia in childhood. J Pediatr Surg. 1974 Oct;9(5):775-8. DOI: 10.1016/0022-3468(74)90117-1
- 2.
- Basler KJ, Swanson C, Andreoli SM. Endoscopic cricopharyngeal myotomy in infants. Int J Pediatr Otorhinolaryngol. 2019 Jan;116:15-7. DOI: 10.1016/j.ijporl.2018.09.034
- 3.
- Scholes MA, McEvoy T, Mousa H, Wiet GJ. Cricopharyngeal achalasia in children: botulinum toxin injection as a tool for diagnosis and treatment. Laryngoscope. 2014 Jun;124(6):1475-80. DOI: 10.1002/lary.24464
- 4.
- Watanabe T, Shimizu T, Takahashi M, Sato K, Ohno M, Fuchimoto Y, Maekawa T, Arai K, Mizutari K, Morimoto N, Kanamori Y. Cricopharyngeal achalasia treated with myectomy and post-operative high-resolution manometry. Int J Pediatr Otorhinolaryngol. 2014 Jul;78(7):1182-5. DOI: 10.1016/j.ijporl.2014.04.036