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Langjährige rezidivierende Larynxpapillomatose: Auswirkungen auf die Stimmqualität – eine zentrumbasierte 10-Jahresanalyse
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Veröffentlicht: | 20. August 2024 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Die rezidivierende laryngeale Papillomatose (RLP) wird durch das humane Papillomavirus (HPV) vornehmlich der Subtypen 6 und 11 verursacht. Da die Papillom-Infektion typischerweise die Stimmlippen befällt, ist das Hauptsymptom Heiserkeit. Zusätzlich kann eine Obstruktion der Atemwege auftreten. Die Behandlung basiert auf der Entfernung der Läsionen entweder mit einem CO2-Laser oder mittels „cold steel“ Instrumenten. Aufgrund des schichtweisen Aufbaus der Stimmlippen können Rezidive mit wiederholten Operationen das Risiko für dauerhafte Einschränkungen im Schwingungszyklus der Stimmlippen hervorrufen. Ziel dieser Studie war, die Veränderung der Stimmqualität von Patienten mit langjähriger rezidivierender Larynxpapillomatose (RLP) zu untersuchen.
Material und Methoden: Der Untersuchungszeitraum umfasst klinische Vorstellungen in der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité Berlin von 2013–2023. Bei allen Patienten erfolgte eine regelmäßige prä- und postoperative akustische Sprech- und Singstimmanalyse, akustisch-perzeptive Stimmbeurteilung sowie Video-Strobolaryngoskopie. Die akustische Analyse der Stimmqualität erfolgte u.a. anhand folgender Parameter: Grundfrequenz („F0“), Jitter, Shimmer sowie die „Harmonics-to-Noise-Ratio (HNR)“.
Ergebnisse: Im Langzeit-Follow-Up mittels akustischer Analyse zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der Rezidive mit mikrochirurgischen Papillomabtragungen und einer relevanten Variation in der Grundfrequenz („F0“), Jitter, Shimmer oder „Harmonics-to-Noise-Ratio (HNR)“.
Diskussion: Bei hoher Rezidivfrequenz mit hoher Anzahl mikrochirurgischer Interventionen steigt die Wahrscheinlichkeit eines höheren Heiserkeitsgrades der Stimme inklusive der die Komponenten Rauigkeit und, Behauchtheit. Ursache hierfür sind morphologisch bedingte Schwingungsveränderungen beider Stimmlippen durch Mikroveränderungen des morphologischen Stimmlippenaufbaus. Das Risiko hierfür steigt mit der Anzahl mikrochirurgischer Papillomabtragungen.
Fazit: Neben der etablierten laserchirurgischen Behandlung der rezidivierenden laryngealen Papillomatose sind weiter alternative Behandlungsansätze zu suchen, um repetitiver mikrochirurgische Papillomabtragungen zu reduzieren und die Grundlagen für den Erhalt einer hohen Stimmqualität zu verbessern. Die Indikation zur intraläsionalen Applikation von Bevacizumab (humanisierter monoklonaler Antikörper gegen den Gefässwachstumsfaktor VEGF) und damit möglichen Reduktion der Operationsfrequenz könnte ein solcher Ansatz sein, der weiter zu evaluieren ist und möglicherweise frühzeitiger einbezogen werden kann.
Text
Hintergrund
Die rezidivierende laryngeale Papillomatose (RLP) wird durch das humane Papillomavirus (HPV) vornehmlich der Subtypen 6 und 11 verursacht. Da die Papillom-Infektion typischerweise die Stimmlippen befällt, ist das Hauptsymptom Heiserkeit. Zusätzlich kann eine Obstruktion der Atemwege auftreten. Die Behandlung basiert auf der Entfernung der Läsionen entweder mit einem CO2-Laser oder mittels „cold steel“ Instrumenten. Aufgrund des schichtweisen Aufbaus der Stimmlippen können Rezidive mit wiederholten Operationen das Risiko für dauerhafte Einschränkungen im Schwingungszyklus der Stimmlippen hervorrufen. Ziel dieser Studie war, die Veränderung der Stimmqualität von Patienten mit langjähriger rezidivierender Larynxpapillomatose (RLP) zu untersuchen.
Material und Methoden
Der Untersuchungszeitraum umfasst klinische Vorstellungen in der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité Berlin von 2013–2023. Bei allen Patienten erfolgte eine regelmäßige prä- und postoperative akustische Sprech- und Singstimmanalyse, akustisch-perzeptive Stimmbeurteilung sowie Video-Strobolaryngoskopie.
Die akustische Analyse der Stimmqualität erfolgte u.a. anhand folgender Parameter: Grundfrequenz („F0“), Jitter, Shimmer sowie die „Harmonics-to-Noise-Ratio (HNR)“.
Ergebnisse
Im Langzeit-Follow-Up mittels akustischer Analyse zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der Rezidive mit mikrochirurgischen Papillomabtragungen und einer relevanten Variation in der Grundfrequenz („F0“), Jitter, Shimmer oder „Harmonics-to-Noise-Ratio (HNR)“.
Diskussion
Bei hoher Rezidivfrequenz mit hoher Anzahl mikrochirurgischer Interventionen steigt die Wahrscheinlichkeit eines höheren Heiserkeitsgrades der Stimme inklusive der Komponenten Rauigkeit und Behauchtheit. Ursache hierfür sind morphologisch bedingte Schwingungsveränderungen beider Stimmlippen durch Mikroveränderungen des morphologischen Stimmlippenaufbaus. Das Risiko hierfür steigt mit der Anzahl mikrochirurgischer Papillomabtragungen.
Fazit
Neben der etablierten laserchirurgischen Behandlung der rezidivierenden laryngealen Papillomatose sind weiter alternative Behandlungsansätze zu suchen, um repetitive mikrochirurgische Papillomabtragungen zu reduzieren und die Grundlagen für den Erhalt einer hohen Stimmqualität zu verbessern. Die Indikation zur intraläsionalen Applikation von Bevacizumab (humanisierter monoklonaler Antikörper gegen den Gefäßwachstumsfaktor VEGF) und damit möglichen Reduktion der Operationsfrequenz könnte ein solcher Ansatz sein, der weiter zu evaluieren ist und möglicherweise frühzeitiger einbezogen werden kann.
Abbildung 1 [Abb. 1]