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40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12.09. - 15.09.2024, Berlin

Zusammenhang zwischen Testosteron und Stimmqualität bei jungen, stimmgesunden Männern

Vortrag

  • author Carla Aichele - Abt. f. Phoniatrie & Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohren Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Stefan Kniesburges - Abt. f. Phoniatrie & Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohren Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland
  • author Marion Semmler - Abt. f. Phoniatrie & Pädaudiologie, Hals-Nasen-Ohren Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland
  • author Melanie Weirich - Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, Heisenberg Professur für Sprechwissenschaft und Phonetik, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland

40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Berlin, 12.-15.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV19

doi: 10.3205/24dgpp22, urn:nbn:de:0183-24dgpp227

Veröffentlicht: 20. August 2024

© 2024 Aichele et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Der Testosterongehalt hat einen Einfluss auf die Grundfrequenz der männlichen Stimme und damit auch auf die empfundene Attraktivität von Männern. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch die Stimmqualität durch den Testosterongehalt beeinflusst wird. Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Stimmqualität und Testosterongehalt auf Basis klinischer Parameter zu untersuchen.

Material und Methoden: Die verwendeten Daten wurden im Forschungsprojekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhoben. Für die vorliegende Studie wurde der Tagesmittelwert der Testosteronmenge von 30 gesunden, männlichen Probanden (Durchschnittsalter 22,4 Jahre) sowie Audiosamples verwendet. Die Audiosamples umfassen Aufnahmen gehaltener Phonation sowie Sprachaufnahmen jedes Probanden, aufgenommen zu 3 Tageszeitpunkten. Die Stimmqualität der Probanden wurde apparativ auf Basis der Parameter Jitter, Shimmer und HNR (gehaltene Phonation) und auditiv-perzeptiv mittels RBH-Bewertung von 9 Expertinnen (Sprachaufnahmen) ermittelt. In der statistischen Analyse wurde der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen den Parametern und den mittleren Tagestestosteronwerten der Probanden bestimmt.

Ergebnisse: Sowohl die Parameter Jitter, Shimmer und HNR als auch die audio-perzeptiven RBH-Werte lagen im physiologischen Bereich der gesunden Stimme. Die Intraklassenkorrelationsanalyse ergab zudem eine hohe Reliabilität der Bewertungen durch die 9 Expertinnen. Allerdings konnte für keinen der Parameter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Stimmqualität der Probanden und ihren mittleren Testosteronwerten festgestellt werden.

Diskussion: Aufgrund der stimmgesunden Probanden der Studie sind die Ergebnisse der apparativen Parameter und der RBH-Werte zu erwarten gewesen. Somit ist die Streubreite der Ergebnisse auf den physiologischen Bereich reduziert, wodurch kleinste Veränderungen der Stimmqualität mit diesen klinischen Methoden nur schwer zu erfassen waren. Besonders bei der RBH Bewertung wurden Expertinnen aus dem Bereich der Logopädie herangezogen, deren Fokus auf der Behandlung von Stimmstörungen liegt.

Fazit: Klinische Methoden und Parameter zur Bewertung der Stimmqualität von Stimmstörungen sind möglicherweise zu wenig sensitiv für die Identifikation von kleinen Unterschieden der Stimmqualität aufgrund unterschiedlicher mittlerer Testosteronwerte von stimmgesunden Männern.


Text

Einleitung

Der Testosterongehalt hat einen Einfluss auf die Grundfrequenz der männlichen Stimme und damit auch auf die empfundene Attraktivität von Männern [1], [2], [3], [4]. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch die Stimmqualität durch den Testosterongehalt beeinflusst wird [5]. Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Stimmqualität und Testosterongehalt auf Basis klinischer Parameter zu untersuchen.

Methoden

Die verwendeten Daten wurden im Forschungsprojekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhoben. Für die vorliegende Studie wurde der Tagesmittelwert der Testosteronmenge von 30 gesunden, männlichen Probanden (Durchschnittsalter 22,4 Jahre) sowie Audiosamples verwendet. Die Audiosamples umfassen Aufnahmen gehaltener Phonation sowie Sprachaufnahmen jedes Probanden, aufgenommen zu 3 Tageszeitpunkten. Die Stimmqualität der Probanden wurde apparativ auf Basis der Parameter Jitter, Shimmer und HNR (gehaltene Phonation) und auditiv-perzeptiv mittels RBH-Bewertung von 9 Expertinnen (Sprachaufnahmen) ermittelt. In der statistischen Analyse wurde der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen den Parametern und den mittleren Tagestestosteronwerten der Probanden bestimmt.

Ergebnisse

Sowohl die Parameter Jitter, Shimmer und HNR als auch die audio-perzeptiven RBH-Werte lagen im physiologischen Bereich der gesunden Stimme. Die Intraklassenkorrelationsanalyse ergab zudem eine hohe Reliabilität der Bewertungen durch die 9 Expertinnen. Allerdings konnte für keinen der Parameter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Stimmqualität der Probanden und ihren mittleren Testosteronwerten festgestellt werden.

Diskussion

Aufgrund der stimmgesunden Probanden der Studie sind die Ergebnisse der apparativen Parameter und der RBH-Werte zu erwarten gewesen. Somit ist die Streubreite der Ergebnisse auf den physiologischen Bereich reduziert, wodurch kleinste Veränderungen der Stimmqualität mit diesen klinischen Methoden nur schwer zu erfassen waren. Besonders bei der RBH Bewertung wurden Expertinnen aus dem Bereich der Logopädie herangezogen, deren Fokus auf der Behandlung von Stimmstörungen liegt.

Fazit

Klinische Methoden und Parameter zur Bewertung der Stimmqualität von Stimmstörungen sind möglicherweise zu wenig sensitiv für die Identifikation von kleinen Unterschieden der Stimmqualität aufgrund unterschiedlicher mittlerer Testosteronwerte von stimmgesunden Männern.

Förderung

DFG-Projekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität: hormonelle Einflüsse und berufliches Umfeld“ (WE 5757/4).


Literatur

1.
Weirich M, Simpson AP, Knutti N. Linking testosterone levels in males to vocal cues and voice attractiveness ratings. Physiol Behav. Under review. 2024.
2.
Schild C, Aung T, Kordsmeyer TL, Cardenas RA, Puts DA, Penke L. Linking human male vocal parameters to perceptions, body morphology, strength and hormonal profiles in contexts of sexual selection. Sci Rep. 2020 Dec;10(1):21296. DOI: 10.1038/s41598-020-77940-z Externer Link
3.
Evans S, Neave N, Wakelin D, Hamilton C. The relationship between testosterone and vocal frequencies in human males. Physiol Behav. 2008 Mar;93(4-5):783-8. DOI: 10.1016/j.physbeh.2007.11.033 Externer Link
4.
Dabbs JM, Mallinger A. High testosterone levels predict low voice pitch among men. Pers Individ Dif. 1999;27(4):801-4. DOI: 10.1016/S0191-8869(98)00272-4 Externer Link
5.
Zamponi V, Mazzilli R, Mazzilli F, Fantini M. Effect of sex hormones on human voice physiology: from childhood to senescence. Hormones (Athens). 2021 Dec;20(4):691-6. DOI: 10.1007/s42000-021-00298-y Externer Link