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Zusammenhang zwischen Testosteron und Stimmqualität bei jungen, stimmgesunden Männern
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Veröffentlicht: | 20. August 2024 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Der Testosterongehalt hat einen Einfluss auf die Grundfrequenz der männlichen Stimme und damit auch auf die empfundene Attraktivität von Männern. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch die Stimmqualität durch den Testosterongehalt beeinflusst wird. Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Stimmqualität und Testosterongehalt auf Basis klinischer Parameter zu untersuchen.
Material und Methoden: Die verwendeten Daten wurden im Forschungsprojekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhoben. Für die vorliegende Studie wurde der Tagesmittelwert der Testosteronmenge von 30 gesunden, männlichen Probanden (Durchschnittsalter 22,4 Jahre) sowie Audiosamples verwendet. Die Audiosamples umfassen Aufnahmen gehaltener Phonation sowie Sprachaufnahmen jedes Probanden, aufgenommen zu 3 Tageszeitpunkten. Die Stimmqualität der Probanden wurde apparativ auf Basis der Parameter Jitter, Shimmer und HNR (gehaltene Phonation) und auditiv-perzeptiv mittels RBH-Bewertung von 9 Expertinnen (Sprachaufnahmen) ermittelt. In der statistischen Analyse wurde der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen den Parametern und den mittleren Tagestestosteronwerten der Probanden bestimmt.
Ergebnisse: Sowohl die Parameter Jitter, Shimmer und HNR als auch die audio-perzeptiven RBH-Werte lagen im physiologischen Bereich der gesunden Stimme. Die Intraklassenkorrelationsanalyse ergab zudem eine hohe Reliabilität der Bewertungen durch die 9 Expertinnen. Allerdings konnte für keinen der Parameter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Stimmqualität der Probanden und ihren mittleren Testosteronwerten festgestellt werden.
Diskussion: Aufgrund der stimmgesunden Probanden der Studie sind die Ergebnisse der apparativen Parameter und der RBH-Werte zu erwarten gewesen. Somit ist die Streubreite der Ergebnisse auf den physiologischen Bereich reduziert, wodurch kleinste Veränderungen der Stimmqualität mit diesen klinischen Methoden nur schwer zu erfassen waren. Besonders bei der RBH Bewertung wurden Expertinnen aus dem Bereich der Logopädie herangezogen, deren Fokus auf der Behandlung von Stimmstörungen liegt.
Fazit: Klinische Methoden und Parameter zur Bewertung der Stimmqualität von Stimmstörungen sind möglicherweise zu wenig sensitiv für die Identifikation von kleinen Unterschieden der Stimmqualität aufgrund unterschiedlicher mittlerer Testosteronwerte von stimmgesunden Männern.
Text
Einleitung
Der Testosterongehalt hat einen Einfluss auf die Grundfrequenz der männlichen Stimme und damit auch auf die empfundene Attraktivität von Männern [1], [2], [3], [4]. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass auch die Stimmqualität durch den Testosterongehalt beeinflusst wird [5]. Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Stimmqualität und Testosterongehalt auf Basis klinischer Parameter zu untersuchen.
Methoden
Die verwendeten Daten wurden im Forschungsprojekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhoben. Für die vorliegende Studie wurde der Tagesmittelwert der Testosteronmenge von 30 gesunden, männlichen Probanden (Durchschnittsalter 22,4 Jahre) sowie Audiosamples verwendet. Die Audiosamples umfassen Aufnahmen gehaltener Phonation sowie Sprachaufnahmen jedes Probanden, aufgenommen zu 3 Tageszeitpunkten. Die Stimmqualität der Probanden wurde apparativ auf Basis der Parameter Jitter, Shimmer und HNR (gehaltene Phonation) und auditiv-perzeptiv mittels RBH-Bewertung von 9 Expertinnen (Sprachaufnahmen) ermittelt. In der statistischen Analyse wurde der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen den Parametern und den mittleren Tagestestosteronwerten der Probanden bestimmt.
Ergebnisse
Sowohl die Parameter Jitter, Shimmer und HNR als auch die audio-perzeptiven RBH-Werte lagen im physiologischen Bereich der gesunden Stimme. Die Intraklassenkorrelationsanalyse ergab zudem eine hohe Reliabilität der Bewertungen durch die 9 Expertinnen. Allerdings konnte für keinen der Parameter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Stimmqualität der Probanden und ihren mittleren Testosteronwerten festgestellt werden.
Diskussion
Aufgrund der stimmgesunden Probanden der Studie sind die Ergebnisse der apparativen Parameter und der RBH-Werte zu erwarten gewesen. Somit ist die Streubreite der Ergebnisse auf den physiologischen Bereich reduziert, wodurch kleinste Veränderungen der Stimmqualität mit diesen klinischen Methoden nur schwer zu erfassen waren. Besonders bei der RBH Bewertung wurden Expertinnen aus dem Bereich der Logopädie herangezogen, deren Fokus auf der Behandlung von Stimmstörungen liegt.
Fazit
Klinische Methoden und Parameter zur Bewertung der Stimmqualität von Stimmstörungen sind möglicherweise zu wenig sensitiv für die Identifikation von kleinen Unterschieden der Stimmqualität aufgrund unterschiedlicher mittlerer Testosteronwerte von stimmgesunden Männern.
Förderung
DFG-Projekt „Geschlechtsspezifische phonetische Variabilität: hormonelle Einflüsse und berufliches Umfeld“ (WE 5757/4).
Literatur
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- Weirich M, Simpson AP, Knutti N. Linking testosterone levels in males to vocal cues and voice attractiveness ratings. Physiol Behav. Under review. 2024.
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- Schild C, Aung T, Kordsmeyer TL, Cardenas RA, Puts DA, Penke L. Linking human male vocal parameters to perceptions, body morphology, strength and hormonal profiles in contexts of sexual selection. Sci Rep. 2020 Dec;10(1):21296. DOI: 10.1038/s41598-020-77940-z
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- Evans S, Neave N, Wakelin D, Hamilton C. The relationship between testosterone and vocal frequencies in human males. Physiol Behav. 2008 Mar;93(4-5):783-8. DOI: 10.1016/j.physbeh.2007.11.033
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- Dabbs JM, Mallinger A. High testosterone levels predict low voice pitch among men. Pers Individ Dif. 1999;27(4):801-4. DOI: 10.1016/S0191-8869(98)00272-4
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- Zamponi V, Mazzilli R, Mazzilli F, Fantini M. Effect of sex hormones on human voice physiology: from childhood to senescence. Hormones (Athens). 2021 Dec;20(4):691-6. DOI: 10.1007/s42000-021-00298-y