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39. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

28.09. - 01.10.2023, Köln

Granularzelltumor des Larynx – eine seltene Differentialdiagnose

Poster

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  • corresponding author presenting/speaker Shabnam Shahpasand - Phoniatrie und Pädaudiologie, Göttingen, Deutschland
  • Felix Bremmer - Pathologie, Göttingen, Deutschland
  • author Arno Olthoff - Phoniatrie und Pädaudiologie, Göttingen, Deutschland

39. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Köln, 28.09.-01.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP30

doi: 10.3205/23dgpp62, urn:nbn:de:0183-23dgpp629

Veröffentlicht: 20. September 2023

© 2023 Shahpasand et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Wir berichten über eine 6-jährige Patientin, die uns im September 2021 aufgrund einer seit ca. einem Jahr bestehenden Dysphonie zugewiesen wurde. Eine alio loco erfolgte Biopsie ergab den Verdacht auf eine seltene Entität- einen Granularzelltumor (GZT).

Material und Methoden: Bei der Erstvorstellung erfolgten eine Videolupenlaryngoskopie, eine Videostroboskopie sowie eine perzeptive und objektive Stimmanalyse. Hier imponierte ein glatt vorgewölbter Tumor der rechten Stimmlippe mit eingeschränkter Stimmqualität (R2 B2 H2).

Ergebnisse: Im Oktober 2021 erfolgte eine lasermikrochirurgische Befundexzision mit dem Nachweis eines gutartigen GZT, welcher in sano reseziert wurde. Nach Abheilung war die Stimme nunmehr unbeeinträchtigt (R0 B0 H0). Bis dato zeigte sich kein Rezidivtumor.

Diskussion: GZT sind eine seltene, zumeist gutartige Tumorentität. Die Erstbeschreibung erfolgte 1926 von Abrikossoff, daher werden sie mitunter auch als „Abrikossoff-Tumoren“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um subkutan oder submukös gelegene Tumore neurogenen Ursprungs. Im Kopf-Hals-Bereich ist vornehmlich die Zunge befallen. Eine laryngeale Manifestation ist außerordentlich selten und nach unserer Literaturrecherche ca. 200 mal beschrieben. Eine histologische Abklärung ist zum Malignomausschluss unumgänglich.

Fazit: Eine über Wochen persistierende Dysphonie erfordert stets einen Tumorausschluss, auch im Kindesalter. Die Therapie der Wahl von GZT ist eine vollständige chirurgische Exzision, um eine Rezidivgefahr zu minimieren. Dennoch sind regelmäßige laryngoskopische Nachkontrollen insbesondere auch bei der Gefahr eines multilokulären Auftretens sinnvoll.


Text

Hintergrund

Wir berichten über den Fall einer 6-jährigen Patientin, die uns im September 2021 aufgrund einer seit ca. einem Jahr bestehenden Dysphonie zugewiesen wurde. Eine alio loco erfolgte Biopsie der rechten Stimmlippe ergab den Verdacht auf einen Granularzelltumor (GZT).

Material & Methoden

Bei der Erstvorstellung und auch postoperativ erfolgten eine Videolupenlaryngoskopie sowie eine perzeptive und objektive Stimmanalyse. Hierfür wurden das RHB-Schema sowie das Göttinger-Heiserkeitsdiagramm (Gö-HD) eingesetzt. Eine Videostroboskopie wurde von der jungen Patientin nicht toleriert.

Ergebnisse

Präoperativ imponierte ein glatt vorgewölbter Tumor der rechten Stimmlippe sowie eine eingeschränkte Stimmqualität (R2 B2 H2) (siehe Abbildung 1d [Abb. 1]). Im Oktober 2021 erfolgte eine CO2-lasermikrochirurgische Befundexzision mit dem Nachweis eines gutartigen GZT, welcher in sano reseziert wurde. Nach Abheilung war die Stimme nunmehr unbeeinträchtigt (R0 B0 H0). Die objektive Stimmanalyse ergab eine Verbesserung der Irregularitäts- und Rauschkomponente von prä- zu postoperativ von 6,21 (± 1,25 Standardabweichung) auf 5,52 (± 1,33) sowie 3,16 (± 0,89) auf 2,83 (± 0,90). Bis dato zeigte sich kein Rezidivtumor.

Diskussion

GZT, auch nach Ihrem Erstbeschreiber „Abrikossoff-Tumore“ genannt, sind eine seltene, zumeist gutartige Tumorentität [1], [2], [3]. Hierbei handelt es sich um subkutan oder submukös gelegene Tumore neuroektodermalen Ursprungs. GZT können alle Körperregionen befallen. In der Literatur werden sie am häufigsten im Kopf-Hals-Bereich, vornehmlich im Bereich der Zunge beschrieben. Eine laryngeale Manifestation ist außerordentlich selten und nach unserer Literaturrecherche ca. 100-200 mal beschrieben [1], [2], [3]. Prädilektionsstelle im Larynx ist der posteriore Stimmlippenanteil [1], [2]. Eine histologische Abklärung ist zum Malignomausschluss unumgänglich. Das histopathologische Bild imponiert durch einen Weichteiltumor aus großen epitheloiden Zellen mit körnigem Zytoplasma. Die epithelioide Zellen stammen von Schwann'schen Zellen [4] (siehe Abbildung 1 a-c [Abb. 1]). In unserem Fall bestanden keine Anzeichen eines malignen GZT wie z.B. vesikuläre Kerne mit prominenten Nukleolen, eine erhöhte mitotische Aktivität (> 2 Mitosen/2 mm2) und geografische Nekrosen (siehe Abbildung 1c [Abb. 1]). In der Immunhistochemischen Färbung sind GZT unabhängig vom Malignitätsgrad positiv für S100, Nestin und Calretinin. Aufgrund ihres reichlichen lysosomalen Zytoplasmagehalts sind die Tumoren auch für CD68 positiv [4] (siehe Abbildung 1b [Abb. 1]).

Fazit

Eine über Wochen persistierende Dysphonie erfordert stets einen Tumorausschluss, auch im Kindesalter. Die Therapie der Wahl von GZT ist eine vollständige chirurgische Exzision, um eine Rezidivgefahr zu minimieren. Diese beträgt zwischen 2-3% und können in 1-2% maligne transformieren [1], [2]. Regelmäßige laryngoskopische Nachkontrollen sind insbesondere auch bei der Gefahr eines multilokulären Auftretens sinnvoll.


Literatur

1.
Hackenberg S, Kraus F, Scherzad A. Rare Diseases of Larynx, Trachea and Thyroid. Laryngorhinootologie. 2021;100:S1–S36. DOI: 10.1055/a-1337-5703 Externer Link
2.
Reiter R, Ruess J, Brosch S, Pickhard A. Therapierefraktäre Heiserkeit bei Granularzelltumor der Stimmlippe. Laryngo-Rhino-Otol. 201;695:125–126. DOI: 10.1055/s-0041-110532 Externer Link
3.
Storck C, Savic S, Egli J, Fischer C, Wolfensberger M. Granularzelltumor des Larynx. HNO. 2008;56:1229–1232. DOI: 10.1007/s00106-008-1675-4 Externer Link
4.
WHO Classification of Tumours Editorial Board. Soft Tissue and Bone Tumours, WHO classification of tumours series. 5th ed. Vol. 3. Lyon: 2020.