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Normwerte in der Dysphagie-Diagnostik – Einschätzung postdeglutitiver pharyngealer Residuen bei unbeeinträchtigten Proband:innen
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Veröffentlicht: | 26. September 2022 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Im phoniatrischen Klinikalltag werden Schluckstörungen entweder mittels endoskopischer Schluckuntersuchung und/oder durch eine videofluoroskopische Schluckuntersuchung abgeklärt. Zur Beurteilung der diagnostischen Ergebnisse oder des Erfolgs einer Schlucktherapie werden Normdaten als Vergleichsmaterial benötigt. Für die Einschätzung postdeglutitiver pharyngealer Residuen fehlen bisher objektive Angaben. Ziel unserer Studie war es, eine erste Einschätzung postdeglutitiver Residuen bei Proband:innen ohne Schluckbeschwerden vorzunehmen.
Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie unterzogen sich fünf unbeeinträchtigte Proband:innen einer endoskopischen Schluckuntersuchung in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie des Universitätsklinikums Erlangen. Die entstandenen Aufnahmen wurden im Anschluss von drei unabhängigen Bewerter:innen anhand multipler Skalen (u. a. Penetrations-Aspirations-Skala nach Rosenbek et al., Yale Residue Scale) beurteilt. Alle beobachteten Residuen wurden in eine standardisierte, anatomische Maske gemäß Ort und Umfang eingetragen. Zur besseren Einordnung der verschiedenen Einschätzungen der einzelnen Beurteiler:innen, wurde die Interraterreliabilität bestimmt.
Ergebnisse: Auch bei Proband:innen ohne subjektive Schluckbeschwerden traten postdeglutitive pharyngeale Residuen auf. Diese zeigten sich konsistenzspezifisch bei flüssigen und festen Nahrungsmitteln. Als Lokalisationsorte konnten die Valleculae, beide Sinus piriformes und supraglottale Strukturen festgestellt werden.
Diskussion: Die unterschiedliche Skalenbewertung der einzelnen Bewerter:innen bestätigte die derzeitige Subjektivität der Einschätzung, ob es sich um einen pathologischen Befund handelt. Als Ursachen der Residuen erscheinen geringfügig ausgeprägte Pathomechanismen, Einflüsse der Viskosität der Konsistenzen sowie die Schleimhautbeschaffenheit als am wahrscheinlichsten.
Fazit: Eine isolierte Beobachtung von Residuen sollte zunächst nicht direkt als pathologisch gewertet, sondern stets in Bezug zur Anamnese und zu weiteren Befunden gesetzt werden.
Text
Hintergrund
Im phoniatrischen Klinikalltag werden Schluckstörungen entweder mittels endoskopischer Schluckuntersuchung und/oder durch eine videofluoroskopische Schluckuntersuchung abgeklärt. Zur Beurteilung der diagnostischen Ergebnisse oder des Erfolgs einer Schlucktherapie werden Normdaten als Vergleichsmaterial benötigt. Für die Einschätzung postdeglutitiver pharyngealer Residuen fehlen bisher objektive Angaben. Ziel unserer Studie war es, eine erste Einschätzung postdeglutitiver Residuen bei Proband:innen ohne Schluckbeschwerden vorzunehmen.
Material und Methoden
Im Rahmen einer prospektiven Studie unterzogen sich fünf unbeeinträchtigte Proband:innen einer endoskopischen Schluckuntersuchung in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie des Universitätsklinikums Erlangen. Die entstandenen Aufnahmen wurden im Anschluss von drei unabhängigen Bewerter:innen anhand multipler Skalen (u. a. Penetrations-Aspirations-Skala nach Rosenbek et al., Yale Residue Scale) beurteilt. Alle beobachteten Residuen wurden in eine standardisierte, anatomische Maske gemäß Ort und Umfang eingetragen. Zur besseren Einordnung der verschiedenen Einschätzungen der einzelnen Beurteiler:innen, wurde die Interraterreliabilität bestimmt.
Ergebnisse
Auch bei Proband:innen ohne subjektive Schluckbeschwerden traten postdeglutitive pharyngeale Residuen auf. Diese zeigten sich konsistenzspezifisch bei flüssigen und festen Nahrungsmitteln. Als Lokalisationsorte konnten die Valleculae, beide Sinus piriformes und supraglottale Strukturen festgestellt werden.
Diskussion
Die unterschiedliche Skalenbewertung der einzelnen Bewerter:innen bestätigte die derzeitige Subjektivität der Einschätzung, ob es sich um einen pathologischen Befund handelt. Als Ursachen der Residuen erscheinen geringfügig ausgeprägte Pathomechanismen, Einflüsse der Viskosität der Konsistenzen sowie die Schleimhautbeschaffenheit als am wahrscheinlichsten.
Fazit
Eine isolierte Beobachtung von Residuen sollte zunächst nicht direkt als pathologisch gewertet, sondern stets in Bezug zur Anamnese und zu weiteren Befunden gesetzt werden.