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Hörstörungen nach bakteriellen Meningitiden – Vorschlag für eine strukturierte Vorgehensweise in der Diagnostik
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Veröffentlicht: | 26. September 2022 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Bakterielle Meningitiden treten in Industrienationen mit einer Häufigkeit von 1–10 /100.000 auf. Mehr als 90% der Meningitiden werden durch Haemophilus influenzae, Pneumokokken (PK) und Meningokokken verursacht. Bis zu 30% der Patienten erleiden einen Hörverlust (HV), am häufigsten durch PK verursacht. In Deutschland ist von bis zu 500 Patienten jährlich, die postmeningitisch einen gravierenden HV entwickeln, auszugehen. Der Altersgipfel der bakteriellen Meningitis hat sich durch die Aufnahme entsprechender Impfungen in die Empfehlungen der Stiko deutlich in die Gruppe der unter 2-jährigen und damit in die Altersgruppe verschoben, in der die Sprachentwicklung maßgeblich stattfindet. Bereits zu Beginn der Erkrankung kann eine Fibrosierung der basalen cochleären Windung auftreten, weshalb eine sehr zeitnahe Diagnostik von großer Bedeutung ist. Nur so kann einer verspäteten Versorgung mit einem Cochlea Implantat (CI) entgegengewirkt werden. Es fehlen hierzulande Empfehlungen zur Hördiagnostik bei Kindern mit bakterieller Meningitis. Wir schlagen hier ein Vorgehen zur audiologischen Diagnostik bei diesen Kindern vor und berichten von ersten Erfahrungen damit.
Material und Methoden: Nach ausführlicher Literaturrecherche wurde von unserer Arbeitsgruppe 2015 ein erstes Schema zur audiologischen Diagnostik entwickelt und in den letzten Jahren im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf umgesetzt. Kinder erhalten frühzeitig eine Hördiagnostik mit otoakustischen Emissionen und ggf. Hirnstammaudiometrie. Bei Auffälligkeiten wird zeitnah ein T2-gewichtetes MRT durchgeführt; ggf. erfolgt dann innerhalb von Tagen eine CI-Versorgung.
Ergebnisse: An mehreren exemplarischen Fällen wird demonstriert, wie wesentlich die frühzeitige erweiterte Hördiagnostik für eine erfolgreiche Implantation ist. Bei initial unauffälligem Befund erscheint eine längerfristige engmaschige Nachbeobachtung nicht notwendig. Eine verspätete CI-Versorgung birgt das Risiko einer Ossifikation, gefährdet den OP-Erfolg und damit den Erwerb von Lautsprache.
Diskussion: Ein strukturiertes Vorgehen zur Diagnose eines postmeningitischen HV ermöglicht es, die betroffenen Kinder rechtzeitig mit CIs zu versorgen, um eine lautsprachliche Entwicklung zu ermöglichen. Da die cochleäre Ossifikation schon wenige Tage nach bakterieller Meningitis beginnen kann, ist die frühzeitige Diagnose und CI-Implantation äußerst wichtig.
Fazit: Mit dem vorgestellten Diagnostikalgorithmus kann die Versorgung von postmeningitisch ertaubten Kindern maßgeblich verbessert werden.
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Hintergrund
Bakterielle Meningitiden treten in Industrienationen mit einer Häufigkeit von 1–10/100.000 auf. Mehr als 90% der Meningitiden werden durch Haemophilus influenzae, Pneumokokken (PK) und Meningokokken verursacht. Bis zu 30% der Patienten erleiden einen Hörverlust (HV), am häufigsten durch PK verursacht. In Deutschland ist von bis zu 500 Patienten jährlich, die postmeningitisch einen gravierenden HV entwickeln, auszugehen. Der Altersgipfel der bakteriellen Meningitis hat sich durch die Aufnahme entsprechender Impfungen in die Empfehlungen der Stiko deutlich in die Gruppe der unter 2-Jährigen und damit in die Altersgruppe verschoben, in der die Sprachentwicklung maßgeblich stattfindet. Bereits zu Beginn der Erkrankung kann eine Fibrosierung der basalen cochleären Windung auftreten, weshalb eine sehr zeitnahe Diagnostik von großer Bedeutung ist. Nur so kann einer verspäteten Versorgung mit einem Cochlea Implantat (CI) entgegengewirkt werden. Es fehlen hierzulande Empfehlungen zur Hördiagnostik bei Kindern mit bakterieller Meningitis. Wir schlagen hier ein Vorgehen zur audiologischen Diagnostik bei diesen Kindern vor und berichten von ersten Erfahrungen damit.
Material und Methoden
Nach ausführlicher Literaturrecherche wurde von unserer Arbeitsgruppe 2015 ein erstes Schema zur audiologischen Diagnostik entwickelt und in den letzten Jahren im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf umgesetzt. Kinder erhalten frühzeitig eine Hördiagnostik mit otoakustischen Emissionen und ggf. Hirnstammaudiometrie. Bei Auffälligkeiten wird zeitnah ein T2-gewichtetes MRT durchgeführt; ggf. erfolgt dann innerhalb von Tagen eine CI-Versorgung.
Ergebnisse
An mehreren exemplarischen Fällen wird demonstriert, wie wesentlich die frühzeitige erweiterte Hördiagnostik für eine erfolgreiche Implantation ist. Bei initial unauffälligem Befund erscheint eine längerfristige engmaschige Nachbeobachtung nicht notwendig. Eine verspätete CI-Versorgung birgt das Risiko einer Ossifikation, gefährdet den OP-Erfolg und damit den Erwerb von Lautsprache.
Diskussion
Ein strukturiertes Vorgehen zur Diagnose eines postmeningitischen HV ermöglicht es, die betroffenen Kinder rechtzeitig mit CIs zu versorgen, um eine lautsprachliche Entwicklung zu ermöglichen. Da die cochleäre Ossifikation schon wenige Tage nach bakterieller Meningitis beginnen kann, ist die frühzeitige Diagnose und CI-Implantation äußerst wichtig.
Fazit
Mit dem vorgestellten Diagnostikalgorithmus (Abbildung 1 [Abb. 1]) kann die Versorgung von postmeningitisch ertaubten Kindern maßgeblich verbessert werden.