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37. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 18.09.2021, digital

Digitales Studium in Zeiten der Distanzlehre

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Fabian Kraus - IZSS, Pädaudiologie und Phoniatrie, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Stefan Kaulitz - HNO, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Stephan Hackenberg - HNO, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Wafaa Shehata-Dieler - IZSS, Pädaudiologie und Phoniatrie, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • author Rudolf Hagen - HNO, Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Deutschland

37. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). sine loco [digital], 17.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV21

doi: 10.3205/21dgpp45, urn:nbn:de:0183-21dgpp451

Veröffentlicht: 28. Oktober 2021

© 2021 Kraus et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurde 2020 kurzfristig die Umsetzung einer digitalen Distanzlehre notwendig. In den Jahren zuvor spielte die digitale Lehre gegenüber der Präsenzlehre nur eine untergeordnete Rolle. Durch die Notwendigkeit einer Distanzlehre mussten zügig neue Formate aufgestellt werden, um Wissensinhalte interessant, plastisch und auch kompakt vermitteln zu können. Die folgende Arbeit stellt das Konzept an der HNO-Universitätsklinik Würzburg mit dem interdisziplinären Zentrum für Stimme und Schlucken und der Phoniatrie Würzburg dar.

Material und Methoden: An der HNO-Universitätsklinik Würzburg haben sich aus verschiedenen Projekten und Ideen Grundlagen ergeben, um eine Distanzlehre als auch eine sogenannte Hybridlehre zu etablieren. Die Formate wurden für die Student*innen der medizinischen Fakultät aber auch der humanwissenschaftlichen Fakultät mit dem Studiengang akademische Sprachheiltherapie und Logopädie sowie Sonderpädagogik zugeschnitten. Mit Hilfe der Hygiene- und Raumkonzepte konnten die Semester- und Modulprüfungen abgehalten werden.

Ergebnisse: Die digitale Lehre steht auf 3 Pfeilern: der digitalen, asynchron verfügbaren Hauptvorlesung mit regelmäßigen Online- bzw Hybrid-Fragenseminaren („10 Fragen – 30 Minuten“), Case-Trains als Repetitorium und Vertiefung der Inhalte und digitalen Videoformaten mit Patientenvorstellungen in der Sprechstunde („Über die Schulter geschaut“). Zusätzlich werden als fakultative Ergänzung Audio- und Video-Podcasts („Phon-O-Ton“) mit Inhalten zu besonderen Themen zur Verfügung gestellt. An den Prüfungen konnten alle Studenten regelrecht teilnehmen. Das durchschnittliche Niveau der Semester- und Modulprüfungen konnte im Vergleich zu den Vorjahren gehalten werden.

Diskussion: Durch die Entwicklung einer Distanzlehre im Rahmen der COVID-19-Pandemie konnten an der HNO-Universitätsklinik Würzburg viele neue Studien-Formate etabliert werden. Dabei kann die Distanzlehre eine Präsenzlehre – insbesondere der Praktika – nicht ersetzen. Allerdings zeigen die neuen digitalen Veranstaltungen neue Wege für die Vermittlung der Inhalte als auch die Möglichkeit einer asynchronen, mehrfach abrufbaren Lehre auf und werden auch in Zukunft Bestandteil bleiben.

Fazit: Der Schritt zur digitalen Lehre konnte und musste durch die COVID-19-Pandemie schnell vorangetrieben werden. In Zukunft steht den Student*innen nun ein Portfolio zur Verfügung, welches die Lehre modern, interessant, motivierend aber auch individuell gestaltet.


Text

Einleitung

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurde 2020 kurzfristig die Umsetzung einer digitalen Distanzlehre notwendig. In den Jahren zuvor spielte die digitale Lehre gegenüber der Präsenzlehre nur eine untergeordnete Rolle. Durch die Notwendigkeit einer Distanzlehre mussten zügig neue Formate aufgestellt werden, um Wissensinhalte interessant, plastisch und auch kompakt vermitteln zu können. In der Zwischenzeit sind auf der Grundlage der pandemisch bedingten, wechselnden Einschränkungen durch Lockerungen neben sogenannten „Hybrid-Veranstaltungen“ auch Präsenzveranstaltungen möglich. Alle drei Veranstaltungsformen wirken in einer neu aufgebauten Lehre synergistisch. Die folgende Arbeit stellt das Konzept an der HNO-Universitätsklinik Würzburg mit dem interdisziplinären Zentrum für Stimme und Schlucken und der Phoniatrie Würzburg dar.

Material und Methoden

An der HNO-Universitätsklinik Würzburg haben sich aus verschiedenen Projekten und Ideen Grundlagen ergeben, um eine Distanzlehre als auch eine sogenannte Hybridlehre zu etablieren. Die Formate wurden für die Studenten:Innen der medizinischen Fakultät aber auch der humanwissenschaftlichen Fakultät mit dem Studiengang akademische Sprachheiltherapie und Logopädie sowie Sonderpädagogik zugeschnitten.

Ergebnisse

Die digitale Lehre steht dabei auf 3 Pfeilern: der digitalen, asynchron verfügbaren Hauptvorlesung mit regelmäßigen Online- bzw. Hybrid-Fragenseminaren „10 Fragen – 30 Minuten“, Case Trains als Repetitorium und Vertiefung der Inhalte als auch digitalen Videoformaten mit Patientenvorstellungen in der Sprechstunde („Über die Schulter geschaut“). Zusätzlich werden als fakultative Ergänzung Audio- und Video-Podcasts („Phon-O-Ton“) mit Inhalten zu besonderen Themen zur Verfügung gestellt (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Digitale Hauptvorlesung: Die digitalen Hauptvorlesungen werden als eingesprochene Präsentationen im Videoformat auf der universitätseigenen Plattform „WueCampus“ zur Verfügung gestellt. Die Formate wurden mit Studiomikrofonen aufgenommen, um eine hochwertige Tonaufnahme zu gewährleisten. Zusätzlich wurden die Skripte der einzelnen Vorlesungen auf „WueCampus“ hochgeladen.

„10 Fragen – 30 Minuten“: Nach einem Themenblock – etwa alle 3–4 Vorlesungen – haben die Student:innen die Möglichkeit, schriftlich Fragen zu den Inhalten zu stellen. In einer Hybridveranstaltung werden diese Fragen im Hörsaal mit einem Live-Stream beantwortet. Je nach Infektionslage können bis zu 30 Studenten im Hörsaal anwesend sein. Die Vergabe der Plätze richtet sich nach dem Eingang der Fragen.

Case Trains: In einem Case Train werden entweder echte Praxisfälle oder praxisnahe, didaktisch aufbereite Problemfälle den Student:innen abschnittsweise und interaktiv präsentiert. Nach dem Lösen durch vorgegebene Antwortmöglichkeiten oder eine Freitexteingabe erfolgt eine sofortige Rückmeldung mit entsprechenden Lehrinhalten und weiterführenden Informationen sowie Abbildungen oder Videos. Die Fälle eignen sich sowohl zum Überprüfen von zuvor erworbenem Wissen als auch als Grundlage für das Problemorientierte Lernen.

Über die Schulter geschaut: Über die Schulter geschaut ist ein Videoformat, bei dem Patient:innen spontan in der Sprechstunde begleitet werden. Hierdurch können Anamnese, Diagnostik, Befundbesprechung und ggf. auch Therapie nachvollzogen werden. Als Grundlage zum Verständnis dienen Videotutorials zur HNO-Spiegeluntersuchung.

Phon-O-Ton: Im Mittelpunkt des monatlich erscheinenden Podcast „Phon-O-Ton“ stehen Patient:innen, die über ihre Erfahrungen mit ihrer Erkrankung und deren Behandlung berichten. Hier hören die Student:innen aus einer individuellen Perspektive die Geschichte der Patient:innen mit zusätzlichen medizinischen Informationen.

Diskussion

Durch die Entwicklung einer Distanzlehre im Rahmen der Covid-19-Pandemie konnten an der HNO-Universitätsklinik Würzburg viele neue Studien-Formate etabliert werden. Dabei kann die Distanzlehre eine Präsenzlehre – insbesondere die Praktika – nicht ersetzen. Allerdings zeigen die neuen digitalen Veranstaltungen neue Wege für die Vermittlung der Inhalte als auch die Möglichkeit einer asynchronen, mehrfach abrufbaren Lehre. Die digitalen Medien eröffnen ein Lehren und Lernen mit neuen didaktischen Möglichkeiten. Diese werden auch in Zukunft Bestandteil bleiben. Die digitalen Formate wurden von den Student:innen gut angenommen und ermöglichen ein kontinuierliches Niveau auch unabhängig vom klinischen Alltag. Das durchschnittliche Niveau der Semester- und Modulprüfungen konnte im Vergleich zu den Vorjahren gehalten werden.

Fazit

Der Schritt zur digitalen Lehre konnte und musste durch die Covid-19-Pandemie schnell vorangetrieben werden. In Zukunft steht den Student*innen nun ein Portfolio zur Verfügung, welches die Lehre modern, interessant, motivierend aber auch individuell gestaltet.


Literatur

1.
Kaulitz S, Engert J, Roos C, Filsinger M, König S, Hackenberg S. Digital practical course of otorhinolaryngology and examination technique “to go”. GMS J Med Educ. 2020;37(7):Doc67. DOI: 10.3205/zma001360 Externer Link