gms | German Medical Science

37. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 18.09.2021, digital

Einsatz einer medizinischen Trinkhilfe zur Reduktion des Aspirationsrisikos

Vortrag

  • author presenting/speaker Olivia Jeleff-Wölfler - HNO Klinik, Phoniatrie, Klinikum rechts der Isar, TUM, München, Deutschland
  • Lena Richter - HNO Klinik, Phoniatrie, Klinikum rechts der Isar, TUM, München, Deutschland
  • Berit Schilling - HNO Klinik, Phoniatrie, Klinikum rechts der Isar, TUM, München, Deutschland
  • Silke Wunderlich - Neurologische Klinik, Phoniatrie, Klinikum rechts der Isar, TUM, München, Deutschland
  • corresponding author Simone Graf - NO Klinik, Phoniatrie, Klinikum rechts der Isar, TUM, München, Deutschland

37. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). sine loco [digital], 17.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV27

doi: 10.3205/21dgpp17, urn:nbn:de:0183-21dgpp171

Veröffentlicht: 28. Oktober 2021

© 2021 Jeleff-Wölfler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Zusammenfassung

Hintergrund: Durch das Schluckmanöver „Chin down“ (Kopfanteflexion) kann das Aspirationsrisiko gesenkt werden. Bei der medizinischen Trinkhilfe „Sippa“ der Firma Iuvas wird Flüssigkeit in eine Membran, die über einer Tasse gespannt ist, gefüllt. Durch das Gewicht der Flüssigkeit dehnt sich die Membran in die Tasse aus. Je mehr Flüssigkeit, umso mehr wölbt sich die Membran in die Tasse. Dadurch verbleibt immer Flüssigkeit an der oberen Kante der Tasse. Der Patient kann in aufrechter Position trinken, ohne den Kopf nach vorne zu neigen.

Im Rahmen der Studie sollte evaluiert werden, ob mit Hilfe dieses Bechers das Aspirationsrisiko im Vergleich zum Trinken aus einer herkömmlichen Tasse bzw. aus einem Schnabelbecher sinkt.

Material und Methoden: Alle 44 Probanden erhielten eine endoskopische Schluckuntersuchung (FEES). 24 Probanden hatten eine strukturelle Dysphagie und 24 Patienten eine neurogene Dysphagie. Zunächst tranken sie einen Einzelschluck und im Anschluss 60 ml Wasser sukzessive jeweils aus einem herkömmlichen Trinkgefäß (Glas oder Schnabelbecher entsprechend der persönlichen Gewohnheit) und dem Sippa-Becher. Die Reihenfolge der Darreichungsform (herkömmliches Trinkgefäß oder Sippa) wurde in einem Cross-Over-Design randomisiert. Dadurch ergeben sich vier Experimentalgruppen. Die Videosequenzen wurden verblindet von zwei Ratern ausgewertet. Die Erfassung der Schlucksicherheit erfolgte mit der Penetration-Aspiration-Scale und der Schluckeffizienz mit der Yale Pharyngeal Residue Severity Rating Scale.

Ergebnisse: Die Resultate der 44 Patienten werden präsentiert. Die Ergebnisse der Schlucksicherheit ermittelt durch die Penetration-Aspiriation-Scale und die Schluckeffizienz durch die Yale Pharyngeal Residue Severity Rating Scale wird für den Sippa-Becher und für die herkömmliche Tasse dargestellt. Die Schlucksicherheit der Sukzessivschlucke war signifikant besser mit einem p-Wert von 0,025. Die Schluckeffizient bei Einzelschlucken zeigte eine signifikante Besserung bei den Residuen in den Sinus piriformes (p=0.033) mit der medizinischen Trinkhilfe.

Diskussion: Die medizinische Trinkhilfe (Sippa-Becher) hatte in der vorliegenden Studie sowohl signifikante Effekte auf die Schlucksicherheit als auch auf die Schluckeffizienz im Vergleich zum Trinken aus einem herkömmlichen Trinkgefäß (Glas oder Schnabelbecher).

Fazit: Patienten, die von dem Schluckmanöver „Chin down“ profitieren, haben durch die medizinische Trinkhilfe eine bessere Schlucksicherheit und Schluckeffizienz.


Text

Hintergrund

Durch das Schluckmanöver „Chin down“ (Kopfanteflexion) kann das Aspirationsrisiko gesenkt werden. Bei der medizinischen Trinkhilfe „Sippa“ der Firma Iuvas wird Flüssigkeit in eine Membran, die über einer Tasse gespannt ist, gefüllt. Durch das Gewicht der Flüssigkeit dehnt sich die Membran in die Tasse aus. Je mehr Flüssigkeit, umso mehr wölbt sich die Membran in die Tasse. Dadurch verbleibt immer Flüssigkeit an der oberen Kante der Tasse. Der Patient kann in aufrechter Position trinken, ohne den Kopf nach vorne zu neigen.

Im Rahmen der Studie sollte evaluiert werden, ob mit Hilfe dieses Bechers das Aspirationsrisiko im Vergleich zum Trinken aus einer herkömmlichen Tasse bzw. aus einem Schnabelbecher sinkt.

Material und Methoden

Alle 44 Probanden erhielten eine endoskopische Schluckuntersuchung (FEES). 24 Probanden hatten eine strukturelle Dysphagie und 24 Patienten eine neurogene Dysphagie. Zunächst tranken sie einen Einzelschluck und im Anschluss 60 ml Wasser sukzessive jeweils aus einem herkömmlichen Trinkgefäß (Glas oder Schnabelbecher entsprechend der persönlichen Gewohnheit) und dem Sippa-Becher. Die Reihenfolge der Darreichungsform (herkömmliches Trinkgefäß oder Sippa) wurde in einem Cross-Over-Design randomisiert. Dadurch ergeben sich vier Experimentalgruppen. Die Videosequenzen wurden verblindet von zwei Ratern ausgewertet. Die Erfassung der Schlucksicherheit erfolgte mit der Penetration-Aspiration-Scale und der Schluckeffizienz mit der Yale Pharyngeal Residue Severity Rating Scale.

Ergebnisse

Die Resultate der 44 Patienten werden präsentiert. Die Ergebnisse der Schlucksicherheit ermittelt durch die Penetration-Aspiriation-Scale und die Schluckeffizienz durch die Yale Pharyngeal Residue Severity Rating Scale wird für den Sippa-Becher und für die herkömmliche Tasse dargestellt. Die Schlucksicherheit der Sukzessivschlucke war signifikant besser mit einem p-Wert von 0,025. Die Schluckeffizient bei Einzelschlucken zeigte eine signifikante Besserung bei den Residuen in den Sinus piriformes (p=0.033) mit der medizinischen Trinkhilfe.

Diskussion

Die medizinische Trinkhilfe (Sippa-Becher) hatte in der vorliegenden Studie sowohl signifikante Effekte auf die Schlucksicherheit als auch auf die Schluckeffizienz im Vergleich zum Trinken aus einem herkömmlichen Trinkgefäß (Glas oder Schnabelbecher).

Fazit

Patienten, die von dem Schluckmanöver „Chin down“ profitieren, haben durch die medizinische Trinkhilfe eine bessere Schlucksicherheit und Schluckeffizienz.