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Der Goldstandard zur Evaluation des Schluckaktes bei Vorliegen einer Dysphagie sowie zur Detektion pharyngokutaner Fisteln ist seit Jahrzehnten eine kontrastmittelgestützte Aufnahme der Schluckstraße (Videofluoroskopie (VF), Röntgenbreischluck) [1]. Diese Untersuchung ist mit einer nicht unerheblichen Röntgenstrahlenbelastung sowie potentieller allergischer Reaktionen auf das Kontrastmittel (Bariumsulfat) verbunden. Als Alternative wird die Magnetresonanztomographie in Echtzeit („real time MRI“) zur Evaluation des Schluckaktes sowie der Gewebemorphologie bei neurologischen Erkrankungen beschrieben [2]. Als Kontrastmittel hierzu dient handelsüblicher Ananassaft.

Die hohe Bildfrequenz der Echtzeit-MRT wurde in vorherigen Studien zur bewegten Abbildung des Schluckvorganges mit 24 Bildern pro Sekunde genutzt [2]. Nun soll die hohe Bildfrequenz der raschen und bewegungsresistenten Abbildung des Halsvolumens in dieser Studie dienen. Eine erste Anwendung soll die Fisteldiagnostik nach Laryngektomie sein. In der Literatur wird das Vorkommen einer pharyngokutanen Fistel (Speichelfistel) als häufigste postoperative Komplikation nach Laryngektomie (LE), mit einer Inzidenzrate von 3% - 65% beschrieben [3], [4].

Die dynamische Nutzung der Echtzeit-MRT wurde zur schnellen Volumenabdeckung erweitert, indem nach jedem Einzelbild mit einer Messzeit von nur 50 Millisekunden die Position der Schichtebene um 10% (0.4 mm) der Schichtdicke (4 mm) weitergeschoben wurde.

Das neuartige Verfahren wurde zunächst an einem normalen und gesunden Hals geprüft. Weil in Folgestudien die Detektion von Halsfisteln untersucht werden soll, wurde zudem der Hals eines vor mehreren Jahren laryngektomierten Patienten in gleicher Weise gemessen.

Ein 80 mm großes, T1-gewichtetes Volumen im Halsbereich konnte mit 200 überlappenden Schichtbildern in nur 10 Sekunden vermessen werden, wobei die einzelnen Aufnahmen keinerlei Bewegungsartefakte aufwiesen. Sowohl beim gesunden Hals als auch beim Hals des laryngektomierten Patienten gelang die schnelle Abbildung des gesamten Halsvolumens in hoher räumlicher Auflösung (0.75x0.75 mm). Insbesondere die bei Fisteldiagnostiken wesentlichen Halsweichteile oberhalb des Stomas waren gut beurteilbar.

Die herkömmlichen MRT-Techniken sind für anatomische Untersuchungen der Halsregion, vor allem bei laryngektomierten Patienten, nicht geeignet. Messzeiten bis zu mehreren Minuten wären nötig, um die Halsregion vollständig darzustellen. Während dieser langen Messzeit kommt es unweigerlich durch Schlucken und Zungenbewegungen zu Bildfehlern, sodass Gewebeanomalien nicht verlässlich zu detektieren sind. Eine pharyngokutane Fistel könnte aufgrund von Latenzen übersehen oder falsch lokalisiert werden.

Das neuartige Echtzeit-MRT wurde bereits bei der Volumendarstellung verschiedener Organe (Leber, Prostata, Hirn, Arteria carotis) eingesetzt [5]. In der aktuellen Studie erfolgte erstmals die schnelle Volumendarstellung der Halsweichteile ohne Bewegungsartefakte. Die erreichte räumliche Auflösung war von hoher Qualität. Dies lässt die zuverlässige Anwendung bei der angestrebten Fisteldiagnostik erwarten.

Die neuartige Nutzung der Echtzeit-MRT zur schnellen und bewegungsresistenten Volumendarstellung ist auch zur Abbildung der Halsweichteile geeignet und könnte eine gleichwertige Alternative zu radiologischen Durchleuchtungen des Halsvolumens darstellen. Vorteile gegenüber dem Goldstandard der Videofluoroskopie sehen wir in der nicht vorhandenen Strahlenbelastung, der Reduktion des Allergiepotentials durch die Verwendung eines anderen Kontrastmittels sowie dem räumlichen Auflösungsvermögen.

Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]