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Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

26.09.2020, digital

Unterschiede velopharyngealer Verschlussdrücke bei gesunden Probanden und Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte während der Lautproduktion

Meeting Abstract

Phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte 2020. sine loco [digital], 26.-26.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc26

doi: 10.3205/20dgpp26, urn:nbn:de:0183-20dgpp264

Veröffentlicht: 2. November 2020

© 2020 Miller et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Aufgrund einer häufig fortwährenden Rhinophonie bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG), auch nach erfolgtem Spaltverschluss und basierend auf der Hypothese, dass diese Patienten niedrigere velopharyngeale Verschlussdrücke aufweisen als Gesunde, wurden die velopharyngealen Druckprofile von gesunden Probanden und Patienten mit verschlossener einseitiger LKG während der Artikulation unterschiedlicher Laute verglichen. So sollte bestimmt werden, ob sich die Druckprofile während der Artikulation beider Gruppen unterscheiden.

Material und Methoden: Es wurden 10 gesunde Probanden (Gruppe 1: 20–25.5 Jahre) und 10 Patienten mit einer nicht syndrombedingten operativ-verschlossenen einseitigen LKG (Gruppe 2: 19.1–26.9 Jahre) untersucht. Die Druckprofile im velopharyngealen Abschluss während der Artikulation wurden bei 4 verschiedenen Lauten (/i/, /s/, /ʃ/ und /n/) mittels Hochauflösungsmanonometrie (HRM) ermittelt. Es wurden Maximal-, Minimal-, Durchschnittsdrücke und Zeitintervalle bestimmt, sowie das Vorliegen eines 3-Phasenmodells (Initiierungs-, Plateau-, Terminierungsphase) untersucht.

Ergebnisse: In beiden Gruppen konnten die drei Phonationsphasen identifiziert werden. Eine Ausnahme bildete der Laut /i:/, bei dem für die Gruppe 2 kein 3-Phasenmodell bestimmt werden konnte. Allerdings variierten die Maximalwerte. Bei den oralen Lauten zeigten sich Druckunterschiede von mindestens 50% zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2. Gruppenvergleiche der Maximal- und Mittelwerte bei der Produktion des alveolaren Frikativs zeigten signifikante Unterschiede (p=0,002 (Druckmaximum der Initiierungsphase, Pmax1), p=0,007 (Druckmaximum der Plateauphase, Pmax2) p=0,005 (Druckmaximum der Terminierungsphase, Pmax3), p=0,008 (Durchschnittsdruck der Plateauphase, PØ)).

Diskussion: Die velopharyngealen Verschlussdrücke der Patienten mit LKG in der hier untersuchten Gruppe waren zu niedrig, um einen nasalen Resonanzanteil während der Phonation vollständig zu unterbinden, vor allem bei komplexen Lauten. Der chirurgische Verschluss der LKG konnte folglich die Funktion des velopharyngealen Abschlusses nicht komplett wiederherstellen.

Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie tragen zum generellen Verständnis der velopharyngealen Druckverhältnisse während der Phonation bei. Allerdings sind weitere Untersuchungen notwendig, um den Nasalitätsgrad in Zusammenhang mit verschiedenen Velopharynxdrücken zu bestimmen und um festzulegen, welche Drücke mindestens für einen suffizienten velopharyngealen Abschluss notwendig sind.


Text

Hintergrund

Da auch nach erfolgtem operativem Spaltverschluss bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG) eine Rhinophonie häufig fortwährend besteht [1] und basierend auf der Hypothese, dass diese Patienten niedrigere velopharyngeale Verschlussdrücke aufweisen als Gesunde, wurden die velopharyngealen Druckprofile von gesunden Probanden und Patienten mit verschlossener einseitiger LKG während der Artikulation unterschiedlicher Laute verglichen. So sollte bestimmt werden, ob sich die Druckprofile während der Artikulation beider Gruppen tatsächlich unterscheiden.

Material und Methoden

Es wurden 10 gesunde Probanden (Gruppe 1: 20–25.5 Jahre) und 10 Patienten mit einer nicht syndrombedingten operativ-verschlossenen einseitigen LKG (Gruppe 2: 19.1–26.9 Jahre) untersucht. Die Druckprofile im velopharyngealen Abschluss während der Artikulation wurden bei 4 verschiedenen Lauten (/i/, /s/, /ʃ/ und /n/) mittels Hochauflösungsmanonometrie (HRM) ermittelt. Es wurden Maximal-, Minimal-, Durchschnittsdrücke und Zeitintervalle bestimmt, sowie das Vorliegen eines 3-Phasenmodells (Initiierungs-, Plateau-, Terminierungsphase) untersucht.

Ergebnisse

In beiden Gruppen konnten die drei Phonationsphasen identifiziert werden. Eine Ausnahme bildete der Laut /i:/, bei dem für die Gruppe 2 kein 3-Phasenmodell bestimmt werden konnte. Allerdings variierten die Maximalwerte im Gruppenvergleich stark. Bei den oralen Lauten zeigten sich Druckunterschiede von mindestens 50% zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2. Gruppenvergleiche der Maximal- und Mittelwerte bei der Produktion des alveolaren Frikativs zeigten signifikante Unterschiede (p=0,002 (Druckmaximum der Initiierungsphase, Pmax1), p=0,007 (Druckmaximum der Plateauphase, Pmax2), p=0,005 (Druckmaximum der Terminierungsphase, Pmax3), p=0,008 (Durchschnittsdruck der Plateauphase, PØ)).

Diskussion

Die velopharyngealen Verschlussdrücke der Patienten mit LKG in der hier untersuchten Gruppe waren zu niedrig, um einen nasalen Resonanzanteil während der Phonation vollständig zu unterbinden, vor allem bei phonetisch komplexeren Lauten. Der chirurgische Verschluss der LKG konnte folglich die Funktion des velopharyngealen Abschlusses nicht komplett wiederherstellen.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie tragen zum generellen Verständnis der velopharyngealen Druckverhältnisse während der Phonation bei. Allerdings sind weitere Untersuchungen notwendig, um den Nasalitätsgrad in Zusammenhang mit verschiedenen Velopharynxdrücken zu bestimmen und um festzulegen, welche Drücke mindestens für einen suffizienten velopharyngealen Abschluss notwendig sind.


Literatur

1.
Scarmagnani RH, Barbosa DA, Fukushiro AP, Salgado MH, Trindade IE, Yamashita, RP. Relationship between velopharyngeal closure, hypernasality, nasal air emission and nasal rustle in subjects with repaired cleft palate. CoDAS. 2015;27(3):267-72. DOI: 10.1590/2317-1782/20152014145 Externer Link