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Deutsches Zentralregister für kindliche Hörstörungen (DZH) – Qualitätssicherung pädaudiologischer Diagnostik
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Veröffentlicht: | 2. November 2020 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Das Deutsche Zentralregister für kindliche Hörstörungen (DZH) erfasst in der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité Daten von Kindern mit permanenten Hörstörungen. Als Auszug aus einer Gesamtauswertung nach fast 25 Jahren soll hier die Frage beantwortet werden, inwieweit das Register Daten zur Qualitätssicherung der Diagnostik und Aussagen zur Prävalenz kindlicher Hörstörungen in Deutschland liefern kann.
Material und Methoden: Es handelt sich um eine zweistufige Abfrage. Die Mitarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis durch Kooperation vieler ärztlicher Kollegen. Zuerst wird nach der Anzahl neudiagnostizierter Kinder mit permanenten Hörstörungen mittels einer Antwortpostkarte gefragt. Danach erfolgt das Ausfüllen eines Fragebogens mit Angaben zu anamnestischen und medizinischen Daten für jedes dieser Kinder. Es werden Datenabfragen und -analysen in einer ACCESS-Datenbank vorgenommen.
Ergebnisse: Anhand des Postkartenrücklaufes in Relation zur Geburtenrate wird die Prävalenz permanenter Hörstörungen im ersten Lebensjahr für die Jahre 2019, 2018 und 2017 auf 0,135%, 0,108% und 0,112% geschätzt. Über die vergangenen Jahrzehnte kann im DZH eine Verringerung des Alters bei (Verdacht auf) Diagnose einer permanenten Hörstörung festgestellt werden. Das mittlere Alter bei Verdacht auf eine Hörstörung betrug 1986 4,5 Jahre (n=141, anteilig Kinder <12 Monate: 26%), 1996 2,9 J. (n=559, anteilig <12 M. 30%), 2006 2,0 J. (n=492, anteilig <12 M. 55%), 2016 0,2 J. (n=195, anteilig <12 M. 94%). Die Sicherstellung der Diagnose war dann im Mittel im Alter von 1986 6,9 J. (n=170, anteilig Kinder <12 M. 10%), 1996= 4,0 J. (n=637, anteilig <12 M. 16%), 2006= 3,3 J. (n=543, anteilig <12 M. 37%), 2016= 0,7 J. (n=217, anteilig <12 M. 79%). Die Sicherstellung der Diagnose und Therapiestart unterschieden sich nicht signifikant.
Diskussion: Das Register liefert interessante Daten zur Qualitätssicherung in der Diagnostik und Therapieeinleitung, die in einer Gesamtauswertung veröffentlicht werden. Z.B. ist eine Reduzierung des Diagnosealters über die letzten Jahrzehnte anhand des DZH zu belegen. Auch für eine frühzeitigere Verdachtsdiagnose auf eine Hörstörung ist ein Zusammenhang mit Einführung des Neugeborenenhörscreenings durch den Beschluss des gemeinsamen Bundesausschuss 2009 festzustellen.
Fazit: Die Datenauswertung des DZH hat in der Pädaudiologie einen großen Stellenwert.
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Hintergrund
Das Deutsche Zentralregister für kindliche Hörstörungen (DZH) erfasst in der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité Daten von Kindern mit permanenten Hörstörungen. Als Auszug aus einer Gesamtauswertung nach fast 25 Jahren soll hier die Frage beantwortet werden, inwieweit das Register Daten zur Qualitätssicherung der Diagnostik und Aussagen zur Prävalenz kindlicher Hörstörungen in Deutschland liefern kann.
Material und Methoden
Es handelt sich um eine zweistufige Abfrage. Die Mitarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis durch Kooperation vieler ärztlicher Kollegen. Zuerst wird nach der Anzahl neudiagnostizierter Kinder mit permanenten Hörstörungen mittels einer Antwortpostkarte gefragt. Danach erfolgt das Ausfüllen eines Fragebogens mit Angaben zu anamnestischen und medizinischen Daten für jedes dieser Kinder. Es werden Datenabfragen und -analysen in einer ACCESS-Datenbank vorgenommen.
Ergebnisse
Anhand des Postkartenrücklaufes in Relation zur Geburtenrate wird die Prävalenz permanenter Hörstörungen im ersten Lebensjahr für die Jahre 2019, 2018 und 2017 auf 0,135%, 0,108% und 0,112% geschätzt. Über die vergangenen Jahrzehnte kann im DZH eine Verringerung des Alters bei (Verdacht auf) Diagnose einer permanenten Hörstörung festgestellt werden. Das mittlere Alter bei Verdacht auf eine Hörstörung betrug 1986 4,5 Jahre (n=141, anteilig Kinder <12 Monate: 26%), 1996 2,9 J. (n=559, anteilig <12 M. 30%), 2006 2,0 J. (n=492, anteilig <12 M. 55%), 2016 0,2 J. (n=195, anteilig <12 M. 94%). Die Sicherstellung der Diagnose war dann im Mittel im Alter von 1986 6,9 J. (n=170, anteilig Kinder <12 M. 10%), 1996= 4,0 J. (n=637, anteilig <12 M. 16%), 2006= 3,3 J. (n=543, anteilig <12 M. 37%), 2016= 0,7 J. (n=217, anteilig <12 M. 79%). Die Sicherstellung der Diagnose und Therapiestart unterschieden sich nicht signifikant.
Diskussion
Das Register liefert interessante Daten zur Qualitätssicherung in der Diagnostik und Therapieeinleitung, die in einer Gesamtauswertung veröffentlicht werden. Z.B. ist eine Reduzierung des Diagnosealters über die letzten Jahrzehnte anhand des DZH zu belegen. Auch für eine frühzeitigere Verdachtsdiagnose auf eine Hörstörung ist ein Zusammenhang mit Einführung des Neugeborenenhörscreenings durch den Beschluss des gemeinsamen Bundesausschuss 2009 festzustellen.
Fazit
Die Datenauswertung des DZH hat in der Pädaudiologie einen großen Stellenwert.