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Welche Hör- und Sprachbefunde verbergen sich hinter der Verdachtsdiagnose AVS?
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Veröffentlicht: | 2. November 2020 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Die Häufigkeit und Symptomzusammensetzung von Kindern mit dem Verdacht auf eine auditive Verarbeitungsstörung sind nach wie vor unklar.
Material und Methoden: In der vorliegenden Arbeit wurden 106 Kinder (5–14 Jahre) mit der Überweisungsdiagnose „auditive Verarbeitungsstörung“ (AVS) nach den Vorgaben der aktuellen Leitlinie untersucht. Pathologien im Sinne umschriebener Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache, tiefgreifende Entwicklungsstörungen wie Autismusspektrumstörungen oder hyperkinetische Störungen sowie eine unterdurchschnittliche Intelligenz wurden vor Beginn der Testung ausgeschlossen.
Ergebnisse: Signifikant auffällige Testergebnisse zeigten sich der Häufigkeit nach vor allem in den Teilbereichen dichotische Signalverarbeitung (36,4%), Lautdifferenzierung (34,9%), phonologische Verarbeitung und Bewusstheit (22,8%) sowie der auditiven Merkspanne und Gedächtnis (22,6%). Defizite in den Teilleistungsgebieten auditive Reizfilterung (10,0%), Sprach- und Grammatikverständnis (7,4%), lautgetreues Schreiben (5,2%) und Wortschatzdefizit/Wortfindungsstörung (1,1%) waren demgegenüber deutlich seltener. Auffällig im Sinne der für die Diagnose AVS geforderten Testergebnisse waren 33 der untersuchten 106 Kinder (31,1%).
Diskussion: Bei 87,7% der Kinder im Gesamtkollektiv wurden Reste einer Sprachentwicklungsstörung gesehen, bei 54,7% wurde eine Legasthenie diagnostiziert. Zwei Drittel (66,6%) der 33 mit AVS diagnostizierten Kinder hatten Defizite in der phonologische Verarbeitung/Bewusstheit sowie der auditiven Merkspanne/Gedächtnis, etwa die Hälfte hatte Probleme mit der Lautdifferenzierung (54,5%) und der beidohrigen Signalverarbeitung (48,5%).
Fazit: Somit überwiegen bei einem Großteil der Kinder mit V.a. AVS sprachsystematische Probleme, die entsprechend aufzuarbeiten sind.
Text
Hintergrund
Die Häufigkeit und Symptomzusammensetzung von Kindern mit dem Verdacht auf eine auditive Verarbeitungsstörung sind nach wie vor unklar.
Material und Methoden
In der vorliegenden Arbeit wurden 106 Kinder (5–14 Jahre) mit der Überweisungsdiagnose „auditive Verarbeitungsstörung“ (AVS) nach den Vorgaben der aktuellen Leitlinie untersucht. Pathologien im Sinne umschriebener Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache, tiefgreifende Entwicklungsstörungen wie Autismusspektrumstörungen oder hyperkinetische Störungen sowie eine unterdurchschnittliche Intelligenz wurden vor Beginn der Testung ausgeschlossen.
Ergebnisse
Signifikant auffällige Testergebnisse zeigten sich der Häufigkeit nach vor allem in den Teilbereichen dichotische Signalverarbeitung (36,4%), Lautdifferenzierung (34,9%), phonologische Verarbeitung und Bewusstheit (22,8%) sowie der auditiven Merkspanne und Gedächtnis (22,6%). Defizite in den Teilleistungsgebieten auditive Reizfilterung (10,0%), Sprach- und Grammatikverständnis (7,4%), lautgetreues Schreiben (5,2%) und Wortschatzdefizit/Wortfindungsstörung (1,1%) waren demgegenüber deutlich seltener. Auffällig im Sinne der für die Diagnose AVS geforderten Testergebnisse waren 33 der untersuchten 106 Kinder (31,1%).
Diskussion
Bei 87,7% der Kinder im Gesamtkollektiv wurden Reste einer Sprachentwicklungsstörung gesehen, bei 54,7% wurde eine Legasthenie diagnostiziert. Zwei Drittel (66,6%) der 33 mit AVS diagnostizierten Kinder hatten Defizite in der phonologische Verarbeitung/Bewusstheit sowie der auditiven Merkspanne/Gedächtnis, etwa die Hälfte hatte Probleme mit der Lautdifferenzierung (54,5%) und der beidohrigen Signalverarbeitung (48,5%).
Fazit
Somit überwiegen bei einem Großteil der Kinder mit V.a. AVS sprachsystematische Probleme, die entsprechend aufzuarbeiten sind.