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4. Dreiländertagung D-A-CH
35. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

20.09. - 23.09.2018, Innsbruck, Österreich

Die Bedeutung des Wirkens von Peter Biesalskis für die Phoniatrie und Pädaudiologie

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  • corresponding author presenting/speaker Anne Läßig - Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der HNO-Klinik, Unimedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • author Lina Charlotte Hedemann - Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der HNO-Klinik, Unimedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • author Andrea Bohnert - Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der HNO-Klinik, Unimedizin Mainz, Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Sektion Phoniatrie der Österreichischen Gesellschaft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Schweizerische Gesellschaft für Phoniatrie. 4. Dreiländertagung D-A-CH, 35. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Innsbruck, Österreich, 20.-23.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocV11

doi: 10.3205/18dgpp32, urn:nbn:de:0183-18dgpp321

Veröffentlicht: 14. September 2018

© 2018 Läßig et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: In der Zeit von 1962 bis 1985 spielte Peter Biesalski nicht nur als erster deutscher Lehrstuhlinhaber für Phoniatrie/Pädaudiologie eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Mainzer Klinik für Kommunikationsstörungen, sondern er kämpfte mit großem Einsatz und gegen zahlreiche Widerstände für den Aufbau einer international anerkannten Klinik und entwickelte durch seine Forschungsschwerpunkte und wissenschaftliche Tätigkeit die Phoniatrie und Pädaudiologie weiter.

Material und Methoden: In den Jahren 2016–2017 wurden 26 Zeitzeugengespräche als halb-strukturierte Leitfaden-Interviews mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet und transkribiert. Zudem wurden Unterlagen, Bücher, Fotoalben, Zeitschriften, Notizen, Briefwechsel, Festschriften und Vorträge gesichtet und durch Nachforschungen in mehreren Archiven ergänzt. Die Personal-, Fakultäts- und Verwaltungsakten, Jahresberichte der Universitätspräsidenten, Vorlesungs-, Personen- und Sachverzeichnisse, Zeitungsausschnitte, Berichte, Konzeptpapiere und Korrespondenzen zeigten seinen Werdegang, erlaubten einen Einblick in die Personalentwicklung der Abteilung und späteren Klinik und gaben weitere Hinweise auf die Schwierigkeiten bei der Lehrstuhl- und Klinikgründung und sein städtisches Engagement.

Ergebnisse: Durch die o.g. Vorgehensweise wird dokumentiert, wie Peter Biesalski in Mainz erste pädaudiologische Standards z.B. den Mainzer Kindersprachtest und den Mainzer Kindertisch entwickelte. Als Landesarzt beeinflusste er maßgeblich die Versorgung hör- und sprachbehinderter Kinder in Rheinland-Pfalz und sorgte auf verschiedenen Wegen für die Verbreitung phoniatrisch-pädaudiologischen Wissens, u.a. durch Gründung der Fachzeitschrift Sprache – Stimme – Gehör. Er sah seine Arbeit als gemeinsame gesellschaftspolitische und medizinische Aufgabe an. Fehlende Informationen aus dieser Zeit konnten ergänzt, Überlieferungslücken ausgefüllt und neue Zusammenhänge hergestellt werden.

Diskussion: Die medizinhistorische Aufbereitung dieser Ära ermöglicht einen neuen Blick auf die Anfänge des Fachgebiets und lässt Vergleiche mit den aktuellen Problemen und Herausforderungen, vor denen die klinisch tätigen Phoniater und Pädaudiologen heute stehen, zu. Hervorzuheben ist, das schon damals erforderliche besondere politische Engagement und Geschick, welches nötig ist, um auch zukünftig das Fachgebiet voranzubringen.

Fazit: Peter Biesalski wirkte als einer der Pioniere und trug maßgeblich zur Entstehung des selbstständigen Fachgebietes Phoniatrie und Pädaudiologie mit eigenständiger Facharztanerkennung bei.


Text

Hintergrund

In der Zeit von 1962–1985 spielte Peter Biesalski nicht nur als erster deutscher Lehrstuhlinhaber für Phoniatrie/Pädaudiologie eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Mainzer Klinik für Kommunikationsstörungen, sondern er kämpfte mit großem Einsatz und gegen zahlreiche Widerstände für den Aufbau einer international anerkannten Klinik und entwickelte durch seine Forschungsschwerpunkte und wissenschaftliche Tätigkeit die Phoniatrie und Pädaudiologie weiter.

Methoden

In den Jahren 2016–2017 wurden 26 Zeitzeugengespräche als halb-strukturierte Leitfaden-Interviews mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet und transkribiert. Zudem wurden Unterlagen, Bücher, Fotoalben, Zeitschriften, Notizen, Briefwechsel, Festschriften und Vorträge gesichtet und durch Nachforschungen in mehreren Archiven ergänzt. Die Personal-, Fakultäts- und Verwaltungsakten, Jahresberichte der Universitätspräsidenten, Vorlesungs-, Personen- und Sachverzeichnisse, Zeitungsausschnitte, Berichte, Konzeptpapiere und Korrespondenzen zeigten seinen Werdegang, erlaubten einen Einblick in die Personalentwicklung der Abteilung und späteren Klinik und gaben weitere Hinweise auf die Schwierigkeiten bei der Lehrstuhl- und Klinikgründung und sein städtisches Engagement.

Ergebnisse

Durch die o.g. Vorgehensweise wird dokumentiert, wie Peter Biesalski in Mainz erste pädaudiologische Standards z.B. den Mainzer Kindersprachtest und den Mainzer Kindertisch entwickelte. Als Landesarzt beeinflusste er ab Juni 1963 maßgeblich die Versorgung hör- und sprachbehinderter Kinder in Rheinland-Pfalz und sorgte auf verschiedenen Wegen für die Verbreitung phoniatrisch-pädaudiologischen Wissens, u.a. mit der Gründung der Fachzeitschrift Sprache – Stimme – Gehör (mit den weiteren Herausgebern Prof. Gerhard Kittel aus Erlangen, dem Leiter einer Gehörlosenschule Hans Neumann aus Aachen, Hans Premm als Leiter des Sprachheilzentrums Meisenheim und der Logopädin Marianne Spiecker-Henke aus Bremen) als Plattform des interdisziplinären medizinisch-wissenschaftlichen Austauschs, ohne berufspolitische Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Die erste Ausgabe erschien im März 1977 und konnte nach 10 Jahren eine Abonnentenzahl von 2.383 aufweisen. 256 Exemplare wurden je Ausgabe ins Ausland geschickt.

Unter seiner Leitung kamen aus der Mainzer Klinik für Kommunikationsstörungen außerdem die aktivsten Impulse zur Gründung länderübergreifender Vereinigungen und berufspolitischer Fachgesellschaften u.a. der „Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Phoniater“ am 25./26. September 1966 in Salzburg, daraufhin 1971 die „Union Europäischer Phoniater“ (durch Prof. Peter Biesalski, Prof. Gerhard Kittel, Prof. Oskar Schindler aus Turin und Prof. Dušan Cvejic aus Belgrad) und am 13. Mai 1983 die Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie in Travemünde, die bis heute bestehen. Die Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Phoniater sah Biesalski zu ihrer Wirkunkszeit als "Motor für die Entwicklungen in der Phoniatrie", indem zweimal jährliche Sitzungen (meist im Herbst in Mainz und im Frühjahr in Verbindung mit dem deutschen HNO-Kongress) stattfanden, an denen neben Peter Biesalski aus der Bundesrepublik Gerhard Kittel, Hans Bauer, Ernst Loebell, Hermann Gutzmann jun. und Odo von Arentsschild, aus Österreich Friedrich Frank, Walter Schlorhaufer und Vincenz Imre, aus der Schweiz Richard Luchsinger und Oskar Caprez und aus der DDR bei der Gründungssitzung auch Gerhard Böhme teilnahm.

Die erste 4-sprachige Sitzung der UEP fand am 25. Oktober 1971 auf Einladung von Prof. Dušan Cvejic in Belgrad statt, an der 48 Phoniater aus 14 Ländern teilnahmen und Prof. Biesalski zum ersten Präsidenten der Union und Prof. Miloslav Seeman zum Ehrenpräsidenten ernannten. Daraufhin fand der erste ordentliche internationale Kongress der UEP fand unter der Leitung des Präsidenten Peter Biesalski vom 9. bis 11. Oktober 1972 in Mainz statt [1]. In der Zeit von 1974–1980 wurde Biesalski zum Präsidenten der „Deutschen Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde“ ernannt und war 1980 auch im Vorstand der „International Association of Logopaedics and Phoniatrics“.

Biesalski sah seine Arbeit als gemeinsame gesellschaftspolitische und medizinische Aufgabe an. Für sein Engagement wurde ihm am 19.11.1985 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Diskussion

Die medizinhistorische Aufbereitung dieser Ära ermöglicht einen neuen Blick auf die Anfänge des Fachgebiets und lässt Vergleiche mit den aktuellen Problemen und Herausforderungen, vor denen die klinisch tätigen Phoniater und Pädaudiologen heute stehen, zu. Hervorzuheben ist, das schon damals erforderliche besondere politische Engagement und Geschick, welches nötig ist, um auch zukünftig das Fachgebiet voranzubringen.

Schlussfolgerung

Peter Biesalski wirkte als einer der Pioniere und trug maßgeblich zur Entstehung des selbstständigen Fachgebietes Phoniatrie und Pädaudiologie mit eigenständiger Facharztanerkennung bei.


Literatur

1.
Rörig R, Dumont F, editors. 50 Jahre Universitätsklinikum Mainz 1946-1996: Vom Städtischen Krankenhaus zum Krankenhaus der Maximalversorgung. Mainz: Kirchheim; 1996.