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Evaluation von Langzeitprofit und non-Usern von knochenverankerten Hörhilfen bei einseitiger Taubheit
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Veröffentlicht: | 14. September 2018 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Eine Möglichkeit der operativen Hörrehabilitation bei einseitiger Taubheit stellt das knochenverankerte Hörgerät (Bone Anchored Hearing Systems; BAHS) dar. Hiermit ist ein pseudobinaurales Hören mit Ansprechbarkeit auf der tauben Seite möglich, ohne jedoch wirkliche binaurale Hörfunktionen ersetzen zu können. Der Langzeitnutzen für den einzelnen Patienten ist daher nicht immer sicher abschätzbar.
Material und Methoden: Daher wurde in der präsentierten Studie in einer retrospektive Querschnittsanalyse alle 33 deutschsprachigen Erwachsenen Patienten mit einseitiger Taubheit, welche an unserem Zentrum vor über 2 Jahren mit einem BAHS versorgt wurden hinsichtlich der Nutzung des Implantats analysiert.
Diskussion: 2.6 bis 12.3 Jahre nach der BAHS Implantation benutzen noch 21 Patienten (63.6%) ihr BAHS. Die durchschnittliche Nutzungsdauer beträgt 7.9 Jahre. 7 Patienten (21.2%) tragen ihr BAHS nicht mehr, da der Nutzen für sie subjektiv zu gering ist. Sie beurteilen den Gewinn mit dem BAHS signifikant schlechter als die Patienten, die das BAHS weiterhin benutzen, und zwar vor allem für Hörsituationen mit Hintergrundlärm. 5 Patienten (15.2%) benutzen das BAHS ebenfalls nicht mehr, dies aber aus anderen Gründen als einem unbefriedigendem Hörgewinn, namentlich wegen rezidivierender Infekte, Implantatverlust nach Bestrahlung, Schwierigkeiten bei der Handhabung und aus ästhetischen Gründen. Eine Analyse mit Hilfe der Kaplan-Meier Statistik zeigt, dass bei einseitiger Taubheit 5 Jahre nach der Implantation noch ungefähr 85% der BAHS benutzt werden.
Fazit: 5 Jahre nach der Implantation Knochenverankerte Hörsysteme von der Mehrheit der Empfänger weiterhin benutzt. Der häufigste Grund um das Gerät nicht mehr zu tragen, ist der subjektiv ungenügende Nutzen.
Text
Einleitung
Knochenverankerte Hörhilfen (Bone anchored Hearing Systems, BAHS) [1] werden nicht nur für die Rehabilitation von Schallleitungsschwerhörigkeiten, sondern seit bald zwei Jahrzehnten auch für die Therapie der einseitigen Taubheit (Single Sided Deafness, SSD) im Sinne einer trankraniellen CROS-Versorgung benutzt [2], [3], [4]. Hiermit ist ein pseudobinaurales Hören mit Ansprechbarkeit auf der tauben Seite möglich, ohne jedoch wirkliche binaurale Hörfunktionen ersetzen zu können.
Nicht alle Patienten mit SSD entscheiden sich für ein BAHS [3], [4] und einige Patienten tragen das Gerät nach einiger Zeit nicht mehr [5], [6], [7]. Der Langzeitnutzen für den einzelnen Patienten ist nicht immer sicher abschätzbar. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Wissenslage über die Langzeitnutzung von BAHS bei SSD zu erweitern und insbesondere Faktoren zu untersuchen, die dazu führen, dass ein BAHS nach einiger Zeit nicht mehr genutzt wird.
Material und Methoden
Alle 33 deutschsprachigen Patienten, die an unserem Zentrum ein BAHS bei SSD erhalten haben, bei welchen die Implantation mindestens 2 Jahre zurückliegt und bei welchen der Implantat- und Nutzungsstatus bekannt war, wurden in die Studie eingeschlossen. Für die Untersuchung wurden die neuesten verfügbaren Audiogramme analysiert. Für die subjektive Beurteilung des Nutzens wurde der Bern Benefit in Single Sided Deafness (BBSS) Fragebogen verwendet [4].
Ergebnisse
Zunächst erfolgte die Einteilung der Studienpopulation in drei Gruppen: A (21 Patienten, die ihr BAHS zum Zeitpunkt der Untersuchung weiterhin regelmäßig nutzten), B (7 Patienten, die ihr BAHS aus audiologischen Gründen abgelegt hatten), und C (5 Patienten, die das BAHS aus anderen Gründen nicht mehr benutzten).
Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt eine Übersicht der Studienpopulation. Alle eingeschlossenen Patienten mit einer kongenitalen Taubheit nutzen ihr BAHS heute noch. Die Ertaubungsdauer ist bei den non-usern aus audiologischen Gründen im Mittel kürzer als bei den Nutzern, der Unterschied ist aber statistisch nicht signifikant.
Eine Kaplan-Meier Schätzung für die Nutzung der BAHS aller drei Gruppen zusammen als Funktion der Zeit ermittelte eine Nutzungsrate von rund 85% nach 5 Jahren und ca. 50% nach 10 Jahren.
Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt eine Übersicht über die Hörschwellen der Nutzer (Gruppe A) und der non-user aus audiologischen Gründen (mangelnder Nutzen, Gruppe B). War die Hörschwelle nicht messbar, so wurde für diese Darstellung eine Schwelle 5 dB über Audiometergrenze angenommen. Die Hörschwellen der beiden Gruppen unterscheiden sich nicht statistisch signifikant voneinander, aber die Nutzer (Gruppe A) zeigen im Mittel eine minimale Schallleitungskomponente auf dem besseren Ohr, die bei Gruppe B praktisch nicht vorhanden ist.
Abbildung 2 [Abb. 2] zeigt die subjektive Einschätzung des Nutzens des BAHS der Gruppen A und B. Gefragt wurde nach der Bewertung zum Zeitpunkt der letzten Nutzung. Es zeigt sich, dass die Nutzer den Gewinn mit dem BAHS v.a. in schwierigen akustischen Situationen (Gespräch in Lärm oder auf grosse Distanz, Gespräche im Auto, hallende Räume) sehr viel höher einschätzen als die non-user.
Diskussion
Unsere Resultate zeigen, dass 5 Jahre nach der Implantation knochenverankerter Hörsysteme bei einseitiger Taubheit rund 85% diese weiterhin nutzt, nach 10 Jahren noch rund 50%. Dies entspricht in etwa den Werten aus früheren Studien [5], [6], [7]. Der häufigste Grund um das Gerät nicht mehr zu tragen, ist der subjektiv ungenügende Nutzen. BAHS-Empfänger, die das Gerät aus diesem Grund nicht mehr regelmässig trugen, beurteilen den Nutzen des Gerätes v.a. in schwierigen akustischen Bedingungen, wie. z.B. in Hintergrundlärm, deutlich schlechter als Nutzer. Nutzer und non-user zeigen keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich Hörschwellen und Ertaubungsdauer, doch zeigt sich bei Nutzern im Mittel eine minimale Schallleitungskomponente auf dem besseren Ohr. Alle 4 Patienten mit einer kongenitalen einseitigen Taubheit nutzen ihr BAHS zum Zeitpunkt der Untersuchung noch.
Schlussfolgerung/Fazit
Während die Hörkurve des schlechteren Ohres keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Nutzern und Non-Usern zeigte, könnte eine Schallleitungskomponente des besser hörenden Ohres als Prädiktor für einen besseren Profit gewertet werden.
Literatur
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