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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Das Urbach-Wiethe-Syndrom: Eine seltene Ursache für frühkindliche Heiserkeit

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  • corresponding author presenting/speaker Sonja Dockter - Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Essen, Essen, Deutschland
  • author Erik Wessolleck - Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik Essen, Essen, Deutschland
  • author Michelle Wirtz - Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Stephan Lang - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP17

doi: 10.3205/17dgpp54, urn:nbn:de:0183-17dgpp540

Veröffentlicht: 30. August 2017

© 2017 Dockter et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Das Urbach-Wiethe-Syndrom, auch Hyalinosis cutis et mucosae oder Lipoproteinose genannt, ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung.

Die erste Manifestation ist die meist im sehr frühen Kindesalter auftretende Heiserkeit, hervorgerufen durch kleine, traumatische Mikroläsionen der Schleimhaut und durch Hyalineinlagerungen in der gesamten Kehlkopfschleimhaut und den Stimmlippen mit plumper Auftreibung.

In späteren Stadien lassen sich Hyalin-Einlagerungen als graugelbe, feinkörnige Speicherungseinlagerungen der Haut, im Gesichts- und Halsbereich sowie in der Schleimhaut von Oropharynx und Larynx erkennen. Zusätzlich kann es zu papillomatösen Auftreibungen der Zunge kommen.

Intrakranielle Verkalkungen im Bereich der Falx cerebri können zu epileptiformen Anfällen führen. Gelegentlich können die Patienten das Gefühl der Angst sowie das Erkennen von Emotionen verlieren.

Material und Methoden: Wir stellen ein bei der Erstvorstellung 6 Jahre altes Mädchen vor. Nach termingerechter Geburt erfolgte aufgrund einer Fruchtwasseraspiration die Intubation. Seither bestehe eine Dysphonie mit heiserem Stimmklang, keine Dyspnoe. Die allgemeine Entwicklung verlief bisher regelrecht. Auffällig waren multiple, kleine, lineare Narben in der Gesichtshaut, so dass die parallele Vorstellung in der Klinik für Dermatologie erfolgte.

Ergebnisse: Bei der Inspektion fielen papillomatöse Wucherungen im Bereich der Zungenmitte auf. Die transnasal flexibel durchgeführte Endoskopie des Larynx zeigte multiple, weißlich-gelbliche Schleimhauteinlagerungen, eine unregelmäßig verdickte Epiglottisoberkante und laryngeale Epiglottisfläche, eine ödematöse Schwellung im Bereich des oberen Ösophagussphinkters sowie verdickte, plumpe Stimmlippen bei regelrechter respiratorischer Beweglichkeit.

Seitens der Dermatologie erfolgte eine Hautbiopsie aus der Wange. Die histologische Aufarbeitung ergab subepithelial die Darstellung PAS-positiver hyaliner Ablagerungen, perivaskulär und um ekkrine Schweißdrüsen herum. Somit konnte die Diagnose einer Hyalinosis cutis et mucosae gesichert werden.

Fazit: Neben der konnatalen Papillomatose sollte bei einer frühkindlichen Dysphonie auch an die seltene Erkrankung des Urbach-Wiethe-Syndroms gedacht werden.

Therapeutisch kommt bei funktionell wirksamen Störungen wie z.B. Veränderungen an den Stimmlippen mit Einengung des Larynxlumens, die operative Entfernung in Frage.

Eine kausale Therapie ist bis heute nicht verfügbar.


Text

Hintergrund

Das Urbach-Wiethe-Syndrom, auch Hyalinosis cutis et mucosae oder Lipoproteinose genannt, ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung.

Die erste Manifestation ist die, meist im sehr frühen Kindesalter auftretende Heiserkeit, hervorgerufen durch kleine, traumatische Mikroläsionen der Schleimhaut und durch Hyalineinlagerungen in der gesamten Kehlkopfschleimhaut und den Stimmlippen mit plumper Auftreibung.

In späteren Stadien lassen sich Hyalin-Einlagerungen als graugelbe, feinkörnige Speicherungseinlagerungen der Haut, im Gesichts- und Halsbereich sowie in der Schleimhaut von Oropharynx und Larynx erkennen. Zusätzlich kann es zu papillomatösen Auftreibungen der Zunge kommen.

Intrakranielle Verkalkungen im Bereich der Falx cerebri können zu epileptiformen Anfällen führen. Gelegentlich können die Patienten das Gefühl der Angst sowie das Erkennen von Emotionen verlieren.

Methoden

Wir stellen ein bei der Erstvorstellung 6 Jahre altes Mädchen vor. Nach termingerechter Geburt erfolgte aufgrund einer Fruchtwasseraspiration die Intubation. Seither bestehe eine Dysphonie mit heiserem Stimmklang, keine Dyspnoe. Die allgemeine Entwicklung verlief bisher regelrecht. Auffällig waren multiple, kleine, lineare Narben in der Gesichtshaut, so dass die parallele Vorstellung in der Klinik für Dermatologie erfolgte.

Ergebnisse

Bei der Inspektion fielen papillomatöse Wucherungen im Bereich der Zungenmitte auf. Die transnasal flexibel durchgeführte Endoskopie des Larynx zeigte multiple, weißlich-gelbliche Schleimhauteinlagerungen, eine unregelmäßig verdickte Epiglottisoberkante und laryngeale Epiglottisfläche, eine ödematöse Schwellung im Bereich des oberen Ösophagussphinkters sowie verdickte, plumpe Stimmlippen bei regelrechter respiratorischer Beweglichkeit.

Seitens der Dermatologie erfolgte eine Hautbiopsie aus der Wange. Die histologische Aufarbeitung ergab subepithelial die Darstellung PAS-positiver hyaliner Ablagerungen, perivaskulär und um ekkrine Schweißdrüsen herum. Somit konnte die Diagnose einer Hyalinosis cutis et mucosae gesichert werden.

Fazit/Schlussfolgerung

Neben der konnatalen Papillomatose sollte bei einer frühkindlichen Dysphonie auch an die seltene Erkrankung des Urbach-Wiethe-Syndroms gedacht werden.

Therapeutisch kommt bei funktionell wirksamen Störungen wie z.B. Veränderungen an den Stimmlippen mit Einengung des Larynxlumens, die operative Entfernung in Frage.

Eine kausale Therapie ist bis heute nicht verfügbar.


Literatur

1.
Grevers G. Zur Manifestation des Urbach-Wiethe-Syndroms im HNO-Bereich [Manifestation of Urbach-Wiethe syndrome in the ENT area]. Laryngorhinootologie. 1994 Oct;73(10):543-4. DOI: 10.1055/s-2007-997191 Externer Link