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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Evaluierung der kognitiven Funktionen von älteren CI-Kandidaten mit Hilfe einer computerbasierten Testbatterie

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Christiane Völter - HNO- Klinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Lisa Götze - HNO- Klinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Stefan Dazert - HNO- Klinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • Jan Peter Thomas - HNO- Klinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV40

doi: 10.3205/16dgpp61, urn:nbn:de:0183-16dgpp615

Veröffentlicht: 8. September 2016

© 2016 Völter et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: In den letzten Jahren nimmt der Anteil an älteren Patienten (>50 Jahre), die mit einem CI versorgt werden, bedingt durch den demographischen Wandel, aber auch eine erweiterte Indikationsstellung rasant zu. Bislang fanden jedoch kognitive Veränderungsprozesse, unter denen diese Patienten leiden können, sowohl in der präoperativen Diagnostik als auch in der postoperativen Therapie wenig Beachtung, obwohl eine Assoziation zwischen einer Schwerhörigkeit und kognitiven Einschränkungen seit langem bekannt ist.

Material und Methoden: Neben den in der Klinik standardmäßig durchgeführten audiologischen Testverfahren, dem MWT-B-Intelligenztest sowie einem Fremdbeurteilungsbogen zur Kognition wurden verschiedene Aspekte der Kognition mit Hilfe einer computerbasierten Testbatterie, die am Institut für Altersforschung in Dortmund entwickelt wurde, präoperativ analysiert: so die Aufmerksamkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit, das Kurzzeitgedächtnis und das Arbeitsgedächtnis. Daneben wurde die Nutzerfreundlichkeit mit Hilfe eines Fragebogens erfasst.

Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass eine computerbasierte Testung der Kognition mit einer hohen Akzeptanz von Seiten der Patienten auch bei älteren durchführbar ist.

Diskussion: Das vorgestellte Computerprogramm stellt eine zeitlich effektive und kostengünstige Möglichkeit dar, um zu die kognitiven Fähigkeiten von älteren Patienten zu erfassen und könnte langfristig in die Basisdiagnostik vor einer CI-Implantation wie auch in die postoperative Rehabilitation einfließen.


Text

Einleitung

In den letzten Jahren nimmt der Anteil an älteren Patienten, die sich mit der Frage der Möglichkeit einer Cochleaimplantation vorstellen, bedingt durch die demographische Entwicklung, aber auch eine erweiterte Indikationsstellung rasant zu. Bislang fanden jedoch kognitive Veränderungsprozesse, unter denen diese Patienten leiden können, und deren routinemäßige Untersuchung weder in der präoperativen Diagnostik noch in der postoperativen Therapie große Beachtung, obwohl seit langem eine Assoziation zwischen einer Schwerhörigkeit und kognitiven Einschränkungen bekannt ist.

Material und Methoden

Eingeschlossen wurden in einer Pilotstudie 21 Patienten im Alter von 52 bis 82 Jahren (MW 67,5 Jahre), die sich zu einer Cochlea-Implantation in der HNO Klinik in Bochum vorstellten. Neben der standardmäßig audiologischen Untersuchung mittels Reintonaudiogramm, Sprachaudiogramm in Ruhe als auch im Störgeräusch und einer Hirnstammaudiometrie, hatten die Patienten die Möglichkeit, an einer computerbasierten Testung der kognitiven Fähigkeiten teilzunehmen. Diese umfasste verschiedene Bereiche der Kognition wie die Aufmerksamkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit, das Arbeitsgedächtnis und die Inhibition.

Die Anleitung erfolgte in schriftlicher Form und durch eine Testassistenz mit einem verkürzten Probedurchgang. Daneben wurde der Patient geben, einen Intelligenztest sowie verschiedene Fragebögen zu Depressionen, zur allgemeinen Lebenssituation, zu Höreinschränkungen im Alltag, zur Lebensqualität und einen Coping- sowie einen Tinnitusfragebogen auszufüllen. Die Nutzerfreundlichkeit wurde mit Hilfe eines eigens hierfür entwickelten Fragebogens erfasst.

Ergebnisse

Bei allen untersuchten Patienten war nach einem angeleiteten Probedurchgang eine computerbasierte Testung möglich, wenn auch die Dauer der Testung stark variierte. Die Akzeptanz des Computerprogramms war groß: 87,5% ziehen eine Computertestung einer papierbasierten Form vor und 81,25% waren der Meinung, eine Testung am PC sei in jeder Altersgruppe realisierbar. Die Anleitung und der Probedurchlauf wurden von allen Probanden als hilfreich erachtet. Ein homogenes Leistungsprofil der Probanden fand sich in Bezug auf das Langzeitgedächtnis, wohingegen Unterschiede vor allem im Bereich der Hemmung und im Arbeitsgedächtnis auftraten.

Schlussfolgerung

Die vorgestellte computerbasierte Testbatterie stellt eine kostengünstige Möglichkeit dar, um die kognitiven Fähigkeiten von schwerhörigen älteren Patienten zu erfassen. Verbesserungen im Bereich der Zeitdauer und der Benutzerfreundlichkeit sind anzustreben. Dennoch könnte eine Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten langfristig in die Basisdiagnostik vor einer Cochleaimplantation, aber auch in die postoperative Rehabilitation älterer Patienten einfließen.


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