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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Hochauflösungsmanometrische Untersuchung der pharyngealen Funktion nach kontinuierlicher neuromuskulärer Elektrostimulation der Mundbodenregion

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Michael Jungheim - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Christoph Schubert - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Simone Miller - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • author Martin Ptok - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV13

doi: 10.3205/16dgpp32, urn:nbn:de:0183-16dgpp321

Veröffentlicht: 8. September 2016

© 2016 Jungheim et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Die neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES) wird in der Dysphagietherapie inzwischen vermehrt angewendet, allerdings sind die bisherigen Studienergebnisse bezüglich des Behandlungserfolgs bei Patienten uneinheitlich und zum Teil widersprüchlich. Zusätzlich liegen wenige Erkenntnisse vor, welche physiologischen Effekte die NMES auslöst, sodass die Effektivität der Behandlungsmethode noch immer diskutiert wird. Ziel dieser Studie war es deshalb, Informationen über die physiologischen Effekte der NMES auf die komplexe pharyngeale Schluckphase zu sammeln und außerdem zwei unterschiedliche Stimulationsprotokolle zu vergleichen. Mit den erhobenen Daten sollen Informationen über die Effektivität der NMES in der Dysphagietherapie gewonnen werden.

Material und Methoden: In einer prospektiven Studie erhielten 29 gesunde Probanden eine jeweils zehnminütige NMES der Mundbodenregion und führten zuvor und danach Wasserschluckversuche durch. Die NMES erfolgte mit zwei unterschiedlichen Stimulationsprotokollen (niederfrequente Stimulation (NFS) und mittelfrequente Stimulation (KOTS)). Zur Beurteilung der Effekte wurden mit der Hochauflösungsmanometrie (HRM) mehrere Schluckparameter im Pharynx und im oberen Ösophagussphinkter (oÖS) bestimmt und statistisch auf Unterschiede untersucht.

Ergebnisse: Bei Verwendung des KOTS-Protokolls wurde eine Erhöhung des Zungengrunddrucks um 8% festgestellt. Veränderungen in der Velopharynxregion oder der Funktion des oÖS wurden nicht festgestellt. Die NFS führte zu keinen signifikanten Veränderungen bei den untersuchen HRM-Parametern.

Diskussion: Bei Verwendung des KOTS-Protokolls konnte bei gesunden Probanden eine Verstärkung der Kontraktionskraft im Zungengrundbereich beim Schlucken nachgewiesen werden. In weiteren Studien muss nun untersucht werden, ob sich dieser Effekt auf Patienten mit Schluckstörungen übertragen lässt. Sollte sich dies bestätigen, könnte das KOTS-Protokoll zur Verbesserung der Boluspropulsion beitragen und wäre eine wertvolle Therapieoption bei der Behandlung von Patienten mit Schluckbeschwerden.

Fazit: Die kontinuierliche NMES kann bei Verwendung des KOTS-Protokolls die Zungenbasisretraktion beim Schlucken kräftigen und könnte bei Patienten mit Schluckbeschwerden die Boluspropulsion verbessern.


Text

Hintergrund

Die neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES) wird in der Dysphagietherapie inzwischen vermehrt angewendet, allerdings sind die bisherigen Studienergebnisse bezüglich des Behandlungserfolgs bei Patienten uneinheitlich und zum Teil widersprüchlich. Zusätzlich liegen wenige Erkenntnisse vor, welche physiologischen Effekte die NMES auslöst, sodass die Effektivität der Behandlungsmethode noch immer diskutiert wird. Ziel dieser Studie war es deshalb, Informationen über die physiologischen Effekte der NMES auf die komplexe pharyngeale Schluckphase zu sammeln und außerdem zwei unterschiedliche Stimulationsprotokolle zu vergleichen. Mit den erhobenen Daten sollen Informationen über die Effektivität der NMES in der Dysphagietherapie gewonnen werden.

Material und Methoden

In einer prospektiven Studie erhielten 29 gesunde Probanden eine jeweils zehnminütige NMES der Mundbodenregion und führten zuvor und danach Wasserschluckversuche durch. Die NMES erfolgte mit zwei unterschiedlichen Stimulationsprotokollen (niederfrequente Stimulation (NFS) und mittelfrequente Stimulation (KOTS)). Zur Beurteilung der Effekte wurden mit der Hochauflösungsmanometrie (HRM) mehrere Schluckparameter im Pharynx und im oberen Ösophagussphinkter (oÖS) bestimmt und statistisch auf Unterschiede untersucht.

Ergebnisse

Bei Verwendung des KOTS-Protokolls wurde eine Erhöhung des Zungengrunddrucks um 8% festgestellt. Veränderungen in der Velopharynxregion oder der Funktion des oÖS wurden nicht festgestellt. Die NFS führte zu keinen signifikanten Veränderungen bei den untersuchen HRM-Parametern.

Diskussion

Bei Verwendung des KOTS-Protokolls konnte bei gesunden Probanden eine Verstärkung der Kontraktionskraft im Zungengrundbereich beim Schlucken nachgewiesen werden. In weiteren Studien muss nun untersucht werden, ob sich dieser Effekt auf Patienten mit Schluckstörungen übertragen lässt. Sollte sich dies bestätigen, könnte das KOTS-Protokoll zur Verbesserung der Boluspropulsion beitragen und wäre eine wertvolle Therapieoption bei der Behandlung von Patienten mit Schluckbeschwerden.

Fazit

Die kontinuierliche NMES kann bei Verwendung des KOTS-Protokolls die Zungenbasisretraktion beim Schlucken kräftigen und könnte bei Patienten mit Schluckbeschwerden die Boluspropulsion verbessern.


Literatur

1.
Jungheim M, Schubert C, Miller S, Ptok M. Pharyngeal and upper esophageal sphincter function after continuous neuromuscular electrical stimulation of the submandibular region evaluated by high-resolution manometry. 2016. (under review)