gms | German Medical Science

32. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

24.09. - 27.09.2015, Oldenburg

Der Wert der Impedanz-pH-Metrie in der Diagnostik laryngopharyngealer Refluxe

Vortrag

Suche in Medline nach

  • author presenting/speaker Mareike Hug - Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • corresponding author Gabriele Witt - Phoniatrie Pädaudiologie Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • author Rüdiger Dahl - Phoniatrie Pädaudiologie Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 32. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Oldenburg, 24.-27.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15

doi: 10.3205/15dgpp39, urn:nbn:de:0183-15dgpp394

Veröffentlicht: 7. September 2015

© 2015 Hug et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Die Diagnostik laryngopharyngealer Refluxe (LPR) wurde bisher mittels Laryngostroboskopie, Ösophagoskopie und Ösophagus-pH-Metrie durchgeführt. Bei fehlender Nachweisbarkeit von sauren Refluxen in der pH-Metrie oder ungenügendem Therapieeffekt von PPI blieb die Genese der Beschwerden der Patienten oft ungeklärt.

Material und Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Studie an 24 Patienten, die wegen LPR-assoziierter Symptome im Rahmen einer GERD in den Jahren 2009–2012 einer Impedanz-pH-Metrie unterzogen wurden. Die Ergebnisse der Sondenmessung wurden mit klinischen und laryngoskopischen Befunden verglichen. Die Messungen erfolgten mit einem pH-Metrie/Impedanz-Katheter VersaFlex Z disposable pH/Impedance Catheter ZNIS+8R der Firma Given Imaging Duluth, USA. Hiermit wurden saure, leicht saure, nicht saure und alkalische Refluxe detektiert. Die Auswertung der Daten erfolgte mit der Software ViMeDat der Firma Standard Instruments GmbH, 76189 Karlsruhe.

Ergebnisse: Bei 18 der 24 Patienten wurden Refluxe in der Impedanzanalyse detektiert, die Gesamtanzahl der Refluxe lag zwischen 0–113 (Standardabweichung=34,6). Der Median der Gesamtanzahl der Refluxe betrug 6,5. Den größten Anteil machten die nicht sauren Refluxe aus (Median=3,5), gefolgt von den sauren Refluxen (Median=3,0); den leicht sauren Refluxen (Median=1,0) und den leicht alkalischen Refluxen (Median= 0,0) aus.Der Vergleich der Messergebnisse der Impedanz-pH-Metrie mit den klinischen und laryngostroboskopischen Befunden ergab keine signifikanten Unterschiede. Tendenziell war die Anzahl der nicht sauren Refluxe und die Dauer der nicht sauren Refluxe in den Gruppen mit pathologischen Befunden etwas höher als bei den Patienten mit unauffälligen laryngoskopischen Befunden.

Diskussion: Die Ergebnisse der Impedanz-pH-Metrie zeigen, dass eine große Anzahl leicht saurer und nicht saurer Refluxe gemessen wurde, die einer reinen Ösophagus-pH-Metrie entgangen wäre. Der prozentuale Anteil dieser Refluxe ist nicht generell auf alle Patienten mit Refluxbeschwerden übertragbar, sondern differiert vor allem in Abhängigkeit von einer laufenden medikamentösen Säuresuppression. Vor allem in der Gruppe der mit PPI anbehandelten Patienten ermöglichte die Impedanz-pH-Metrie eine fundierte Umstellung der Therapie.

Fazit: Die Impedanz-pH-Metrie ist eine wertvolle Ergänzung der bisherigen diagnostischen Möglichkeiten von LPR auf dem Niveau der spezialisierten Diagnostik bei persistierenden Beschwerden unter PPI.


Text

Hintergrund

Die Diagnostik laryngopharyngealer Refluxe (LPR) wurde bisher mittels Laryngostroboskopie, Ösophagoskopie und Ösophagus-pH-Metrie durchgeführt [1], [2]. Bei fehlender Nachweisbarkeit von nicht sauren Refluxen in der pH-Metrie oder ungenügendem Therapieeffekt von PPI blieb die Genese der Beschwerden der Patienten oft ungeklärt. Ein vermuteter Zusammenhang zu nicht sauren Refluxen [3] kann mit den bisherigen Methoden nicht untersucht werden.

Mit der Impedanz-pH-Metrie steht nun ein weiteres diagnostisches Instrument zur Beurteilung von LPR zur Verfügung, das hinsichtlich seines Wertes für die Laryngologie untersucht wurde. Diese Methode ermöglicht die Differenzierung zwischen sauren und nicht sauren Refluxen sowie zwischen Schlucken und Refluxen bis in den Hypopharynx.

Material und Methoden

Es handelt sich um eine retrospektive Studie an 24 Patienten, die wegen LPR-assoziierter Symptome im Rahmen einer Ersterkrankung oder eines Rezidivs der GERD oder wegen anhaltender Refluxe unter laufender Behandlung mit Protonenpumpenhemmern (PPI) in den Jahren 2009–2012 einer 24h-Impedanz-pH-Metrie unterzogen wurden. 14 der 24 Patienten standen während der Messung unter dem Einfluss von PPI. Die Ergebnisse der Sondenmessung wurden mit klinischen und laryngoskopischen Befunden verglichen.

Die Messungen der Impedanz-pH-Metrie erfolgten mit einem kombinierten pH-Metrie/Impedanz-Katheter VersaFlex Z disposable pH/Impedance Catheter ZNIS+8R der Firma Given Imaging Duluth, USA. Hiermit wurden saure, leicht saure, nicht saure und alkalische Refluxe in Impedanzkanälen bzw. Bolushöhen 3, 5, 7, 9 und 17 cm oberhalb des unteren Ösophagussphincters detektiert. Die Auswertung der Daten erfolgte mit der Software ViMeDat von der Firma Standard Instruments GmbH, 76189 Karlsruhe.

Ergebnisse

Bei 18 der 24 Patienten wurden Refluxe in der Impedanzanalyse detektiert. Die Gesamtanzahl der Refluxe lag zwischen 0–113 (Standardabweichung=34,6). Der Median der Gesamtanzahl der Refluxe betrug 6,5 (Tabelle 1 [Tab. 1]). Den größten Anteil machten die nicht sauren Refluxe aus, gefolgt von den sauren Refluxen, den leicht sauren Refluxen und den leicht alkalischen Refluxen. Ein bemerkenswerter Unterschied bezüglich der Zusammensetzung der Gesamtanzahl der Refluxe zwischen den einzelnen Bolushöhen konnte nicht beobachtet werden (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Der Vergleich der Messergebnisse der Impedanz-pH-Metrie mit den klinischen und laryngostroboskopischen Befunden ergab keine signifikanten Zusammenhänge (U-Test p<0,05). Tendenziell waren die Anzahl der nicht sauren Refluxe und die Dauer der nicht sauren Refluxe in den Gruppen mit pathologischen Larynxbefunden etwas höher als bei den Patienten mit unauffälligen laryngoskopischen Befunden.

Diskussion

Die Ergebnisse der Impedanz-pH-Metrie zeigen, dass eine große Anzahl nicht saurer und leicht saurer Refluxe gemessen wurde, die einer reinen Ösophagus-pH-Metrie entgangen wäre. Der prozentuale Anteil dieser Refluxe ist nicht generell auf alle Patienten mit Refluxbeschwerden übertragbar, sondern differiert vor allem in Abhängigkeit von einer laufenden medikamentösen Säuresuppression. Vor allem ermöglicht die Impedanz-pH-Metrie bei mit PPI-anbehandelten Patienten eine fundierte Umstellung der Therape. Da die Patienten trotz der PPI Einnnahme weiterhin über Beschwerden klagten und laryngoskopisch refluxassoziierte Befunde boten, bleibt noch zu klären, ob der verhältnismäßig etwas höhere Anteil an leicht sauren und nicht sauren Refluxen ebenso wie die sauren Refluxe oder sogar in einem stärkeren Maß zu einer Schädigung Larynxstrukturen führen können.

Fazit

Die Impedanz-pH-Metrie ist eine wertvolle Ergänzung der bisherigen diagnostischen Möglichkeiten von LPR auf dem Niveau der spezialisierten Diagnostik bei persistierenden Beschwerden unter PPI.


Literatur

1.
Koufman JA. The otolaryngologic manifestations of gastroesophageal reflux disease (GERD): a clinical investigation of 225 patients using ambulatory 24-hour pH monitoring and an experimental investigation of the role of acid and pepsin in the development of laryngeal injury. Laryngoscope. 1991 Apr;101(4 Pt 2 Suppl 53):1-78.
2.
Campagnolo AM, Priston J, Thoen RH, Medeiros T, Assunção AR. Laryngopharyngeal reflux: diagnosis, treatment, and latest research. Int Arch Otorhinolaryngol. 2014 Apr;18(2):184-91. DOI: 10.1055/s-0033-1352504 Externer Link
3.
Patterson N, Mainie I, Rafferty G, McGarvey L, Heaney L, Tutuian R, Castell D, Johnston BT. Nonacid reflux episodes reaching the pharynx are important factors associated with cough. J Clin Gastroenterol. 2009 May-Jun;43(5):414-9. DOI: 10.1097/MCG.0b013e31818859a3 Externer Link