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31. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) zusammen mit dem 5. Pädakustiker-Symposium der Akademie für Hörgeräte-Akustik

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

18.09. - 21.09.2014, Lübeck

Kulturell adaptierte Übersetzung des Dysphagia Handicap Index (DHI) in die deutsche Sprache und Pilottestung

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Meike Brockmann-Bauser - Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz
  • author Stéphanie Jud - Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz
  • author Jörg Edgar Bohlender - Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Akademie für Hörgeräte-Akustik. 31. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) zusammen mit dem 5. Pädakustiker-Symposium der Akademie für Hörgeräte-Akustik. Lübeck, 18.-21.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocV23

doi: 10.3205/14dgpp41, urn:nbn:de:0183-14dgpp416

Veröffentlicht: 2. September 2014

© 2014 Brockmann-Bauser et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Patienten mit Schluckstörungen weisen eine unterschiedlich stark subjektiv eingeschränkte Lebensqualität auf. Diese stellt u.a. für die Therapielanung und Beurteilung des Therapieerfolgs eine wichtige Dimension dar. Der englischsprachige Patientenfragebogen Dysphagia Handicap Index (DHI) untersucht emotionale, funktionelle und physische Auswirkungen einer Dysphagie (Silbergleit et al. 2012). Ziel dieser Arbeit ist eine kulturell adaptierte Übersetzung des DHI ins Deutsche (Sousa et al. 2011) sowie die Überprüfung der Reliabilität und klinischen Anwendbarkeit im Rahmen einer Pilotstudie.

Material und Methoden: Der DHI wurde nach Beaton und Sousa übersetzt und kulturell adaptiert (Sousa et al. 2011). Die deutsche Version wurde an 37 deutschsprachigen Patienten (28 M, 9 F) von 45 bis 91 Jahren (66.36 ±9.03) mit Dysphagie von Mai bis Juni 2013 in der Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie der ORL-Klinik Universitätsspital Zürich getestet. Mit den ersten 12 Probanden wurde nach einer Woche ein Retest durchgeführt. Probanden 13–24 wurden mit einem semistandardisierten Interview zur Verständlichkeit befragt. Bei 11 Probanden wurde gemessen, wie viel Zeit sie für die Beantwortung des DHI benötigten. Die interne Konsistenz des übersetzten DHI wurde mittels Cronbachs α statistisch berechnet. Die Test-Retest-Reliabilität wurde anhand des Spearman- und des Pearson- Korrelationskoeffizienten geprüft.

Ergebnisse: Für den gesamten DHI betrug Cronbachs α 0.918, für die Unterskalen „Physisch“ 0.711, „Funktionell“ 0.895 und „Emotional“ 0.826. Für die Retest-Reliabilität wurden ein Spearman-Korrelationskoeffizient von 0.934 und ein Pearson-Korrelationskoeffizient von 0.961 ermittelt. Das Ausfüllen dauerte durchschnittlich 4:57 Min. (Spanne: 2–10 Min.). Die Verständlichkeit wurde insgesamt als gut beurteilt.

Diskussion: Die deutsche Version des DHI ist ein reliables sowie praktikables Instrument zur Erfassung der physischen, funktionellen und emotionalen Auswirkungen von Schluckstörungen. Die Reliabilitätsprüfungen ergaben keine Hinweise auf eine fehlerhafte Übersetzung. Zur weiterführenden Beurteilung der Validität wird der DHI aktuell an einer größeren Gruppe getestet.

Fazit: Die deutsche Version des Dysphagia Handicap Index ist ein reliables sowie praktikables Instrument zur Erfassung der physischen, funktionellen und emotionalen Auswirkungen von Schluckstörungen.


Text

Hintergrund

Patienten mit Schluckstörungen weisen eine unterschiedlich stark subjektiv eingeschränkte Lebensqualität auf. Die individuelle Lebensqualität des Patienten stellt für die Planung einer Behandlung und die Beurteilung des Therapieerfolgs ein entscheidendes Kriterium dar. Der englischsprachige Patientenfragebogen Dysphagia Handicap Index (DHI) wurde in 2010 validiert. Anhand von 25 Fragen werden emotionale, funktionelle und physische Auswirkungen einer Dysphagie untersucht [1]. Ziel dieser Arbeit ist eine erstmalige und kulturell adaptierte Übersetzung des DHI ins Deutsche anhand der Richtlinien nach Beaton und Sousa [2] sowie die Überprüfung der Reliabilität und klinischen Anwendbarkeit im Rahmen einer Pilotstudie.

Methoden

Der DHI wurde nach Beaton und Sousa mehrstufig übersetzt und kulturell adaptiert [2]: zuerst wurde der Fragebogen durch zwei unterschiedliche Personen zweimalig vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Weiterhin wurden zwei Rückübersetzungen vom Deutschen ins Englische vorgenommen und diese mit der englischen Originalversion verglichen. In einem Expertenkomitee wurden alle Übersetzungen zusammenfassend diskutiert und die in der Pilottestung verwendete Version des Fragebogens erarbeitet.

Die deutsche Version wurde an 37 deutschsprachigen Patienten (28 Männer, 9 Frauen) von 45 bis 91 Jahren (66.36 ±9.03) mit diagnostizierter Dysphagie getestet. Die Teilnehmer wurden im Zeitraum von Mai bis Juni 2013 im Rahmen eines regulären Termins in der Tumorsprechstunde oder der phoniatrisch-logopädischen Sprechstunde der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des UniversitätsSpitals Zürich rekrutiert. Mit den ersten 12 Probanden wurde nach einer Woche ein Retest durchgeführt. Zusätzlich wurden die Probanden 13–24 mit einem semistandardisierten Interview zur Verständlichkeit befragt. Bei 11 Probanden wurde gemessen, wie viel Zeit sie für die Beantwortung des DHI benötigten. Die interne Konsistenz des übersetzten DHI wurde mittels Cronbachs α statistisch berechnet. Die Test-Retest-Reliabilität wurde anhand des Spearman- und des Pearson-Korrelationskoeffizienten geprüft.

Ergebnisse

Die interne Konsistenz wurde anhand von 36 Fragebögen berechnet. Cronbachs α betrug für den gesamten DHI 0.918, für die Unterskalen „Physisch“ 0.711, „Funktionell“ 0.895 und „Emotional“ 0.826. Die Retest-Reliabilität wurde anhand von 8 Probanden ermittelt und ergab einen Spearman-Korrelationskoeffizienten von 0.934 sowie einen Pearson-Korrelationskoeffizienten von 0.961.

Das Ausfüllen dauerte durchschnittlich 4:57 Min. (Spanne: 2–10 Min.). Die Verständlichkeit wurde im semistandardisierten Interview insgesamt als gut beurteilt. 12 von 37 Probanden übersahen jedoch am Ende des Fragebogens die Zusammenfassungsfrage nach ihrer gesamthaften Einschätzung der Beschwerden.

Diskussion

Der Dysphagia Handicap Index konnte ins Deutsche übersetzt und an Patienten mit Schluckstörungen getestet werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Pilotstudie weisen darauf hin, dass die deutsche Version des DHI ein reliables sowie praktikables Instrument zur standardisierten Erfassung von physischen, funktionellen und emotionalen Auswirkungen von Schluckstörungen ist. Die Reliabilitätsprüfungen ergaben keine Hinweise auf eine fehlerhafte Übersetzung. Auf die Abschlussfrage am Ende des Bogens sollten die Patienten jedoch explizit hingewiesen werden. Zur weiterführenden Beurteilung der Validität und Anwendbarkeit wird der DHI aktuell an einer größeren Patientengruppe getestet.

Fazit

Die deutsche Version des Dysphagia Handicap Index (DHI) ist ein reliables sowie praktikables Instrument zur Erfassung der physischen, funktionellen und emotionalen Auswirkungen von Schluckstörungen.


Literatur

1.
Silbergleit AK, Schultz L, Jacobson BH, Beardsley T, Johnson AF. The Dysphagia handicap index: development and validation. Dysphagia. 2012;27(1):46-52. DOI: 10.1007/s00455-011-9336-2 Externer Link
2.
Sousa VD, Rojjanasrirat W. Translation, adaptation and validation of instruments or scales for use in cross-cultural health care research: a clear and user-friendly guideline. J Eval Clin Pract. 2011 Apr;17(2):268-74. DOI: 10.1111/j.1365-2753.2010.01434.x Externer Link