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Überprüfung des DSI mit neuen Daten
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Veröffentlicht: | 2. September 2014 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Hintergrund: Der Dysphonia Severity Index (DSI) wurde im Juni 2000 von Wuyts et al. als Ergebnis einer schrittweisen Regression von objektiven Daten auf den subjektiven Heiserkeitsgrad veröffentlicht. Er hat seither weite Verbreitung in der Literatur und in der klinischen Routine gefunden. Wir vergleichen die Daten der Originalpublikation und deren Gütemaße mit den in unserer Klinik in den letzten Jahren erhobenen.
Material und Methoden: Anhand von 3049 Datensätzen vergleichen wir mit der Originalpublikation:
- durchschnittliche DSI-Werte in den H-Gruppen
- die Übereinstimmung von beobachtetem und vorhergesagtem Heiserkeitsgrad
- die durchschnittlichen Werte der vier Messgrößen und des Geschlechts
- die Korrelation von VHI-12 und DSI (hier nur 1939 Fälle)
Wir versuchen die Parameter zu bestimmen, die Wuyts et al. mit unseren Daten erhalten hätten.
Ergebnisse:
- H0-Stimmen erreichten auch bei uns im Mittel einen DSI von etwa 5,0, H3-Stimmen bei Wuyts -5,0 und bei uns nur -4,0.
- Die Vorhersage des Heiserkeitsgrades aus dem DSI gelingt mit unseren Daten weniger präzise, als mit den Daten, die zur Parametrisierung des DSI herangezogen werden.
- Die sehr ähnlichen DSI-Werte bei Frauen und Männern bestätigen sich bei uns nicht.
- Die Korrelation von VHI und DSI bei 40 Patienten war bei Wuyts et al. r=-0,79, bei uns bei 1939 Patienten und dem VHI-12 nur -0.39 (95%-CI -0,43 – -0,36)
- Unsere Daten hätten zu folgender Defintion des DSI geführt: DSIHGW = 0,210 x MPT + 0,007 x F0.high - 0,172 x I.low - 1,212 x Jitter + 5,132
Diskussion: Natürlich führen verschiedene Patientenkollektive zu unterschiedlichen Effekten im DSI. Ohne den etablierten DSI ersetzten zu wollen sollten solche Unterschiede bei der Anwendung des DSI berücksichtigt werden.
Fazit: Grundsätzlich erweist sich die grobe Struktur des DSI als gut übertragbar auf unsere Daten. Im quantitativen Detail ist die Übertragbarkeit aber sehr eingeschränkt. So entsprechen bei uns schon weniger negative DSI-Werte höheren Heiserkeitsgraden, was z.B. bei Begutachtungen berücksichtigt werden sollte.
Text
Einleitung
Der Dysphonia Severity Index (DSI) wurde im Juni 2000 von Wuyts et al. [1] veröffentlicht. Er stellt ein zusammenfassendes Maß der Stimmgüte dar und wird aus 4 Messparametern der stimmlichen Leistungsfähigkeit errechnet. Entstanden ist er als Ergebnis einer Regressionsrechnung (ordinale logistische Regression), wobei der subjektive Heiserkeitsgrad als Zielparameter verwendet wurde. Der DSI hat seither weite Verbreitung in der Literatur und in der klinischen Routine gefunden. Wir vergleichen die Daten der Originalpublikation und deren Gütemaße mit den in unserer Klinik in den letzten Jahren erhobenen.
Material und Methoden
In unserer Klinik wurden die Daten von 3227 DSI-Bestimmungen archiviert. Wir haben Fälle mit einem Jitter von mehr als 15% excludiert. Anhand der verbleibenden 3049 Datensätzen vergleichen wir mit der Originalpublikation:
- durchschnittliche DSI-Werte in den Heiserkeitsgruppen-Gruppen (H aus RBH, in der Originalpubikation G aus GRBAS), entspr. Fig. 2 und Tab. 4 der Originalpublikation
- die Übereinstimmung von beobachtetem und vorhergesagtem Heiserkeitsgrad, entspr. Tab. 5 der Originalpublikation
- die durchschnittlichen Werte der vier Messgrößen und des Geschlechts, entspr. Tab. 6. der Originalpublikation
- die Korrelation von VHI-12 und DSI (hier nur 1939 Fälle, in der Originalpublikation wurde der VHI verwendet), entspr. Fig. 7 der Originalpublikation
Wir versuchen die Parameter zu bestimmen, die Wuyts et al. [1] mit unseren Daten erhalten hätten.
Die Datenauswertung erfolgte mit R 3.1.0, die Anpassung der Parametrisierung von R [2] an das von Wuyts et al. [1] verwendete SAS erfolgte nach Angaben von Johnson [3].
Ergebnisse
- DSI in Abhängigkeit vom H-Stadium: H0 Stimmen erreichten auch bei uns im Mittel einen DSI-Wert von etwa 5,0, H3-Stimmen bei Wuyts -5,0 bei uns aber nur -4,0.
- Übereinstimmung von beobachtetem und vorhergesagtem Heiserkeitsgrad: Wuyts et al. [1] geben keine Grenzwerte für die Vorhersage an.
- Die sehr ähnlichen DSI-Werte bei Frauen und Männern bestätigen sich bei uns nicht.
- Die Korrelation von VHI und DSI bei 40 Patienten war bei Wuyts et al. [1] r=-0,79, bei uns bei 1939 Patienten und dem VHI-12 nur -0.40 (95%-CI -0,43 – -0,36).
- Bei Anwendung des Vorgehens aus der Originalpublikation hätten unsere Daten zu folgender Parametrisierung des DSI geführt: DSIHGW = 0,210×MPT + 0,007×F0.high - 0,172×I.low - 1,212×Jitter + 5,132
Diskussion
Natürlich führen verschiedene Patientenkollektive zu abweichenden Effekten im DSI. Grundsätzlich erweist sich die grobe Struktur des DSI als gut übertragbar auf unsere Daten. Bei der quantitativen Betrachtung ist die Übertragbarkeit aber sehr eingeschränkt. So entsprechen bei uns schon weniger negative DSI-Werte höheren Heiserkeitsgraden, was z.B. bei Begutachtungen berücksichtigt werden sollte.
Fazit
Der DSI ist ein nützliches Maß vor allem bei der statistischen Beschreibung von Gruppen. Seine Übertragbarkeit auf verschiedene Patientenkollektive hat sich in der Vergangenheit bestätigt, sie hat aber auch Grenzen, die bei der Verwendung berücksichtigt werden müssen.
Literatur
- 1.
- Wuyts FL, De Bodt MS, Molenberghs G, Remacle M, Heylen L, Millet B, Van Lierde K, Raes J, Van de Heyning PH. The dysphonia severity index: an objective measure of vocal quality based on a multiparameter approach. J Speech Lang Hear Res. 2000 Jun;43(3):796-809.
- 2.
- R Core Team. R: A language and environment for statistical computing. Vienna: R Foundation for Statistical Computing; 2014. Verfügbar unter: http://www.R-project.org
- 3.
- Johnson PE. Ordinal Outcomes Regression. Kansas: 2011. Verfügbar unter: http://pj.freefaculty.org/guides/stat/Regression-Categorical/Ordinal/Ordinal-1.pdf [heruntergeladen Juli 2014]