gms | German Medical Science

30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

20.09. - 22.09.2013, Bochum

Metaanalyse zur Effektivität einer Übungstherapie bei der kindlichen Aussprachestörung

Vortrag

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Wolfgang Delb - HNO-Kooperation Südwestpfalz, Kaiserslautern, Deutschland
  • Lino Sawicki - Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 30. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bochum, 20.-22.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV3

doi: 10.3205/13dgpp06, urn:nbn:de:0183-13dgpp062

Veröffentlicht: 5. September 2013

© 2013 Delb et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Zusammenfassung

Hintergrund: Obwohl sich die Ausgaben für übende Therapien kindlicher Aussprachestörungen alleine in den letzten 10 Jahren vervielfacht haben, ist die Datenlage bezüglich der Effizienz dieser Therapieform unzureichend. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Sichtung der Literatur zu diesem Thema und die Durchführung einer Metaanalyse zur Effektivität einer Übungstherapie bei kindlichen Aussprachestörungen.

Material und Methoden: Es wurde ein systematisches Review über vorhandene Therapiestudien zu kindlichen Aussprachestörungen angefertigt und eine Metaanalyse zur Therapieeffektivität durchgeführt. Eingeschlossen wurden Therapiestudien, die zwischen 1960 und 2012 veröffentlicht, und randomisiert und kontrolliert durchgeführt wurden. Die Metaanalyse erfolgte auf Basis von standardisierten Mittelwertsdifferenzen zwischen Experimental- und Kontrollgruppe(n).

Ergebnisse: Aus ursprünglich mehr als 1000 Studien konnten insgesamt vierzehn RCTs mit 454 Teilnehmern für das Review identifiziert werden. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Behandlung rein funktioneller kindlicher Aussprachestörungen mit einer alleinigen Artikulationstherapie (z. B. van Riper) der zusätzlichen Anwendung anderer Aussprachetherapien unterlegen (z. B. Übungen zur auditiven Differenzierungsfähigkeit) ist. Eine Artikulationstherapie kann demnach zur alleinigen Behandlung bei Kindern mit funktionellen Aussprachestörungen nicht empfohlen werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass der Einsatz von Eltern bei der Behandlung ihrer Kinder effektiver ist als Aussprachetherapien, die von einem Sprachtherapeuten alleine durchgeführt werden. Die Studienlage zur Beurteilung der Effektivität einer Übungstherapie gegen eine unbehandelte Kontrollgruppe war nicht ausreichend.

Diskussion: Die Studienlage zur Behandlung der kindlichen Aussprachestörung ist insbesondere vor dem Hintergrund der erheblichen wirtschaftlichen Ressourcen die in ihre Behandlung investiert werden unzureichend. Es sind hochwertige RCTs notwendig, um die Evidenz auch für einzelne Therapieansätze bewerten zu können und eine rationale Differenzialtherapie dieser Störung zu ermöglichen. Insbesondere die Studienlage für in Deutschlang stark propagierte neuere Therapieformen steht mit teils einstelligen Patientenzahlen in den vorhandenen Studien in starkem Gegensatz zu der Häufigkeit ihrer Anwendung.