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29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Mit Technik das Denken entschlüsseln – neue Erkenntnisse im Dienste der Sprache

Vortrag

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  • corresponding author Christian E. Elger - Klinik für Epileptologie, Universität Bonn

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppHV9

doi: 10.3205/12dgpp99, urn:nbn:de:0183-12dgpp999

Veröffentlicht: 6. September 2012

© 2012 Elger.
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Gliederung

Zusammenfassung

Epilepsiechirurgische Eingriffe im zentralen Nervensystem erfordern bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts einige Kenntnisse darüber, in welchen Regionen und in welcher Hirnhälfte die Sprache lokalisiert ist. Es zeigte sich nämlich, dass vor allen Dingen größere Läsionen, die angeboren sind, oder in der frühen Kindheit erworben sind, zu einem Transfer von Sprachleistungen führen können und damit die klassischen Sprachregionen (Broca und Wernicke) einer großen Individualität weichen können. Dazu wurde zunächst das intraoperative „Sprach-Mapping“ umgesetzt. Durch elektrische Stimulation der Hirnrinde können Sprachareale relativ gut identifiziert werden. Da das intraoperative Ableiten häufig nicht zuverlässig ist, wurden in der Folgezeit eingepflanzte Elektrodenplatten dazu verwendet, diese Hirnkarten über die direkte Lokalisation der Sprache zu erstellen. Parallel dazu entwickelte J. Wada am Montreal Neurological Institut den sogenannten WADA-Test (Amobarbetal-Test). Bei ihm wird durch die intra-carotidale Injektion von Amobarbetal eine kurzzeitige Narkose einer Hirnhälfte erreicht und die parallel laufende Sprachtestung zeigt, ob motorische und sensorische Sprachanteile in der jeweiligen Hemisphäre vorhanden sind. Alle diese Sprachtests sind relativ invasiv, so dass der Bedarf an nicht-invasiven Techniken in der Folgezeit wuchs.

In allererster Linie ist hier die funktionelle Kernspintomographie zu nennen. Bei ihr wird der Sauerstoffverbrauch als sogenannter BOLD-Response verwendet, um die Sprachareale durch Testaufgaben während der Kernspintomographie zu bestimmen. Bei der Dopplersonographie des Gehirns können ebenfalls die Durchblutungssteigerungen, die mit Funktionszunahme einhergehen, genutzt werden, um Informationen über die Verteilung der Sprachareale zu bekommen. Beide nicht-invasive Verfahren sind allerdings nur dann zuverlässig, wenn keine großen Läsionen vorhanden sind. Sie zeigen auch nur den augenblicklichen Gebrauch der Sprache und nicht die Kompensationsfähigkeit, so dass es immer wieder Fälle gibt, in denen Widersprüche auftreten, die durch invasive Technologien geklärt werden müssen. Letztere gelten als der „Goldstandard“, weil sie auch die Kompensationsfähigkeit des Gehirns erfassen.