gms | German Medical Science

29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

FAPCI als Instrument zur Beurteilung des Kommunikationsvermögens bei Kindern mit Hörgeräteversorgung

Poster

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Katharina Leonhard - Universitätsmedizin Mainz – Schwerpunkt Kommunikationsstörungen, Mainz, Deutschland
  • author Hartmut Meister - Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung Universität Köln, Köln, Deutschland
  • author Annerose Keilmann - Universitätsmedizin Mainz – Schwerpunkt Kommunikationsstörungen, Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppP25

doi: 10.3205/12dgpp54, urn:nbn:de:0183-12dgpp540

Veröffentlicht: 6. September 2012

© 2012 Leonhard et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Hintergrund: Der Fragebogen Functioning After Pediatric Cochlear Implantation (FAPCI) ist vorrangig für CI-Kinder entwickelt und evaluiert worden. Aus den Antworten einer nahestehenden Bezugsperson auf 23 Fragen zum Kommunikationsverhalten des Kindes wird ein Score ermittelt. Für ein Kollektiv normal hörender Kinder zwischen 2 und 5 Jahren liegen bereits Werte vor. So gelingt eine ungefähre Einschätzung der kommunikativen Fähigkeiten ohne das Kind in einem direkten Testverfahren abprüfen zu müssen.

Material und Methoden: 30 Kinder zwischen 2 und 5 Jahren mit Hörgeräten wurden mit dem Fragebogen untersucht. 2 Gruppen (14/16) wurden nach dem Hörverlust des besseren Ohres (Tab. n. Röser 73) eingeteilt. Die 14 Kindern der 1. Gruppe hatten einen prozentualen Hörverlust von 40–69% (Median: 50%), die der 2. Gruppe von 70–100% (Median: 88%) des besseren Ohres. Diese wurden dann mit dem Normkollektiv bestehend aus 144 Kindern verglichen.

Ergebnisse: In der 1. Gruppe (mittel- bis hochgradiger Hörverlust) lag ein Kind oberhalb der 90. Perzentile, 3 Kinder an der 75. Perzentile, 2 Kinder an der 50. Perzentile, ein weiteres Kind an der 10. Perzentile. Die restlichen 7 Kinder erreichten einen Score unterhalb des Normkollektivs. In der 2. Gruppe (hochgradige Schwerhörigkeit bis Hörrestigkeit) erreichte ein Kind die 90. Perzentile, ein Kind die 50. Perzentile und 2 weitere lagen an der 10. Perzentile. Die restlichen 12 Kinder lagen weit unterhalb des Normkollektivs

Diskussion: Trotz optimaler Hörgeräteeinstellung und guter Akzeptanz der Systeme erreichte der Großteil der Kinder mit mindestens mittelgradigem Hörverlust die Werte der Normgruppe nicht. Trotz der Fortschritte in der Früherkennung von Hörstörungen und der Technik fanden wir bedeutsame Rückstände in den kommunikativen Fähigkeiten, und zwar umso mehr, je ausgeprägter der Hörverlust war. Die Werte liegen damit in dem Bereich, der für Kinder mit CI publiziert wurde [1].


Text

Einleitung

Hörgeschädigte Kinder brauchen in besonderem Maße spezialisierte Entwicklungs-und Sprachförderung. Die technische Überprüfung und Einstellungsoptimierung der Hörsysteme, gleich ob es sich um Hörgeräte oder Cochlear-Implantate handelt, ist nur ein Teilstück aus einer langen Kette von notwendigen Angeboten, die im Kindesalter zur Verfügung stehen. Um die Entwicklung der kommunikativen Fähigkeiten zu fördern und zu messen, existieren eine Vielzahl von Testbatterien (wie z.B. Sprachaudiometrie, Wortschatztests, Tests zur auditiven Wahrnehmung). Die bekannten direkten Testverfahren fordern eine gute Kooperation des Kindes, die aber nicht grundsätzlich in jeder Testsituation ausreichend abrufbar ist. Indirekte Testverfahren in Form von Fragebögen bieten sich daher an, um das Kind auch bei unzureichender Mitarbeit und bezüglich seiner Reaktionen im Alltag einschätzen zu können. Der Fragebogen Funktioning After Pediatric Cochlear Implantation (FAPCI) [2] ist vorrangig für CI-Kinder im englischsprachigen Raum entwickelt und evaluiert worden. Eine übersetzte Version steht auch in der deutschen Sprache zur Verfügung [3]. Mittels der beantworteten 23 Fragen zum Kommunikationsverhalten des Kindes durch eine nahestehende Bezugsperson wird ein Score ermittelt, der mit den Werten eines Normkollektivs normalhörender Kinder zwischen 2 und 5 Jahren verglichen werden kann.

Methode/Patienten

30 Kinder zwischen 2 und 5 Jahren mit Hörgeräten wurden mit dem Fragebogen untersucht. Es wurde bei der Auswahl darauf geachtet, dass die Bezugsperson – in der Regel die Mutter des Kindes – über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt. Alle Patienten waren beidseits mit Hörgeräten versorgt, weisen aber unterschiedliche Versorgungszeitpunkte auf und werden zum Teil auch bilingual erzogen. Auch Kinder, bei denen nicht abschließend geklärt werden konnte, ob sie seit der Geburt hörgeschädigt sind oder einen progredienten Hörverlust haben, wurden in die Untersuchung mit einbezogen. Zum Zeitpunkt der Studie waren alle Kinder seit der Erstvorstellung bei uns audiometrisch stabil. Kinder mit Mehrfachbehinderungen wurden nicht eingeschlossen. 2 Gruppen (14/16) wurden nach dem Hörverlust des besseren Ohres (Tab. n. Röser 73) eingeteilt. Die 1. Gruppe mit 14 Kindern umfasst die Kinder mit einem prozentualen Hörverlust von 40–69% (Median: 50%), die 2. Gruppe von 70–100% (Median: 88%) des besseren Ohres. Diese wurden dann mit einem Normkollektiv bestehend aus 144 Kindern verglichen.

Ergebnisse

In der 1. Gruppe (mittel- bis hochgradiger Hörverlust) lag ein Kind oberhalb der 90. Perzentile, 3 Kinder an der 75. Perzentile, 2 Kinder an der 50. Perzentile, ein weiteres Kind an der 10. Perzentile. Die restlichen Kinder erreichten einen Score unterhalb des Normkollektivs (Abbildung 1 [Abb. 1]). In der 2. Gruppe (hochgradige Schwerhörigkeit bis Hörrestigkeit) erreichte ein Kind die 90. Perzentile, ein Kind die 50. Perzentile und 2 weitere lagen an der 10. Perzentile. Die restlichen Kinder lagen weit unterhalb des Normkollektivs (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Diskussion/Fazit

Trotz optimaler Hörgeräteeinstellung und guter Akzeptanz der Systeme erreichte der Großteil der Kinder mit mindestens mittelgradigem Hörverlust die Werte der Normgruppe nicht. Trotz der Fortschritte in der Früherkennung von Hörstörungen und der Technik fanden wir bedeutsame Rückstände in den kommunikativen Fähigkeiten und zwar umso mehr, je ausgeprägter der Hörverlust war. Die Werte liegen damit in dem Bereich, der für Kinder mit CI publiziert wurde [1].


Literatur

1.
Grugel L, Streicher B, Lang-Roth R, Walger M, Meister H. Measuring communicative performance with the German version of the FAPCI-instrument: normative data and longitudinal results. Int J Pediatr Otorhinolaryngol. 2011 Apr;75(4):543-8. DOI: 10.1016/j.ijporl.2011.01.014 Externer Link
2.
Lin FR, Ceh K, Bervinchak D, Riley A, Miech R, Niparko JK. Development of a communicative performance scale for pediatric cochlear implantation. Ear Hear. 2007 Sep;28(5):703-12. DOI: 10.1097/AUD.0b013e31812f71f4 Externer Link
3.
Grugel L, Streicher B, Lang-Roth R, Walger M, von Wedel H, Meister H. Entwicklung einer deutschsprachigen Version des Fragebogens Functioning After Pediatric Cochlear Implantation (FAPCI) [Development of a German version of the Functioning After Pediatric Cochlear Implantation (FAPCI) questionnaire]. HNO. 2009 Jul;57(7):678-84. DOI: 10.1007/s00106-008-1825-8 Externer Link