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27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 19.09.2010, Aachen

Enzymhistochemische Färbung von Nerven humaner und suiner Kehlköpfe

Vortrag

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppV22

doi: 10.3205/10dgpp31, urn:nbn:de:0183-10dgpp316

Veröffentlicht: 31. August 2010

© 2010 Olthoff et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Durch den enzymhistochemischen Nachweis von Acethylcholinesterase sollten in dieser Studie motorische Fasern in den Kehlkopfnerven nachgewiesen werden. Auch der Vergleich zwischen dem humanen und dem suinen Larynx war Gegenstand der Studie.

Material und Methoden: Die Nerven der humanen Kehlköpfe wurden bei Laryngektomien und die Nerven der suinen Kehlköpfe bei, nicht für diese Studie, getöteten Tieren entnommen. Die Färbungen führten wir an Kryopräparaten nach der Methode von Karnovsky und Roots [1] durch. Die Auswertung erfolgte semiquantitativ.

Ergebnisse: Neben den anatomisch sehr ähnlichen Nervenverläufen ergaben auch die Färbungen der einzelnen Nervenäste (N. recurrens, N. laryngeus superior) große Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Schwein. Ein sicherer Hinweis auf motorische Fasern im R. internus des N. laryngeus superior konnte nicht abgeleitet werden.

Diskussion: Der suine Larynx eignet sich als Tiermodell. Immunhistochemische Untersuchungen sollen angeschlossen werden.


Text

Einleitung

Die Einführung differenzierter histologischer Methoden führte zu neuen Betrachtungen der Kehlkopfinnervation und zur erneuten Vermutung motorischer Fasern in den oberen Kehlkopfnerven [2]. In anatomisch makroskopischen Präparationen konnten die Nervenverläufe ebenfalls dargestellt und so die Möglichkeit für gezielte immunhistochemische Untersuchungen geschaffen werden [3]. Eine makroskopische Studie zur vergleichenden Anatomie zwischen menschlichen und suinen Kehlköpfen zeigte im Bezug auf die Larynxinnervation eine große Ähnlichkeit zwischen beiden Spezies [4], [5].

In der nun präsentierten Studie sollten einerseits motorische Anteile in den verschiedenen Nervenästen immunhistochemisch überprüft und andererseits die Verhältnisse zwischen Mensch und Schwein verglichen werden.

Material und Methoden

Die Nerven der 3 untersuchten suinen Kehlköpfe stammten von Schweinen, die zu anderen Zwecken getötet wurden. Die 3 humanen Kehlköpfe wurden im Rahmen von Laryngektomien entnommen und die Patienten hatten zuvor in die Nervenuntersuchungen eingewilligt. Die Studie erfolgte nach Einwilligung durch die Ethikkommission der Universitätsmedizin Göttingen.

Die Nervenäste wurden unter dem Operationsmikroskop (OPMI Zeiss, Jena) präpariert, auf Trockeneis konserviert und umgehend auf –80°C tiefgefroren.

Die „Karnovsky“-Färbungen fanden nach einem nach Zenker modifizierten Protokoll [1], [6] statt. Als Hinweis auf motorische Nervenfasern erfolgte hierbei der Nachweis von Acetylcholinesterase (AChE) im Nervengewebe.

Die Auswertung war semiquantitativ und die Analyse deskriptiv.

Ergebnisse

Bei den humanen und suinen Kehlköpfen wurden jeweils der N. recurrens sowie der Stamm des R. internus des N. laryngeus superior (RINLS) entnommen.

Bei den Schweinekehlköpfen wurde zudem der R. externus des N. laryngeus superior (RENLS) entnommen.

Zusätzlich wurden als sensible Referenznerven von einem humanen Kehlkopfpräparat der N. auricularis magnus und bei einem Schwein der N. suralis gewonnen.

Sowohl beim Menschen als auch beim Schwein zeigten sich prozentual hohe Anteile an AChE im N. recurrens sowie im RENLS und nur geringe Anfärbungen im RINLS. In den Refenznerven (N. auricularis magnus und N.suralis) fanden sich die erwartet geringen Anfärbungen (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).

Diskussion

In der Literatur fanden sich bisher nur vereinzelte Berichte über Färbungen von ausgesuchten Kehlkopfnerven nach der „Karnovsky“-Methode [7]. Eine systematische Untersuchung und ein Vergleich zu suinen Kehlkopferven fand mit dieser Methode bisher nicht statt.

In unserer Studie ergab sich kein sicherer Anhalt für motorische Anteile im RINLS. Die vorhandenen Anfärbungen lassen einen Ausschluss motorischer Faserqualitäten in diesem Nerven jedoch nicht zu. Es könnte sich bei den nachgewiesenen Anfärbungen zudem um propriozeptive oder auch parasympatische Fasern handeln [8].

Neben der makroskopischen Ähnlichkeit der Kehlkopfinnervation bei Mensch und Schwein zeigte diese Studie die mögliche und zudem entsprechende Färbung von Nervenfasern beider Spezies.

Alle genannten Ergebnisse sind die Grundlage für fortgeführte Studien.


Literatur

1.
Karnovsky MJ, Roots L. A „direct-coloring“ thiocholine method for cholinesterases. J Histochem Cytochem. 1964;12:219-21.
2.
Sanders I, Mu L. Anatomy of the human internal superior laryngeal nerve. Anat Rec. 1998;252:646-56. DOI: 10.1002/(SICI)1097-0185(199812)252:4<646::AID-AR15>3.0.CO;2-E Externer Link
3.
Olthoff A, Schiel R, Kruse E. The supraglottic nerve supply: an anatomic study with clinical implications. Laryngoscope. 2007;117:1930-3. DOI: 10.1097/MLG.0b013e318123f2e7 Externer Link
4.
Schiel R, Olthoff A, Kruse E. Vergleichende Anatomie des N. recurrens bei Mensch und Schwein. Akt Phoniatr Pädaudiologische Aspekte. 2005;13:231-3.
5.
Birchall M, Idowu B, Murison P, Jones A, Burt R, Ayling S, Stokes C Pope L, Terenghi G. Laryngeal abductor muscle in a pig model. Acta Otolaryngol. 2004;124:839-46. DOI: 10.1080/00016480410022507 Externer Link
6.
Zenker W. Cholinesterase und Nervenfasertypen. Verh Anat Ges. 1971;66:385-7.
7.
Wu BL, Sanders I, Mu L, Biller HF. The human communicating nerve: An extension of the external superior laryngeal nerve that innervates the vocal cord. Arch Otolaryngol Head Neck Surg. 1994;120:1321-8.
8.
Tellis CM, Rosen C, Thekdi A, Sciote JJ. Anatomy and fiber type composition of human interarytenoid muscle. Ann Otol Rhinol Laryngol. 2004;113:97-107.