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25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12.09. - 14.09.2008, Düsseldorf

Verständlichkeit von Kindern mit unterschiedlichen orofazialen Spaltfehlbildungen

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Maria Schuster - Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung, Erlangen, Deutschland
  • author Andreas Maier - Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung, Erlangen, Deutschland
  • author Anne Schützenberger - Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung, Erlangen, Deutschland
  • author Emeka Nkenke - Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • author Alexandra Holst - Zahnklinik 3 - Kieferorthopädie, Erlangen, Deutschland
  • author Frank Rosanowski - Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung, Erlangen, Deutschland
  • author Ulrich Eysholdt - Phoniatrische und Pädaudiologische Abteilung, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Düsseldorf, 12.-14.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgppV40

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgpp2008/08dgpp51.shtml

Veröffentlicht: 27. August 2008

© 2008 Schuster et al.
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Zusammenfassung

Die Verständlichkeit von Patienten mit orofazialen Spaltfehlbildungen kann beeinträchtigt sein. In der Literatur wird zwar eine Abhängigkeit vom Spalttyp angegeben, dies aber in unterschiedlichem Ausmaß, was möglicherweise durch die Verschiedenheit der eingesetzten Bewertungsverfahren bedingt ist. In dieser Studie wurde die apparative Spracherkennung im Hinblick auf eine besser vergleichbare, einfache und objektive Bestimmung der Verständlichkeit bei verschiedenen Spaltformen erprobt.

In der interdisziplinären Spaltsprechstunde wurden 180 standardisierte Sprachaufnahmen von Kindern und Jugendlichen mit orofazialen Spaltfehlbildungen im Alter von 4 bis 18 Jahren (9,5±4,3 Jahre) mit unterschiedlichen Spaltformen analysiert. Als Vergleich dient eine altersangepasste Gruppe von Kindern ohne Spaltfehlbildungen.

Der Verständlichkeitsgrad der Kinder mit isolierter oder kombinierter Spaltfehlbildung des Gaumens ist signifikant geringer als bei der Vergleichsgruppe. Bei isolierten Spaltfehlbildungen der Lippe und Lippen-Kieferspaltbildungen im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt sich kein signifikanter Unterschied. Beidseitige Spaltfehlbildungen weisen keinen geringeren Verständlichkeitsgrad auf als einseitige.

Die automatische Spracherkennungstechnik kann die Diagnostik von Lautfehlbildungsstörungen von Patienten mit Spaltfehlbildungen vereinheitlichen. Dies ermöglicht in Zukunft auch methodisch hochklassige Therapiestudien z.B. zur Evaluation von Behandlungsstrategien.


Text

Die Verständlichkeit von Patienten mit orofazialen Spaltfehlbildungen kann auch nach adäquater chirurgischer und konservativer Behandlung beeinträchtigt sein. In der Literatur wird zwar eine Abhängigkeit vom Spalttyp angegeben, dies aber in unterschiedlichem Ausmaß, was möglicherweise durch die Verschiedenheit der eingesetzten Bewertungsverfahren bedingt ist. In dieser Studie wurde die apparative Spracherkennung im Hinblick auf eine besser vergleichbare, einfache und objektive Bestimmung der Verständlichkeit [1] bei verschiedenen Spaltformen erprobt.

Patienten und Methode

In der interdisziplinären Spaltsprechstunde wurden 156 standardisierte Sprachaufnahmen mit den Psycholinguistischen Analyse kindlicher Sprechstörungen (PLAKSS) von Kindern und Jugendlichen mit orofazialen Spaltfehlbildungen im Alter von 4 bis 16 Jahren (8,6±4,2 Jahre) mit unterschiedlichen Spaltformen (s. Tabelle 1 [Tab. 1]) mit der Aufnahme- und Analyseprogramm PEAKS [2] digital aufgezeichnet. Die Analyse erfolgte mittels automatischer Spracherkennung und gibt als Maß für die Verständlichkeit dann die Worterkennungsrate an, die sich aus der Anzahl korrekt erkannter Wörter einer bekannten Wortreihe errechnet.

Als Vergleich dient eine Gruppe von Kindern zwischen 4 und 13 Jahren ohne Spaltfehlbildungen. Daraus wurde der Altersdurchschnitt für die Worterkennungsrate errechnet. Die statistische Auswertung der Gruppenunterschiede erfolgte mit Excel und SPSS.

Ergebnisse

Der Verständlichkeitsgrad der Kinder mit isolierter oder kombinierter Spaltfehlbildung des Gaumens ist signifikant geringer als bei der Vergleichsgruppe. Bei isolierten Spaltfehlbildungen der Lippe und Lippen-Kieferspaltbildungen im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigt sich kein signifikanter Unterschied, allerdings zu der Verständlichkeit der Kinder mit Gaumenbeteiligung.

Diskussion

Mit der automatischen Spracherkennung kann der Verständlichkeitsgrad quantifiziert werden. Die Spracherkennungstechnik kann die Diagnostik von Lautfehlbildungsstörungen von Patienten mit Spaltfehlbildungen vereinheitlichen. Dies ermöglicht in Zukunft auch methodisch hochklassige Therapiestudien z.B. zur Evaluation von Behandlungsstrategien.

Bei Kindern mit Spaltfehlbildungen, die auch den Gaumen betreffen, ist der Verständlichkeitsgrad geringer als bei Spaltfehlbildungen der Lippe oder der Lippe und des Kiefers. Dies muss bei der Planung der Behandlung und der Beratung der Eltern berücksichtigt werden.

Kinder mit Spaltfehlbildungen der Lippe und des Kiefers sind im Mittel nicht schlechter verständlich als die Kontrollgruppe, obwohl Strukturen an der Spaltfehlbildung beteiligt sind, die für die Lautbildung wichtig sind [3]. Lautbildungsstörungen, die bei Gaumenspalten auftreten können, scheinen einen größeren Einfluss auf die Verständlichkeit auszuüben. Eine weitere Analyse der Daten wird den Einfluss verschiedener Lautbildungsstörungen auf die Verständlichkeit ermöglichen.


Literatur

1.
Schuster M, Maier A, Haderlein T, Nkenke E, Wohlleben U, Rosanowski F, Eysholdt U, Nöth E. Evaluation of Speech Intelligibility for Children with Cleft Lip and Palate by Means of Automatic Speech Recognition. Int J Pediatr Otorhinolaryng. 2006;70:1741-7.
2.
Maier A, Nöth E, Batliner A, Nkenke E, Schuster M. Fully automatic assessment of speech of children with cleft lip and palate. Informatica. 2006;30(4):477-82.
3.
Laitinen J, Haapanen ML, Paaso M, Pulkkinen J, Heliövaara A, Ranta R. Occurrence of dental consonant misarticulations in different cleft types. Folia Phoniatr Logop. 1998;50(2):92-100.