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25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12.09. - 14.09.2008, Düsseldorf

Zehn Jahre NHS mit dem BERAphon®

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker W. Shehata-Dieler - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • M. Cebulla - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • R. Keim - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • K. Baumbusch - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • C. Völter - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • R. Hagen - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland
  • J. Helms - Univ. HNO-Klinik, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Düsseldorf, 12.-14.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgppV07

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgpp2008/08dgpp07.shtml

Veröffentlicht: 27. August 2008

© 2008 Shehata-Dieler et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Das ABR-Hörscreening bietet den Vorteil einer sehr hohen Sensitivität und Spezifität. An der Würzburger Univ.-HNO-Klinik wird bereits seit August 1997 ein auf ABR basierendes Verfahren zum Neugeborenen-Hörscreening eingesetzt. Bis September 2007 wurde bei 12425 Neugeboren ein primäres Screening und/oder Kontroll-Screening mit dem BERAphon® durchgeführt. Das Screening-Gerät MB11 mit dem BERAphon®, ermöglicht eine schnelle AABR-Messung, mit ähnlichem Zeitaufwand wie bei OAE basierenden Verfahren. Bisher konnten 224 Kinder mit Hörverlust durch unser Screening-Programm identifiziert werden. Zwei Drittel von ihnen fielen während des primären Screenings in anderen Programmen auf und wurden mit Hilfe des Kontroll-Screenings verifiziert und evaluiert. Alle auffälligen Kinder an unserem Screening-Programm werden während der Diagnosefindung bis zur Therapie begleitet.

Im Beitrag werden die Messergebnisse mitgeteilt und ein Überblick über Typen und Grade von Hörverlusten bei Neugeborenen sowie das Diagnose- und Therapiealter gegeben.


Text

Die frühzeitige Diagnose und Behandlung einer Schwerhörigkeit bei Säuglingen und Kleinkindern ist ein entscheidender Faktor für deren emotionale, soziale und kommunikative Entwicklung. Der anzustrebende Zeitpunkt der Erstdiagnose einer Hörstörung liegt in den ersten drei Lebensmonaten, mit der Therapie sollte spätestens ab dem sechsten Lebensmonat begonnen werden. Bis 1998 wurde eine Hörstörung durchschnittlich erst im Alter von 22 Monaten vermutet, die Versorgung mit Hörgeräten erfolgte durchschnittlich erst mit 36 Monaten [1].

An der Würzburger Univ.-HNO-Klinik wird bereits seit August 1997 ein auf ABR basierendes Verfahren zum Neugeborenen-Hörscreening eingesetzt. Bis Mai 2008 wurde bei 13.363 Neugeborenen ein primäres Screening mit dem BERAphon® durchgeführt. Das Screening-Gerät MB11 mit dem BERAphon® ermöglicht eine schnelle ABR-Messung mit ähnlichem Zeitaufwand wie bei auf OAE basierenden Verfahren (mittlere Messzeit 24 Sek.).

Wir folgen einem zweistufigen Screeningmodell, in dem ein Neugeborenes, das den Test auf der Neugeborenenstation nicht bestanden hat (fail), in der HNO-Klinik kontrolliert wird. Die zweite Stufe dient jedoch nicht nur als Kontrollscreen der Kinder aus unserem eigenen Programm, es werden hier auch Kinder, die nicht in der Univ.-Klinik Würzburg geboren wurden oder Kinder (N=1108), die von Kinderkliniken oder Kinderärzten (nach ein- oder mehrfachem Screening) überwiesen wurden, gemessen (N=1108). Kinder mit Risikofaktoren für eine Hörminderung, die bei der ersten Screeningsstufe unauffällige Befunde gezeigt haben, werden vor Ende des ersten Lebensjahres erneut kontrolliert.

Ergebnisse

99,4% aller Neugeborenen wiesen nach Durchlaufen eines zweistufigen Screeningtests unauffällige Befunde auf.

Bei den Kindern, die nach einem Kontroll-Hörscreening auffällige Befunde aufwiesen, erfolgte eine diagnostische Abklärung. Hierbei fanden sich 264 Neugeborene mit einer Hörstörung. Alle auffälligen Kinder in unserem Screening-Programm werden während der Diagnosefindung bis zum Abschluss der Therapie begleitet. 65% der Kinder mit einer Hörminderung wiesen keine Risikofaktoren auf (Abbildung 1 [Abb. 1]). Zu den häufigsten Risikofaktoren zählten Syndrome, Gaumenspalten und kranofaciale Anomalien sowie Frühgeburten und neonatale Sepsen. 34% der Kinder wiesen eine einseitige und 48% eine mittel- bis hochgradige Hörminderung auf. Bisher wurden von therapierten Kindern 48% mit Hörgeräten versorgt, 13% mit Cochlea-Implantaten und 39% z.B. mit Paukenröhrchen o.ä. (Abbildung 2 [Abb. 2]). Das mediane Alter der Identifikation, der Diagnose und Hörgeräteversorgung lag bei 70, 83 und 234 Tagen für Kinder, die in unserem Programm primär gescreent wurden sowie bei 105, 134 und 234 Tagen bei Kindern, die erst zum Kontrollscreening von anderen Programmen zu uns überwiesen wurden. Somit liegt das Diagnosealter bei 3 Monaten und das Behandlungsalter bei 8 Monaten.

Das Beraphon mit SSP und ZG-BERA hat sich für das Neugeborenen-Hörscreening als sehr gut geeignet gezeigt.


Literatur

1.
Finckh-Krämer U, Spormann-Lagodzinski ME, Nubel K, Hess M, Gross M. Wird die Diagnose bei persistierenden kindlichen Hörstörungen immer noch zu spät gestellt? HNO. 1998;46(6):598-602.