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Videoendoskopische Diagnostik oropharyngealer Schluckstörungen mit Hilfe des Wiener Schluckdiagnostikbogens
Videoendoscopic evaluation of oropharyngeal swallowing disorders with the Viennese swallowing diagnostic protocol
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Veröffentlicht: | 28. August 2007 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Die flexible Videoendoskopie des pharyngealen Schluckaktes ist – neben der Röntgen-Videokinematographie – die dynamische Untersuchungsmethode der Wahl zur Diagnostik oropharyngealer Schluckstörungen. Sie ermöglicht eine Visualisierung des oberen Aerodigestivtraktes im Hinblick auf Morphologie und Funktion.
Eine retrospektive Aufarbeitung von 277 konsekutiven videoendoskopischen Schluckversuchen aus unserem Patientengut mit über 5000 Videoendoskopien zeigt den großen diagnostischen Stellenwert der Endoskopie: nur auf Grundlage einer klinischen Beurteilung allein – ohne Endoskopie – würden 13% der Aspirationen nicht erkannt werden.
Zur eingehenden Befunderhebung in der klinischen Praxis ist ein strukturiertes, standardisiertes und zugleich praktikables Vorgehen erforderlich.
Diese Anforderungen führten zur Entwicklung eines Schluckdiagnostikbogens. Dieser beinhaltet neben anamnestischen Angaben folgende Parameter, die mit ja/nein bzw. normal/pathologisch Antworten erfasst werden: Motilität von Lippen, Zunge, Velum und Stimmlippen, Mechanismen des Larynxverschlusses und Hustenreflex; Drooling, Bolusbildung, Leaking, Schluckreflex, nasale Regurgitation, laryngeale Penetration und Aspiration (Konsistenz: flüssig, breiig, fest; Art: prä-, intra-, postdeglutitiv; silent, non-silent), Retentionen, willkürliches Abräuspern und pharyngeale Regurgitation.
Durch die gute Praktikabilität und übersichtliche Dokumentation der umfassenden Befunderhebung hat sich der Schluckdiagnostikbogen in der klinischen Routine bewährt und ist zu einem wichtigen Hilfsmittel im Rahmen der Schluckdiagnostik geworden.
Text
Einleitung
Die flexible Videoendoskopie des pharyngealen Schluckaktes ist – neben der Röntgen-Videokinematographie – die dynamische Untersuchungsmethode der Wahl zur Diagnostik oropharyngealer Schluckstörungen. Sie ermöglicht eine Visualisierung des oberen Aerodigestivtraktes im Hinblick auf Morphologie und Funktion. Zur eingehenden Befunderhebung in der klinischen Praxis ist ein strukturiertes, standardisiertes und zugleich praktikables Vorgehen erforderlich. Diese Anforderungen führten auf der Grundlage unserer Erfahrungen mit der endoskopischen Schluck-Diagnostik zur Entwicklung eines Schluckdiagnostikbogens.
Material und Methoden
Aus über 5000 Videoendoskopien wurden zunächst 277 konsekutive Untersuchungen retrospektiv analysiert. Die Befunde wurden mit der klinischen Verdachtsdiagnose hinsichtlich einer Aspiration und den Ergebnissen der Röntgen-Videokinematographie verglichen.
Des weiteren wurde ein Schluckdiagnostikbogen zusammengestellt und in der klinischen Routine eingesetzt, um das diagnostische Prozedere strukturiert dokumentieren zu können. Dieser Schluckdiagnostikbogen (Abbildung 1 [Abb. 1]) beinhaltet neben anamnestischen Angaben folgende Parameter der klinischen und endoskopischen Untersuchung, die mit ja/nein bzw. normal/pathologisch Antworten erfasst werden: Motilität von Lippen, Zunge, Velum und Stimmlippen, Mechanismen des Larynxverschlusses und Hustenreflex; Drooling, Bolusbildung, Leaking, Schluckreflex, nasale Regurgitation, laryngeale Penetration und Aspiration (Konsistenz: flüssig, breiig, fest; Art: prä-, intra-, postdeglutitiv; silent, non-silent), Retentionen, willkürliches Abräuspern und pharyngeale Regurgitation.
Ergebnisse
Die retrospektive Aufarbeitung von 277 konsekutiven videoendoskopischen Schluckversuchen ergab, dass nur auf Basis einer klinischen Beurteilung allein – ohne Endoskopie – 13% der Aspirationen nicht erkannt worden wären. Die Ergebnisse im Vergleich von Videoendoskopie und Röntgen-Videokinematographie (n=77) zeigten eine Übereinstimmung hinsichtlich Aspiration in 78%.
Die Anwendung des Schluckdiagnostikbogens erleichterte die Befunderhebung durch ein strukturiertes, übersichtliches und nachvollziehbares Vorgehen. Dies erleichterte insbesondere follow-up-Untersuchungen durch andere als den Erstuntersucher und retrospektive Auswertungen.
Diskussion
Die Auswertungen der videoendoskopischen Schluckversuche zeigen den großen diagnostischen Stellenwert der Endoskopie für das Management dysphagischer Patienten. Der von uns entwickelte Schluckdiagnostikbogen erwies sich in der klinischen Routine als überaus hilfreich, um die klinische und endoskopische Befundung strukturiert, standardisiert und nachvollziehbar zu gestalten. Durch die gute Praktikabilität und übersichtliche Dokumentation der umfassenden Befunderhebung ist der Schluckdiagnostikbogen in der klinischen Routine zu einem wichtigen Hilfsmittel im Rahmen der Schluckdiagnostik geworden.
Literatur
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- Bastian RW. Videoendoscopic evaluation of patients with dysphagia: an adjunct to the modified barium swallow. Otol HNS. 1991;104:339-50.
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- Denk DM, Bigenzahn W. Management oropharyngealer Dysphagien. Eine Standortbestimmung. HNO. 2005;53(7):661-72.
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- Langmore S, Schatz K, Olsen N. Fiberoptic examination of swallowing safety: a new procedure. Dysphagia. 1998;2:216-9.