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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Toxic shock syndrom (TSS) unter Therapie mit Tocilizumab bei einer 14-jährigen Patientin mit systemischer juveniler idiopathischer Arthritis

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker A. Sonnenschein - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin - Mainz, Germany
  • U. Derichs - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin - Mainz, Germany
  • M. Kirchner - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin - Mainz, Germany
  • L. Strothmann - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin - Mainz, Germany
  • W. Mannhardt-Laakmann - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin - Mainz, Germany

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi16

doi: 10.3205/13dgpi16, urn:nbn:de:0183-13dgpi160

Veröffentlicht: 28. März 2013

© 2013 Sonnenschein et al.
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Gliederung

Text

Seit dem 9.Lebensmonat leidet die 14-jährige Patientin an einer systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA). Sie ist von rezidivierend auftretenden schweren Schüben betroffen, so dass verschiedene DMARDs, TNF-alpha-Blocker sowie der IL-1-Rez-Antagonist Anakinra über viele Jahre angewandt wurden. Zuletzt traten unter Anakinra zunehmend rezidivierende Infektionen auf, die eine Beendigung der Therapie erforderlich machten. Im Oktober 2011 wurde eine Therapie mit Tocilizumab (RoActemra®), dem humanisierten, monoklonalen Anikörper gegen den Interleukin-6-Rezeptor, begonnen. Hierunter kam es zu einer raschen Remission mit Rückgang der laborchemischen Entzündungsparameter als auch der klinischen Symptomatik.

Nach 3 Monaten unter Tocilizumab erfolgte die akute stationäre Aufnahme der Patientin aufgrund von Kreislaufproblemen, Schüttelfrost, Hautabschälungen und Unwohlsein – kein Fieber. Seit drei Tagen hatte die Patientin ihre Menstruation. Laborchemisch zeigte sich eine Leukozytose mit Linksverschiebung, CRP und BSG befanden sich Normbereich. Es entwickelte sich perakut das Vollbild eines Toxischen Schocksyndroms (TSS) mit Nachweis von S.aureus im Vaginalabstrich. Unter adäquater i.v. antibiotischer Therapie, ergänzender antimykotischer und Volumensubstitutionstherapie zeigte sich dann eine rasche Besserung des Allgemeinzustandes. Die Therapie mit Tocilizumab wurde unterbrochen.

Unter Therapie mit IL-6-Blockade wurde die klassische Entzündungsreaktion unterbunden (laborchemisch kein Anhalt für erhöhtes CRP) sowie klinische Symptome (Fieber) lange reduziert. IL-6 konnte retrospektiv massiv erhöht (>10000pg/ml) zum Zeitpunkt der Aufnahme nachgewiesen werden.

Dieser Fall zeigt, dass eine Tocilizumab-Therapie (Anti-IL-6-Rezeptor) stets sehr engmaschig überwacht werden sollte sowie die Aufmerksamkeit auf ein frühzeitiges Erkennen schwerwiegender Infektionen gerichtet sein muss. Aufgrund der IL-6-Antagonisierung wird die signalvermittelte IL-6-Wirkung mit Ausbildung des Parameters CRP blockiert und Fieber als klinisches Symptom unterdrückt. Daher ist bei schweren Infektionen eine genaue Anamnese sowie ausführliche Untersuchung für die Diagnosefindung entscheidend.


Literatur

1.
De Benedetti F et al. Randomized trial of tocilizumab in systemic juvenile idiopathic arthritis. NEJM 2012 Dec 20;367(25):2385-95
2.
Yokota S. Efficacy, safety and tolerability of tocilizumab in patients with systemic juvenile idiopathic arthritis. Ther Adv Musculoskelet Dis. 2012 Dec;4(6):387-97.