Artikel
Enteroviren fördern die Transmigration von T-Lymphozyten durch die humane Blut-Liquor-Schranke in vitro
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 22. März 2012 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Meningitis geht trotz großer Fortschritte in Prävention und Therapie mit einer hohen Morbidität insbesondere im Kindesalter einher. Mit einer Inzidenz von 12/100000/Jahr ist die virale fast dreimal so häufig wie die bakterielle Meningitis. Die Blut-Liquor-Schranke (BLS) und insbesondere der Plexus choroideus scheinen beim Eintritt von Enteroviren ins ZNS von wesentlicher Bedeutung zu sein.
Material und Methoden: Mittels eines humanen in vitro Modells der BLS wurde die CXCL12 vermittelte T Zell Chemotaxis vor und nach Infektion mit den Enteroviren CoxB3 und ECHO30 (RKI-Referenzstämme) untersucht. Humane T-Lymphozyten wurden dazu mittels Negativ-Selektion (Dynabeads untouched human T cells) von gesunden Spendern isoliert. Die Chemotaxis Assays an humanen choroidalen Plexuspapillomzellen (HIBCPP) wurden über 5 Stunden in An- und Abwesenheit von CXCL12 im basolateralen Filterkompartiment untersucht. Die Berechnung der transmigrierten T-Lymphozyten erfolgte mittels FACS-Analyse. Die Barrierefunktion der HIBCPP wurde mittels Messung der TEER (trans-epithelial electrical resistance) und der parazellulären Durchlässigkeit von Dextran überprüft. Die Zytokinantwort wurde mittels eines “cytometric bead array” und QPCR quantifiziert.
Ergebnisse: Die Stimulation sowohl mit ECHO30 als auch COXB3 (MOI 10) steigerte signifikant die CXCL12 vermittelte Chemotaxis Rate humaner T-Lymphozyten durch HIBCPP. Die Barrierefunktion des BLS-Modells wurde dabei durch die virale Infektion nicht beeinflusst. Eine Analyse des Zytokinprofils nach enteroviraler Stimulation zeigte eine deutliche Steigerung der Zytokin-/Chemokinsekretion von CXCL3, IL8 und CCL5, die mittels QPCR bestätigt werden konnte. Die Vitalität der HIBCPP und der humanen T-Lymphozyten war nach 5h unbeeinträchtigt.
Diskussion: Die Stimulation mit Enteroviren induziert eine vermehrte, vermutlich durch Zytokine/Chemokine mit verursachte, T-Zell Chemotaxis über den humanen Plexus choroideus ins ZNS. Das Verständnis der Pathogenese der viralen Meningitis eröffnet möglicherweise neue Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie.