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71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC)
9. Joint Meeting mit der Japanischen Gesellschaft für Neurochirurgie

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) e. V.

21.06. - 24.06.2020

Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta bei Patienten über 70 Jahre – Effektivität und Sicherheit

Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta bei Patienten über 70 Jahre – Effektivität und Sicherheit

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Tobias Greve - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland
  • Jörg-Christian Tonn - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland
  • Jan-Hinnerk Mehrkrens - Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie. 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC), 9. Joint Meeting mit der Japanischen Gesellschaft für Neurochirurgie. sine loco [digital], 21.-24.06.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocBO-04

doi: 10.3205/20dgnc022, urn:nbn:de:0183-20dgnc0226

Veröffentlicht: 26. Juni 2020

© 2020 Greve et al.
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Gliederung

Text

Objective: Patienten mit Trigeminusneuralgie (TN) stehen abhängig von der zugrunde liegenden Pathophysiologie verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Die mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta (MVD) ist eine effektive chirurgische Behandlungsmethode bei idiopathischer TN. Aufgrund allgemein erhöhter perioperativer Morbidität und Mortalität von Patienten im Senium werden hier oft andere Therapiekonzepte angeboten. Die Effektivität und Sicherheit der MVD bei Patienten über 70 Jahre verdient jedoch angesichts der steigenden Lebenserwartung und der sinkenden Altersmorbidität einer genaueren Untersuchung.

Methods: Zwischen 01/2012 und 06/2018 wurden 310 Patienten mit TN behandelt (463 Prozeduren). Hiervon wurden 105 Patienten eingeschlossen, die an idiopathischer TN litten, mittels MVD behandelt wurden und mindestens 18 Monate Follow-Up aufwiesen. 78 Patienten (74.3%) waren jünger als 70 Jahre (37w, 55,6 ± 11,1 Jahre, P70minus) und 27 (25.7%) waren 70 Jahre oder älter (14w, 74,0 ± 2,2 Jahre, P70plus). Das mediane Follow-Up lag bei 42,5 Monaten [18,6 – 93,1 Monate].

Results: In der Follow-Up Periode kam es bei P70minus zu 6 (7,7%) Rezidiven und bei P70plus zu 4 (14,8%) Rezidiven der TN (p = 0,276). Bei P70minus waren nach 1 Jahr 100% schmerzfrei, nach 2 Jahren 96% schmerzfrei und nach 3 Jahren 91% schmerzfrei. Bei P70plus waren nach 1 Jahr 93% schmerzfrei und nach 2 sowie 3 Jahren 85% schmerzfrei. Eine Kaplan-Meier-Analyse zeigte keinen signifikanten Unterschied im schmerzfreien Intervall (P70minus 84,4 vs. P70plus 80,9 Monate, p = 0,264, Abb. 1). Die Krankenhausverweildauer wies keinen signifikanten Unterschied auf (P70minus 8,9 ± 2,5 Tage vs. P70plus 9,8 ± 2,0 Tage, p = 0,070). Bei P70minus traten als Komplikation 1 (1,3%) Status epilepticus, 2 (2,6%) leichte Hörminderungen sowie 5 (6,4%) passagere Hypästhesien des N. trigeminus auf. Bei P70plus traten 1 (3,7%) passagere Trochlearisparese, 2 (7,4%) passagere Stimmlippenparesen, 2 (7,4%) passagere Hypästhesien des N. trigeminus, 1 (3,7%) Sinusvenenthrombose und 1 (3,7%) passagere leichtgradige Fazialisparese als Folge einer strategisch lokalisierten pontinen Ischämie auf. Schwere internistische Komplikationen und periprozedurale Todesfälle traten in keiner Gruppe auf. Die Gesamtkomplikationsrate ist somit in der P70plus Gruppe gering erhöht (p = 0,017). Im Gegensatz hierzu ist die Rate permanenter neurologischer Defizite in beiden Gruppen null.

Conclusion: Die MVD ist laut der hier präsentierten Daten bei Patienten über 70 Jahre eine effiziente und sichere Behandlungsoption. Limitationen sind die geringere Anzahl an über 70-Jährigen Patienten in dieser Studie sowie der aufgrund von Vorerkrankungen resultierende Selektions-Bias bei über 70-Jährigen.