gms | German Medical Science

68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC)
7. Joint Meeting mit der Britischen Gesellschaft für Neurochirurgie (SBNS)

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) e. V.

14. - 17. Mai 2017, Magdeburg

Behandlungsergebnisse bei idiopathischem Normaldruckhydrozephalus nach Anlage eines Shuntsystems mit verstellbarem Differenzdruckventil und integrierter Gravitationseinheit

Meeting Abstract

  • Philipp Ertl - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland
  • Manolis Polemikos - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland
  • Hans E. Heissler - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland
  • Elvis J. Hermann - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland
  • Joachim K. Krauss - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Neurochirurgie, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie. Society of British Neurological Surgeons. 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC), 7. Joint Meeting mit der Society of British Neurological Surgeons (SBNS). Magdeburg, 14.-17.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocMi.08.06

doi: 10.3205/17dgnc416, urn:nbn:de:0183-17dgnc4163

Veröffentlicht: 9. Juni 2017

© 2017 Ertl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Objective: Der idiopathische Normaldruckhydrozephalus (iNPH) ist eine behandelbare Erkrankung des älteren Menschen, die mit Gangstörungen und kognitiven Defiziten sowie einer Dranginkontinenz einhergeht. Goldstandard in der Behandlung ist die Anlage eines liquorableitenden Shunts unter Zwischenschaltung eines Ventilsystems. Programmierbare Ventile ermöglichen auch nach der Operation weitere Justierungen der Drainage. Ferner lassen sich Überdrainagen durch Verwendung einer Gravitationseinheit reduzieren. Die Evaluation der Behandlungsergebnisse bei iNPH ist erschwert, da oftmals unterschiedliche Ventiltypen zum Einsatz kommen. Wir stellen die Ergebnisse eines großen Patientenkollektivs vor, bei welchen über einen Zeitraum von 10 Jahren ausschließlich das gleiche Shuntsystem verwendet wurde.

Methods: Alle Patienten wurden einem präoperativen standardisierten Assessment unterzogen (inklusive großvolumiger Lumbalpunktion). In den Jahren zwischen 2005 bis einschließlich 2014 wurden 182 konsekutive Patienten nach Bestätigung der Diagnose iNPH in die Studie eingeschlossen. Die Shuntversorgung erfolgte mittels Miethke proGAV®-Ventilen mit integrierter Gravitationseinheit (Christoph Miethke GmbH & Co. KG, Potsdam). Bei 179 Patienten wurde eine ventrikuloperitoneale Ableitung angelegt, bei 3 Patienten erfolgte eine ventrikuloatriale Ableitung.

Results: Das mittlere Alter bei Shuntanlage betrug 73 Jahre (81 Frauen und 101 Männer). Beim ersten Follow-Up 3-4 Monate postoperativ zeigten 98% der Patienten eine Verbesserung der Symptome. Für 140 Patienten war ein Langzeitverlauf evaluierbar (Mittel 2,5 Jahre, bis zu 7 Jahre), dabei wiesen noch 82% eine Symptomverbesserung auf. Der Grad des initialen Outcomes korrelierte mit dem langfristigen Therapieergebnis. Darüber war eine prädiktive Abschätzung der Prognose im Langzeitverlauf möglich. Bei 131 Patienten erfolgten Anpassungen der Ventilstufe. Shuntrevisionen waren in 21 Fällen notwendig, häufigste Ursachen waren Fehllagen des Shunts und Ventildefekte. Subdurale Hygrome oder Hämatome traten bei 42 Patienten auf. Diese konnten durch Anpassungen der Ventilstufe behandelt werden, nur in 15 Fällen war eine operative Entlastung notwendig. Ein signifikanter Einfluss auf das Therapieergebnis zeigte sich nicht. Die Gangstörung besserte sich am häufigsten (96%) und am deutlichsten, gefolgt von der Demenz (78%) und der Inkontinenz (73%). Mit steigendem Schweregrad der präoperativen Symptomausprägung sank die Wahrscheinlichkeit eines guten Behandlungserfolgs.

Conclusion: Durch die Verwendung eines Shuntsystems mit programmierbarem Differenzdruckventil und integrierter Gravitationseinheit kann ein langfristiger Therapieerfolg bei der Mehrzahl der Patienten mit iNPH gesichert werden. Im Vergleich mit der Literatur kann die Häufigkeit von Re-Operationen reduziert werden.