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Biomechanische Langzeitprogressionsanalyse in Keratokonus-Partneraugen mit regelrechter Tomographie
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Veröffentlicht: | 2. März 2023 |
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Hintergrund: Die Analyse von Hornhauttomographie und Hornhautbiomechanik ermöglicht die Entwicklung neuer indexbasierter Früherkennungsmethoden, wie z.B. des Corvis Biomechanical Index (CBI) oder Tomographic and Biomechanical Index (TBI). Diese können mit hoher Sensitivität Frühformen des Keratokonus erkennen, jedoch auch zu falsch-positiven Befunden führen, sodass Patienten eine refraktive Behandlung fälschlicherweise vorenthalten werden könnte. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Interpretation der biomechanischen Untersuchungen, deren Variabilität und die Analyse einer möglichen Progression des Keratokonus bei tomographisch unauffälligen Keratokonus-Partneraugen.
Methoden: In dieser monozentrischen Beobachtungsstudie wurden im Zeitraum 01/2022–10/2022 1.026 Augen von 513 Keratokonuspatienten untersucht und davon 30 Patienten mit klinisch einseitigem Keratokonus sowie topographisch und tomographisch regelrechtem Partnerauge identifiziert. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der vorliegenden Pentacam- und Corvis-ST-Aufnahmen (Oculus, Wetzlar, Deutschland). Untersucht wurde die Entwicklung des bestkorrigierten Fernvisus, der tomograpischen Parameter BAD-D (Belin/Ambrósio Enhanced Ectasia total deviation index) und der ABCD-Graduierung nach Belin und Duncan, der biomechanischen Parameter CBI und CBiF (Corvis Biomechanical Factor) sowie des kombiniert tomografisch biomechanischen Index TBI des subklinischen Partnerauges im Langzeitverlauf.
Ergebnisse: Bei einem mittleren Alter von 29.05 (± 8.98) Jahren und in einem mittleren Beobachtungszeitraum von 1.3 (± 0.9) Jahren zeigte sich in den untersuchten Augen ein stabiler bestkorrigierter Fernvisus. Kein Patient entwickelte einen klinisch manifesten Keratokonus, in nur einem Fall kam es zu einem Anstieg des ABC-Grades nach Belin und Duncan, nachdem zuvor TBI und CBI, nicht aber BAD-D und ABC pathologisch waren. Während die tomographischen Parameter ABC und Kmax einen stabilen Verlauf zeigten, offenbarten die biomechanischen Indices CBI und TBI, stärker als CBiF und BAD-D, eine hohe Variabilität der Messergebnisse über die Zeit.
Schlussfolgerungen: Im untersuchten Patientenkollektiv zeigt sich sowohl tomographisch als auch biomechanisch keine Progression der tomographisch unauffälligen Keratokonus-Partneraugen. Untergruppenanalysen mit einem längeren Beobachtungszeitraum werden in Zukunft mehr Aufschluss über die korrekte Interpretation dieser neuen Indices sowie die Progressionsraten eines (vermeintlich) unilateralen Keratokonus geben.