gms | German Medical Science

Wenige Gehminuten vom Tagungsort der DGII entfernt, im Weimarer Nationaltheater, wurde im Februar 1919 die erste ganz Deutschland umfassende Republik gegründet, wurde eine nach damaligem Stand moderne demokratische Verfassung verabschiedet. Die junge Demokratie stand indes von Anfang an unter Druck, wurde aus verschiedenen Richtungen und durch eine Abfolge von Krisen bedroht: bürgerkriegsähnliche Unruhen im Inneren, Putschversuche von links und rechts, die drückenden Bedingungen des Versailler Vertrags und die internationale Isolation Deutschlands, bald darauf Inflation und Wirtschaftskrise. Nur wenige Jahre des Aufschwungs und der Stabilität waren der Weimarer Republik vergönnt, von ca. 1924 bis 1929. Hier kam der menschliche Faktor ins Spiel: die Rolle, die einzelne Individuen in historischen Prozessen spielen - und wie Krankheiten solchen Entscheidungsträgern zusetzen und damit den Ablauf der Ereignisse manchmal auf das Dramatischste beeinflussen können.

Es waren die beiden herausragenden Politiker dieser ersten deutschen Demokratie, die der jungen Republik Stabilität gaben und ihr internationales Vertrauen verschafften und deren persönliche Pathobiografien zur Tragödie für Deutschland wurde. Wir verfolgen die Epikrise des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, bei dem die zeitgenössische ärztliche Kunst alles andere als glücklich agierte, und des langjährigen Außenministers Gustav Stresemann, der zusammen mit seinem französischen Amtskollegenden Friedensnobelpreis erhalten hatte. Beide waren Garanten der Weimarer Verfassung und Hoffnungsträger auf eine bessere Zeit. Nur wenige Monate nach Stresemanns Tod setzte der Niedergang der Weimarer Republik ein, mit deren Ende das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte anhob.