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36. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

10.02. - 12.02.2022, Dortmund

Partieller Verlust der Haptik hydrophiler Linsenimplantate im Shooter: Ursachen, Biomechanik und klinische Verlaufsanalyse

Meeting Abstract

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  • Heinrich Gerding - Rheinbach/CH

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 36. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie. Dortmund, 10.-12.02.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dgii54

doi: 10.3205/22dgii54, urn:nbn:de:0183-22dgii542

Veröffentlicht: 10. Februar 2022

© 2022 Gerding.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Verlust von Haptikanteilen hydrophiler Linsenimplantate während des Shooters wurde relativ selten beobachtet und bislang überwiegend kasuistisch beschrieben. Systematische Untersuchungen zur Klinik sowie zur kausalen Biomechanik und zu Auswirkung eines partiellen Haptikverlustes liegen nicht vor.

Methoden: Retrospektiv wurden Ereignisse bei partiellem Haptikverlust von hydrophilen Intraokularlinsen (Typ MI60 und Akreos Adapt AO/TP (Bausch & Lomb)) im Zeitraum zwischen 8-2016 und 11-2021 anhand klinischer Aufzeichnungen, intraoperativer Videodokumentationen sowie der Verlaufsanalyse analysiert. Sämtliche Implantationen erfolgten mit Viscojet-Shootersystemen der Fa. Medicel (Altenrhein/Schweiz) unter Verwendung mitgelieferter Linsenkartuschen (2.2/1.8 mm). Als Viscoelastikum wurde OcuCoat (Bausch & Lomb) verwendet. Teilabrisse der Linsenhaptik konnten im Laboraufbau experimentell simuliert und deren Biomechanik analysiert werden. Die Geometrie partieller Haptikverluste wurde im mathematischen Modell simuliert.

Ergebnisse: Bei 19 Augen (10xMI60, 9xAkreos Adapt AO/TP) trat ein partieller Linsenhaptikabriss während des Shooterns auf. Auf einen Linsenaustausch wurde in allen Fällen verzichtet, da eine primär erfolgversprechende intrakapsuläre Linsenzentrierung erreichbar schien. Postoperativ waren keine funktionell relevanten Dezentrierungen erkennbar, die einen Linsenaustausch indiziert hätten. Intraokulare Haptikfragmente wurden postoperativ nicht beobachtet. Diese fanden sich in Shootersystemen zwischen Shooterstempeln und Kartuschenwand. Die Simulation von Haptikabrissen zeigte, dass Konstruktionsmerkmale der Shootersysteme die Einklemmung von Haptiken begünstigen. Darüber hinaus kann eine unzureichende Kartuschenbeladung durch Viscoelastikum sowie ein schnelles Vorschieben der Implantate zum Abscherungsrisiko beitragen. Die geometrischen Modellrechnungen zur IOL-Kapselsack-Relation ergaben, dass ein partieller Haptikabriss bei den verwendeten IOLs in den meisten Fällen eine ausreichende Zentrierung gewährleistet.

Schlussfolgerungen: Bei Fällen mit partiellem Teilabriss von Linsenhaptiken wurden im postoperativen Verlauf keine funktionell relevanten Dezentrierungen beobachtet. Der Mechanismus der Haptikfragmentierung konnte im Labor simuliert werden. Wesentliche Risikofaktoren waren: 1. elastische Eigenschaften der Shootersysteme, 2. unzureichende Beladung der Kartuschen/IOLs durch Viscoelastikum und 3. ein zu schneller Vortrieb der Shootersysteme. Die gewonnenen Erkenntnisse sollten bei der Weiterentwicklung von Shootersystemen berücksichtigt werden.