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35. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

25.02. - 27.02.2021, Dortmund (Online-Konferenz)

Der Doktor und das liebe Vieh – auch Pferde haben Augen …

Meeting Abstract

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  • Stefan Kindler - Wiesbaden

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 35. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie. Dortmund [online], 25.-27.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgii10

doi: 10.3205/21dgii10, urn:nbn:de:0183-21dgii104

Veröffentlicht: 25. Februar 2021

© 2021 Kindler.
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Gliederung

Text

Pferdeaugen sind mit einem Durchmesser von 40–50 mm die größten Augen, die regelmäßig einem Veterinärophthalmologen vorgestellt werden. Während der Horizontaldurchmesser der Hornhaut bei den meisten Warmblütern größer ist als der Vertikaldurchmesser, ist dies beim Pferd besonders ausgeprägt und wird durch die querovale Pupille betont. Die Pupillenform dient vermutlich der Erweiterung des Sehfeldes. Am oberen (und unteren) Rand der Pupille sind Traubenkörner zu sehen, die vermutlich die Pupille von grellem Sonnenlicht von dorsal abschatten, eine Pseudopolykorie bei Miosis verursachen und evtl. an der Kammerwasserproduktion beteiligt sind. Der Kammerwinkel ist direkt einsehbar. Die Linse ist gelblich gefärbt – vermutlich ein Blaufilter um UV-Strahlung zu blockieren. Der Fundus ist paurangiotisch, der Sehnerv quer oval. Statt einer Makula besitzt das Pferd einen ‚visual streak‘.

Pferde sind Bichromaten, ihr Farbspektrum ist ins Blau-Grüne verschoben. Durch die Platzierung der Augen seitlich am Kopf ist das binokulare Sehfeld nur etwa 60–70 Grad, das monokulare jedoch bis zu 290 Grad mit einem blinden Fleck vorne und hinten. Das Sehfeld ist eher nach ventral gerichtet.

Die Untersuchung findet meist in einer abgedunkelten Stallgasse, im Hänger oder in einem Zwangsstand statt. Oft müssen die Patienten sediert werden. Regionale Leitungsanästhesien erleichtern die Untersuchung.

Zur Diagnostik werden u.a. neben der Handspaltlampenbiomikroskopie und der indirekten und direkten Kopfband-Ophthalmoskopie, Tonometrie (Applanation- und Reboundtonometrie), Tränenfilmuntersuchungen, Hornhautvitalfärbungen und Zytologien eingesetzt.

Die immunmediierte Keratitis ist eine chronische nichtulzerative Keratitis, der oft eine Infektion mit equinem Herpesvirus 2 und/oder 5 vorausgeht. Im Anfangsstadium ist sie als Keratitis punctata, später chronisch superfiziell oder stromal mit Vaskularisation, zellulärer Infiltration und Fibrosierung zu erkennen. Eine medikamentelle Therapie hat das Ziel einer lokalen Immunsuppression sowie einer Entzündungshemmung (topisch Glukokortikoide, Ciclosporin A oder Doxyzyklin, systemisch Doxyzyklin oder Minozyklin, subkonjunktivale Stammzellinjektion). Chirurgisch werden episklerale Ciclosporinimplatate, superfizelle Keratektomien sowie Indocyanin Grün photodynamische Therapien eingesetzt.

Die Equine Rezidivierende Uveitis ist die häufigste Erblindungsursache beim Pferd. Weltweit sind 8–25% aller Pferde betroffen. Es werden klassische, schleichende und posteriore Formen unterschieden. Nach einer Uveitis jeglicher Ursache kann es zur Sequestrierung von Antigen in Glaskörper und Uvea kommen und damit zur Bildung sensibilisierter T-Lymphozyten. Antigen-Antikörperverbindungen verursachen rezidivierende Entzündungen, die durch molecular mimicry und Epitopspreading verschlimmert werden und letztendlich zu Katarakten und Glaukomen führen können. Die Therapie ist lokal und systemisch antiinflammatorisch mit steroidalen und nichtsteroidalen Antiphlogistika, inkl. suprachorioidalen Ciclosporinimplantaten. Eine Corevitrektomie kann im Glaskörper sequestrierte Antikörper-Antigenkomplexe entfernen. Ein neuer Therapieansatz, deren Wirkweise noch nicht geklärt ist, sind low-dose intravitreale Gentamicininjektionen.