gms | German Medical Science

34. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

13.02. - 15.02.2020, Mainz

Kennen wir den Bedarf der Katarakt- und Glaukomchirurgie? Herausforderungen und Grenzen der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

  • Stefan Nickels - Mainz
  • A.K. Schuster - Mainz
  • N. Pfeiffer - Mainz
  • I. Schmidtmann - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der JGU Mainz
  • P.S. Wild - Zentrum für Kardiologie – Präventive Kardiologie und Medizinische Prävention, Universitätsmedizin der JGU Mainz; Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH), Universitätsmedizin der JGU Mainz; Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort RheinMain, Universitätsmedizin der JGU Mainz
  • T. Münzel - Zentrum für Kardiologie – Kardiologie I, Universitätsmedizin der JGU Mainz
  • M.E. Beutel - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin der JGU Mainz
  • K.J. Lackner - Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Universitätsmedizin der JGU Mainz
  • U. Voßmerbäumer - Mainz

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 34. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie. Mainz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgii91

doi: 10.3205/20dgii91, urn:nbn:de:0183-20dgii917

Veröffentlicht: 18. Juni 2020

© 2020 Nickels et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Katarakt-Operation gilt als die häufigste Operation in Deutschland. Zahlen hierzu basieren bisher auf Umfragen oder Verkaufszahlen von Intraokularlinsen. Wir berichten nun die Häufigkeit von Kataraktoperationen über ein Fünfjahresintervall bei Personen im Alter von 35 bis 74 Jahren und betrachten die visuelle Funktion.

Methodik: Die Gutenberg-Gesundheitsstudie ist eine populationsbasierte Beobachtungsstudie im Raum Mainz, in der 15.010 Teilnehmer im Alter von 35 bis 74 Jahren bei Erstuntersuchung eingeschlossen wurden. Diese erfolgte 2007 bis 2012, die erste Folgeuntersuchung fünf Jahre später. In der Erstuntersuchung wurde der Linsenstatus von einem Augenarzt mittels Spaltlampenuntersuchung erhoben. Bei der Folgeuntersuchung wurde dies durch Messung der Linsendicke (Lenstar, Haag-Streit) und Scheimpflug-Bildgebung (Pentacam HR, Oculus) bestimmt. Assoziierte Faktoren wurden mittels logistischer Regressionsanalysen analysiert, hierin wurde Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status (SES), Versicherungsart (gesetzlich vs. privat), Diabetes, selbstberichtete Glaukomerkrankung, diabetische Retinopathie, AMD und Hornhauterkrankung eingeschlossen. Der Visus und die visuelle Lebensqualität wurden bei beiden Untersuchungszeitpunkten erhoben und verglichen.

Ergebnis: Unsere Analyse umfasst 10.544 Teilnehmer (49% weiblich), die bei der Erstuntersuchung beidseits phak waren und für die Information zum Linsenstatus in der Fünfjahresuntersuchung vorlagen. Bei 4,2% aller Teilnehmer erfolgte eine Katarakt-Operation an beiden Augen in diesem Intervall, bei weiteren 1,6% in einem Auge. Nach Altersdekaden geschichtet betrug die Häufigkeit einer Operation an beiden Augen 0,2% (40–49 Jahre), 0,8% (50–59 Jahre), 3,4% (60–69 Jahre) und 15,1% (70–80 Jahre), sowie 0,2%, 0,5%, 2,1% und 4,1% an einem Auge. Eine Katarakt-Operation war mit höherem Alter, Diabetes (OR=1,32, p=0.05) und Glaukom (OR= 2,47, p<0,001) assoziiert, nicht jedoch mit Geschlecht, sozioökonomischem Status oder Versicherungsart. Die visuelle Funktion zeigte sich besser nach bilateraler Katarakt-Operation.

Schlussfolgerung: Bekannterweise haben Diabetiker ein erhöhtes Risiko für eine Katarakt, unsere Studie zeigte zudem, dass sie entsprechend häufiger versorgt werden. Ebenso erhielten Personen mit selbstberichtetem Glaukom häufiger eine Katarakt-Operation.