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Irisfixierte Intraokularlinsen im Doppelpack
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Veröffentlicht: | 18. Juni 2020 |
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Hintergrund: Fallbericht über einen 79-jährigen Patienten, bei dem nach intrakapsulärer Kataraktexktraktion aufgrund kongenitalem Katarakt eine Aphakie bestand. Im Alter von 75 Jahren erfolgte eine sekundäre retropupillare Linsenimplantation mit irisfixierten Intraokularlinsen (IOL) zur Reduktion der Ametropie. Bei späterer IOL-Luxation in den Glaskörper war eine IOL-Repositionierung und Reenklavation am linken Auge erforderlich. Durch zunehmende Endotheldekompensation war die Durchführung einer penetrierenden Keratoplastik im Alter von 77 Jahren unvermeidbar. Der Patient stellte sich nun mit der Frage nach Korrekturmöglichkeiten bei hohem Astigmatismus nach Keratoplastik vor. Eine Brillenkorrektur war nicht möglich und bei Kontaktlinsenunverträglichkeit eine refraktiv-chirurgische Intervention erforderlich.
Methoden: Aufgrund der vorherigen Subluxation der retropupillar irisfixierten IOL mit erforderlicher Re-Enklavation sollte ein weiterführendes Konzept den Erhalt dieses Implantats berücksichtigen. Es wurde daher die Implantation einer weiteren irisfixierten IOL, nun in der Vorderkammer, indiziert. Eine solches Implantat (Artisan® aphakic/Verisyse® VRSA54, Ophtec BV, Groningen, Niederlande) wurde berechnet und komplikationslos implantiert. Postoperativ wurde die Positionierung beider Implantate nahezu in senkrecht zueinander stehender Enklavation mittels OCT (Heidelberg Engineering GmbH, Heidelberg, Germany), Pentacam® (Oculus GmbH, Wetzlar, Germany) und Spaltlampen-Fotografie dokumentiert.
Ergebnisse: Die präoperative Refraktion von +7,75D sph/-8,5D cyl @ 6° konnte auf eine postoperative Refraktion von -3,25D sph/-3,25D cyl @ 120° reduziert werden. Der Visus stieg von 1/10 Tafelvisus auf postoperativ 0,2 (unkorrigiert) und 0,63 (bestkorrigiert) an und ermöglichte dem Patienten zum ersten Mal die Nutzung seines Visuspotentials nach erfolgter Keratoplastik. Im postoperativen Follow-up über drei Jahre zeigte sich ein stabiler Befund.
Schlussfolgerungen: In unserem Fall wurde eine zweite irisfixierte Intraokularlinse als individuell gefertigtes Implantat eingesetzt, um den resultierenden Refraktionsfehler zu reduzieren. Das Ergebnis zeigt aber auch die mit der Berechnung einer solchen hochindividualisierten Implantation verbundenen Refraktionsunsicherheiten. Unseres Wissens ist dies der erste in der Literatur beschriebene Fall einer Iris, eingebettet zwischen zwei irisfixierten Intraokularlinsen. Dieser Fall zeigt, dass das Irisgewebe sogar eine doppelte Implantation irisfixierter Intraokularlinsen halten kann.