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34. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

13.02. - 15.02.2020, Mainz

Negative Dysphotopsie

Meeting Abstract

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  • Martin Wenzel - Trier

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 34. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, interventionelle und refraktive Chirurgie. Mainz, 13.-15.02.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dgii84

doi: 10.3205/20dgii84, urn:nbn:de:0183-20dgii843

Veröffentlicht: 18. Juni 2020

© 2020 Wenzel.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bisherige Diagnose- und Therapieansätze der Negativen Dysphotopsie (ND) gingen davon aus, dass der Schatten, wie von den Patienten vermutet, in der äußersten Peripherie des Gesichtsfeldes liegen würde.

Methode: 17.085 Augen wurden postoperativ auf „ND“ untersucht. Die Lage der ND wurde von den Patienten geschätzt, anschließend mit Hilfe des Blinden Flecks am Goldmann-Gesichtsfeldbogen und auch mit dem Maddox-Kreuz objektiviert.

Ergebnisse: 147 Patienten (99 Augen) litten postoperativ an einer ND. Auf die Frage: „Wie weit vom Zentrum entfernt liegt der Schatten?“ gaben die Patienten Werte zwischen 20 und 120° an, im Median bei 90°, 85% der Antworten lagen zwischen 60° und 120°. Bei der Objektivierung der Lage der ND mit Hilfe des Blinden Fleckes ergaben sich ganz andere Werte: 93% der ND-Schatten lagen im Bereich zwischen 8 und 30° vom Zentrum entfernt, nur 7% lagen weiter als 30° vom Zentrum entfernt. 68% aller negativen Dysphotopsien wurden in einer Entfernung zwischen 10 und 20° vom Zentrum gefunden. ND-Patienten haben normale Vorderkammertiefen, Hornhautradien, Linsenimplantate, die Bulbuslänge liegt leicht unter dem Durchschnitt. Jedoch fanden wir keine ND bei Bulbuslängen von über 25,1mm, obwohl beim Gesamtkollektiv 13% der Augen länger als 15,1mm sind. Zu 57% tritt die ND nur einseitig auf, aber eine einseitige ND tritt zu 85% nur am linken Auge auf. Bei exaktem Refraktionsausgleich verschwindet die ND zu 83%, bei 95% der Augen besserte sie die ND. Da in Deutschland das Tragen einer Brille toleriert wird, gibt es hier weniger Klagen über ND als in den USA. Die Lage der ND ändert sich oft in Abhängigkeit von der Fixation. In der Nähe, bei der Untersuchung mit dem Goldmann-Blatt, lag die ND zu 1% in weniger als 10° Entfernung zum Zentrum, zu 84% zwischen 10 und 25°, sehr oft schien ein Bezug zum Blinden Fleck zu bestehen.

Zu 15% lag die ND bei Werten zwischen 26 und 60°. In 2 m Entfernung, bei der Untersuchung mit dem Maddox-Kreuz, lag die ND zu 6% weniger als 10° vom Zentrum entfernt, zu 57% zwischen 10 und 25° und zu 37% bei Werten zwischen 26 und 60°. Im Gegensatz zu anderen Zentren war bei uns in keinem Fall eine Reoperation notwendig geworden, wobei für alle operativen Therapieansätze die rationale Komponente fehlt. Wenn wir die Patienten über die Harmlosigkeit des Befundes aufklären und zeigen, dass die ND sicher nicht mit dem Rand der IOL zusammenhängt, sind viele schon sehr beruhigt und merken, dass sie mit einer Brille verschwinden. Die 4 Patienten, die nach einem Jahr noch nicht gebessert waren, konnten erfolgreich mit einer Okklusionstherapie behandelt werden.

Schlussfolgerung: Die bisherigen Erklärungsversuche der ND durch optische Artefakte könnten allenfalls Schatten in der äußersten Peripherie des Gesichtsfeldes erklären. In vivo liegt der Schatten jedoch viel weiter zentral, meist in der Nähe des Blinden Flecks. Wir vermuten, dass die ND durch eine geringe Veränderung des Abbildungsmaßstabs von der präoperativ phaken zur postoperativ pseudophaken Situation bedingt sind. Hierdurch kommt es zu einer geringfügigen Größenänderung, woraus bei manchen Patienten die Wahrnehmung des Randes des N. Opticus oder der großen Gefäßen in Form eines dunklen Schattens im temporalen Gesichtsfeld resultiert.

Literatur: siehe [1]


Literatur

1.
Wenzel M, Langenbucher A, Eppig T. Ursachen, Diagnose und Therapie der negativen Dysphotopsie. Klin Monatsbl Augenheilkd. 2019;236:767–776.