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Augenheilkunde und operative Medizin im Römischen Kaiserreich
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Veröffentlicht: | 18. Juni 2020 |
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Am Tagungsort der DGII, dem römischen Heerlager Mogontiacum, wurde bereits vor rund 2.000 Jahren Augenheilkunde betrieben. In der nach Einschätzung des Historikers Edward Gibbon „glücklichsten Epoche der Menschheit“, dem ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert, in der Zeit der überwiegend „guten Kaiser“ zwischen Vespasian (69–79) und Mark Aurel (161–180) gab es vielerorts im Römischen Reich Augenbehandlungen und Augenoperationen vornehmende Ärzte, in einigen Städten und größeren Armeestützpunkten sogar Augenspezialisten. Unsere Kenntnisse über die Tätigkeit dieser Heilkundigen setzen sich – zweifellos mit vielen Lücken – aus den Schriften von Galen und Celsus sowie aus archäologischen Funden zusammen. Zu den von römischen Ärzten vorgenommenen Operationen gehört auch jene der Katarakt - doch haben sie den Grauen Star wirklich nur gestochen oder war Jacques Daviel 16 Jahrhunderte später vielleicht doch nicht der erste Kataraktextrakteur? Wie die übrige Medizin war auch die Augenheilkunde geprägt durch von Religion sowie Aber- und Zauberglauben dominierten Heilvorstellungen und von dürftigen Kenntnissen der Anatomie. Wie über so viele andere Errungenschaften des Römischen Reichs in Architektur, Literatur, öffentlicher Verwaltung, Kunst und Kultur war indes auch die Medizin und die Augenheilkunde der Epoche besser als vieles, was in den nächsten, den teilweise „dunklen“ Jahrhunderten kommen sollte. Der Untergang des Imperiums wurde schließlich von Faktoren mitverursacht, die für die Menschheit im 21. Jahrhundert von epochaler Bedeutung sind.