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31. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII) (DGII)

16.02. - 18.02.2017, Dortmund

Frauen in der Augenheilkunde – ein historischer Exkurs

Meeting Abstract

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  • Jens M. Rohrbach - Tübingen

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 31. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII). Dortmund, 16.-18.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgii068

doi: 10.3205/17dgii068, urn:nbn:de:0183-17dgii0685

Veröffentlicht: 15. Februar 2017

© 2017 Rohrbach.
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Gliederung

Text

Am Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete der große Fachgenosse und Ophthalmo-Historiker Julius Hirschberg (1843-1925) Frauen in der Augenheilkunde als „Eindringlinge“ und „Abenteurerinnen“. Heute weist die Fachdisziplin ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf, und in gar nicht einmal ganz ferner Zukunft könnten Männer in der Ophthalmologie „Auslaufmodelle“ sein. Es lohnt daher, die bisherigen Entwicklungen zu betrachten. Die Geschichte der Frauen in der Medizin begann in der 60iger Jahren des 19. Jahrhunderts in Zürich. Nur hier war es zu dieser Zeit für Frauen Dank einer liberalen Universitätsgesetzgebung möglich, gleichberechtigt neben Männern zu studieren. Eine der ersten Studentinnen dort war die Russin Maria Bokowa (1839-1929), die nach ihrem Staatsexamen in die Züricher Augenklinik unter Friedrich Horner (1831-1886) eintrat und so zur ersten Augenärztin avancierte. Im Deutschen Reich konnten Frauen erst ab 1908 ein Medizinstudium aufnehmen, so dass die Zahl der Medizinerinnen (und Ophthalmologinnen) hierzulande erst im 20. Jahrhundert langsam aber beständig zu steigen begann. Obwohl der Nationalsozialismus den Frauen eigentlich die Rolle in der Küche und bei den Kindern zuwies, verhalf er den Medizinerinnen letztendlich zum Durchbruch, da die Versorgung der Zivilbevölkerung nach der Vertreibung der jüdischen Fachgenossen und durch die Einziehung von 30% der Augenärzte ohne Frauen nicht sicherzustellen war. Nach dem 2. Weltkrieg setzen sich die Entwicklungen – in der DDR schneller als in der BRD – fort. Erste Lehrstuhlinhaberin für Augenheilkunde in Deutschland wurde 1955 Elisabeth Schmöger (1920-1994) in Erfurt/DDR gefolgt von Elfriede Aulhorn (1923-1991) 1970 in Tübingen/BRD. Heute sind 3 Lehrstühle und mehrere Chefarztpositionen mit Frauen besetzt. Damit sind Augenärztinnen in Leitungspositionen noch unterrepräsentiert. Die erste wissenschaftliche Arbeit einer Frau in einer deutschen ophthalmologischen Fachzeitschrift wurde 1874 publiziert, doch erst seit der Weimarer Republik war „weibliche Publikationstätigkeit“ nichts Ungewöhnliches mehr. 1881 nahm erstmals eine Frau an einem DOG-Kongress teil, 1911 wurde Clara Knieper aus Mittweida/Sachsen erstes weibliches DOG-Mitglied. 2001, nach beinahe 150-jährigem Bestehen, wurde mit Gabriele Lang erstmals eine Frau DOG-Präsidentin. Frauen sind heute und in Zukunft für die Augenheilkunde unabdingbar. Dementsprechend wird sich das Arbeitsumfeld ihren Bedürfnissen – insbesondere bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – anpassen müssen. Ob es deswegen aber einer „Gender-Ophthalmology“, Quoten und „Förderungsprogrammen“ bedarf, sei dahingestellt. Die Ophthalmologinnen werden auch so ihren Weg gehen.

Vergleiche zum Thema auch [1].


Literatur

1.
Rohrbach JM. Frauen in der Augenheilkunde – ein Rückblick. Klin Monatsbl Augenheilkd. 2016;233(10):1168-1171. DOI: 10.1055/s-0042-107949 Externer Link