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7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium (HEBA-Päd)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.
Deutscher Hebammenverband e. V.

08.02. - 10.02.2024, Berlin

Learningsnacks for Mothers: Digitales Bildungsangebot für benachteiligte Schwangere und Mütter

Meeting Abstract

  • corresponding author Annika Schröder - Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Deutschland
  • Sandra Bensch - Katholische Hochschule Mainz, Deutschland
  • Monika Greening - Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Deutschland
  • Luisa-Maria Zangardi - Katholische Hochschule Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV). Berlin, 08.-10.02.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocIK-P38

doi: 10.3205/24dghwi68, urn:nbn:de:0183-24dghwi686

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2024/24dghwi68.shtml

Veröffentlicht: 7. Februar 2024

© 2024 Schröder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht jede gebärfähige Frau in Deutschland hat – trotz gesetzlichem Anspruch – die Möglichkeit, durch eine Hebamme prä- und postpartal betreut zu werden. Insbesondere marginalisierte Frauen ohne gemeinsame Sprache mit Akteur*innen des Gesundheitswesens, mit Fluchterfahrungen oder Migrationsgeschichte sind bedroht durch eine Mangelversorgung Schwangerschaftskomplikationen und Geburtstraumata zu erleiden.

Ziel: Mit dem Projekt Learningsnacks for Mothers wird ein niedrigschwelliges, bildungsgradunabhängiges digitales Bildungsangebot in Form einer Webseite entwickelt und getestet. Adressiert werden besonders Erstgebärende, die nur geringes Wissen über das deutsche Gesundheitssystem haben. Außerdem sollen Frauen mit Fluchterfahrung oder mit Verbleib in (fast) geschlossenen, (binnen-) soziokulturellen Strukturen angesprochen werden. Die geplante Webseite wird in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen. Ziel ist, den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern und Frauen in ihren selbststärkenden Fähigkeiten zu fördern.

Methodik: Es wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Um ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen, wurde vor Erstellung der Webseite eine Bedarfsanalyse in Form von Fokusgruppen-Interviews mit Expert*innen durchgeführt, die mit potenziellen Nutzenden des Angebots in Kontakt stehen. Leitfadengestützte Interviews erforschen welche Bedarfe die Expert*innen in Bezug auf Wissen und Information sehen und welche Erfahrungen und Barrieren im Zugang zu marginalisierten Gruppen bestehen. Im Anschluss werden betroffene Frauen in Einzelinterviews befragt, welche Bedarfe sie an Wissen und Information haben. Die Inhaltsanalyse erfolgt mit MAXQDA. Am Ende des Projekts wird ein Feedbacktool auf der Webseite ermitteln, welchen Nutzen das Angebot für betroffene Frauen hatte.

Erste Ergebnisse und Schlussfolgerung: Durch ein durchgeführtes Expert*innen-Interview konnte herausgearbeitet werden, dass viele Frauen der Zielgruppe u.a. durch eingeschränktes Datenvolumen weniger soziale Medien wie Instagram als Informationsquelle verwenden. Diese sind also eher geeignet, um soziale Einrichtungen auf das Projekt aufmerksam zu machen. Die Zielgruppe kann durch QR-Codes auf die Webseite gelangen, sowie sich offline über Booklets, Flyer oder über Multiplikator*innen informieren. Betroffene Frauen erleben Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem durch fehlende gemeinsame Sprache, unzureichendes Wissen, fehlende Versicherung oder durch bürokratische, logistische und kulturell-religiös bedingte Hürden.

Relevanz: Der MEXiT (midwives’ early exit) ist eine der Hauptursachen für die prä- und postnatale Unterversorgung von werdenden Müttern in Deutschland. Diese Mangelversorgung geschieht unabhängig von sozialer Schicht, Bildungsgrad und Kenntnisstand über das Gesundheitssystem. Marginalisierte Frauen sind jedoch besonders gefährdet diese zu erfahren. Eine Stärkung der physiologischen Vorgänge und die Selbstbestimmung von Frauen – insbesondere derer ohne gemeinsame Sprache – soll erreicht werden, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu stärken. Hier setzt das Projekt an.

Empfehlungen: Da die Hürden der Zielgruppe vielfältig und multikausal sind, müssen Gesundheits- und Bildungsangebote für betroffene Frauen möglichst niedrigschwellig sein. Außerdem sollte Gesundheitspersonal, das mit marginalisierten Frauen in Kontakt steht über entsprechende Angebote informiert und in transkulturellen Kompetenzen geschult sein.

Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Forschung wurde durch Drittmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.