Artikel
HERE – Hebammenarbeit in Regenbogenfamilien: Ein Forschungsvorhaben zur Verbesserung der Versorgung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Gleichwohl eine zunehmende rechtliche und medizinische Gleichstellung von LGBTIQ-Personen in Deutschland erkennbar und ein gleicher Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung für alle Menschen in der Europäischen Charta der Grundrechte vorgeschrieben ist, erleben queere Personen weiterhin spezifische Barrieren sowie Stigmatisierung und Diskriminierung in der gesundheitlichen Versorgung. Hebammen und Gynäkolog*innen setzen häufig einen cis-heterosexuellen Lebensstil voraus und können somit Regenbogenfamilien das Gefühl vermitteln, dass diese in der geburtshilflichen Versorgung wenig berücksichtigt werden. Regenbogenfamilien haben in der Phase der Familiengründung einen besonderen zusätzlichen Informationsbedarf, dem die Akteur*innen der geburtshilflichen Versorgung bislang nicht hinreichend gerecht werden, denn es mangelt ihnen häufig an spezifischem Wissen.
Ziel/Fragestellung: Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, das Erleben und die Erfahrungen im Zusammenhang mit der Hebammenversorgung von (werdenden) Regenbogenfamilieneltern zu explorieren und ihre spezifischen Bedürfnisse und Bedarfe in diesem Kontext zu ermitteln. Hieraus leiten sich folgende Fragestellungen ab:
- Wie erleben LGBTIQ-Personen die Hebammenversorgung in Deutschland und welche Erfahrungen machen sie in diesem Kontext?
- Welche Bedürfnisse und Bedarfe haben LGBTIQ-Personen im Zusammenhang mit der Hebammenversorgung?
- Wie sieht eine gelungene Betreuung durch Hebammen aus Sicht von LGBTIQ-Personen aus?
Methodik: Im Rahmen eines qualitativen Forschungsdesigns werden 10–15 narrative Interviews mit Regenbogenfamilien sowie ca. fünf Expert*inneninterviews mit Hebammen und Beratenden mit Erfahrung in der Betreuung von Regenbogenfamilien geführt. Das Datenmaterial wird mit der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Erwartete Ergebnisse: Durch das Forschungsvorhaben werden erste Erkenntnisse zum Erleben der Hebammenversorgung von LGBTIQ-Personen gewonnen. Zudem werden die spezifischen Bedarfe und Bedürfnisse ermittelt, um herauszufinden, was aus der Perspektive queerer Eltern eine gelungene Hebammenversorgung über die Phase des Elternwerdens (Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit) hinweg ausmacht. Hieraus kann u.a. ein Sprachleitfaden mit praxisorientierten Empfehlungen zu angemessenen Handlungsweisen für Hebammen und geburtshilfliches Fachpersonal entwickelt werden.
Relevanz: Diese Erkenntnisse sind vor dem Hintergrund des Spannungsfelds einer zunehmenden Vielfalt an Familienformen und der überwiegend heteronormativ geprägten Ausrichtung der Gesundheitsversorgung in Deutschland von besonderer Bedeutung für die Hebammenarbeit und der Gesundheitsförderung von Regenbogenfamilien.
Empfehlungen/Schlussfolgerung: Die Bedarfe und Bedürfnisse aller Menschen in der Hebammenversorgung sind von Bedeutung und sollten Berücksichtigung finden. Daher ist es relevant, die Perspektive von Regenbogenfamilien auf die Hebammenversorgung, ihr Erleben und ihre Bedürfnisse und Bedarfe in diesem Kontext zu untersuchen. Eine bedarfsgerechte und gelungene Hebammenbetreuung fördert die Gesundheit von Regenbogenfamilien. Themen der queeren Familiengründung sollten in die Ausbildung von Hebammen und Ärzt*innen aufgenommen werden.
Ethik und Interessenkonflikte: Ein Ethikvotum wird vorab beantragt. Die Forschung wurde durch Drittmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.
Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.