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Empfehlungen von Hebammen für körperliche Aktivität während und nach der Schwangerschaft
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Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
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Hintergrund: Schwangerschaft, Wochenbett und Stillzeit stellen kurz-, mittel- und langfristig eine sensible Phase für die Gesundheit von Mutter und Kind dar. Systematische Übersichtsarbeiten zeigen auf, dass körperliche Aktivität als Bestandteil eines gesunden Lebensstils positive Effekte sowohl auf eine physiologische Schwangerschaft sowie als auch auf die Prävention schwangerschaftsassoziierter Erkrankungen hat. Für das Wochenbett und die Stillzeit ist die Daten- und Studienlage insgesamt unzureichend. Eine Leitlinie zur körperlichen Aktivität während und nach der Schwangerschaft existiert im deutschsprachigen Raum bislang nicht.
Ziel/Fragestellung: Ziel ist es, den aktuellen Wissensstand, Empfehlungen und Einstellungen von Hebammen zu körperlicher Aktivität während und nach der Schwangerschaft zu erfassen. Dabei soll unter anderem die Art und Weise wie Hebammen zu körperlicher Aktivität informieren, sowie der Bedarf seitens Schwangerer und Mütter in Erfahrung gebracht werden. Zusätzlich werden der soziodemographische Hintergrund und die akademische Ausbildung erfragt, um mögliche Unterschiede der teilnehmenden Hebammen zu identifizieren. Es sollen daraus Ansätze für die Aufbereitung berufsfachspezifischer Weiterbildungsformate, sowie für die Entwicklung von Werkzeugen und Leitlinien ermittelt werden, die Hebammen zukünftig in der Schwangeren- und Wöchnerinnenberatung unterstützen können.
Methodik: Für die Erhebungen wurde ein online-basierter Fragebogen (38 Items) auf der Plattform Unipark zwischen dem 09.05. und 25.08.2023 bereitgestellt. Der Fragebogen basiert auf dem an der Universität von Alberta entwickelten „Clinician Prenatal and Postpartum Exercise Questionnaire“, der übersetzt und an die deutschen Gegebenheiten angepasst wurde. Die Zustimmung zur Nutzung wurde eingeholt. Die Rekrutierung der Teilnehmenden (N=360) erfolgte bundesweit über Kontaktaufnahme via E-Mail zu allen Hebammen relevanten Organisationen sowie über soziale Netzwerke. Die Analysen erfolgen quantitativ mittels deskriptiver Statistik sowie Regressionsmodellen.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass in etwa nur jede achte Hebamme gänzlich korrekte Empfehlungen zu Häufigkeit, Dauer und Intensität körperlicher Aktivitäten in der Schwangerschaft gibt. Weiterhin variieren die Angaben deutlich, ob körperliche Aktivität im Wochenbett empfohlen wird: Während etwa 55% der Hebammen dies individuell für jede Schwangere beurteilen, empfehlen über 25% körperliche Aktivität und rund 20% lehnen sie ab.
Relevanz: Die Studie liefert relevante, für Deutschland fehlende Daten über die Beratung von Hebammen zu körperlicher Aktivität während und nach der Schwangerschaft. Obwohl die Evidenz für die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität rund um die Geburt zunimmt, hat dies bislang keinen Eingang in die aktuellen Empfehlungen gefunden und lässt sich im Wissen der befragten Hebammen nicht abbilden.
Empfehlungen/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse können Ansätze für hebammenspezifische Weiterbildungsformate sowie erste Hinweise für die Entwicklung entsprechender Werkzeuge und Leitlinien, liefern, welche in nachfolgenden Projekten evaluiert werden können.
Ethik und Interessenkonflikte: Dieses Abstract wurde im Kontext einer Bachelorarbeit verfasst. Im März 2023 wurde die Studie bei der lokalen Ethikkommission der Psychologen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eingereicht. Das positive Ethikvotum erfolgte im April 2023. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.