Artikel
Facetten der Ökonomisierung der Geburtshilfe in der Erfahrung klinisch tätiger Hebammen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Ökonomisierung im Gesundheitswesen schlägt sich in beruflichen Beziehungen einer Hebamme sowie im Verhältnis zu ihrer Arbeit nieder und verändert sie. Rahmen- und Arbeitsbedingungen führen neben einer Begleitung, die nicht an den Bedürfnissen der Gebärenden orientiert ist, zur steigenden Unzufriedenheit der Hebamme.
Fragestellung/Ziel: Welche Anzeichen der Ökonomisierung gibt es und wie schlagen sie sich in der klinischen Hebammentätigkeit nieder? Das beinhaltet sowohl die beruflichen Beziehungen der Hebamme als auch die Folgen für die gebärende Frau. Veränderungen, die die Arbeitsbedingungen beeinflussen können, werden aus Sicht der Hebammen dargestellt.
Methodik: Qualitatives, deskriptives Studiendesign. 15 leitfadengestützte Interviews mit Hebammen, die zwischen fünf und 15 Jahren Berufserfahrung aufweisen. Auswertung der Daten durch strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse: Als Kernthema wurden Veränderungen der klinischen Hebammenarbeit aufgrund der Ökonomisierung herausgearbeitet. Frauen, die ein Kind gebären, benötigen eine kontinuierliche, individuelle und bedürfnisorientierte Begleitung, um die Geburtserfahrung mit einem positiven Erlebnis belegen zu können. Hebammen benötigen eine Arbeitsumgebung, die ihnen diese Begleitung möglich macht.
Diskussion: Hebammen müssen sich den Rahmenbedingungen der Institution beugen, die oftmals eher wirtschaftliche als patientenbezogene Interessen im Sinn haben. Unzufriedenheit tritt durch ein Ungleichgewicht auf, weil sie eine Gebärende in ihrem Dienst nicht in ihrem Sinne begleiten können. Sie berichten statt einer Begleitung von einer Verwaltung der Gebärenden und befinden sich in ihrer Wahrnehmung in einem Spannungsfeld zwischen der Leidenschaft für ihren Beruf und den Rahmenbedingungen, die dort herrschen. Ökonomisierung zeigt sich in ihrer Arbeit auf die Weise, dass die Macht von Strukturen, Prozessen, Orientierungen und Effekten steigt. Es ist wichtig, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die sowohl den betriebswirtschaftlichen Gedanken zulassen als auch dafür sorgen, dass Menschen weiterhin als Hebamme arbeiten.
Zusammenfassung: Gute Arbeitsbedingungen tragen dazu bei, dass Hebammen im klinischen Setting weiterhin Frauen bei der Geburt begleiten. So ist es möglich, dass der Start ins Leben statt mit einer Komplikation als stärkendes Erlebnis erfahren wird.
Ethik und Interessenkonflikte: Dieses Abstract wurde im Kontext einer Masterarbeit verfasst. Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.
Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.