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Erfahrung und Bewertung des sexuellen Erlebens von Frauen mit Beckenbodentraining im Wochenbett
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Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
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Hintergrund: Beckenbodentraining (Pelvic Floor Muscle Training, PFMT) im Wochenbett könnte die Sexualfunktion und andere Beckenbodenstörungen bei postnatalen Frauen verbessern. Jedoch ist bislang unklar ob und in welchem Umfang Frauen dies von Hebammen in der Wochenbettzeit angeboten bekommen und nutzen. Unklar ist ebenfalls wie Frauen PFMT in Hinblick auf ihr sexuelles Erleben bewerten und ob sie zusätzlich Informationen zu den Zusammenhängen erhalten.
Ziel: Ziel dieser Studie war es, aus Sicht der Frauen den Nutzen für die sexuelle Funktion zu beschreiben, der sich aus Beckenbodentraining und Maßnahmen von Hebammen ergibt, die Frauen in der Wochenbettbetreuung unterstützen.
Methode: Es wurde eine Querschnittsbeobachtungsstudie zur Selbsteinschätzung des sexuellen Erlebens von Frauen nach der Geburt durchgeführt. Eine Online-Umfrage, die in digitalen Medien von MotherHood veröffentlicht wurde, fand von 27.10.2022 bis 29.11.2022 statt. Erreicht werden sollten alle Frauen, die die Wochenbettzeit in Deutschland verbracht hatten. Es wurde ein Fragebogen erstellt, der verschiedene Faktoren zu den Geburten, der Betreuung im Wochenbett, dem Beckenboden, Beckenbodenübungen und dem sexuellen Erleben der Teilnehmer*innen, die für den Zweck der Studie relevant waren, erfragte. Weitere Fragen des Fragebogens stammten aus dem Teil des validierten deutschen Beckenbodenfragebogens, der das sexuelle Erleben erfragt. Eine Online-Umfrage, die in den sozialen Medien von MotherHood veröffentlicht wurde, fand von 27.10.2022 bis 29.11.2022 statt. Zur Beschreibung der Variablen der Studie wurden deskriptive Statistiken und Diagramme verwendet, die auf die Art der Variablen abgestimmt sind. Die Daten aus dieser Stichprobe wurden mit IBM Statistics, Version 28 analysiert.
Ergebnis: Es konnten 169 vollständig ausgefüllte Datensätze im Score des deutschen Beckenbodenfragebogen aufgenommen werden konnten. Die teilnehmenden Frauen hatten zwischen 2017 und 2022 geboren. Es wurde beobachtet, dass Teilnehmer*innen mit Hebammenbetreuung im Wochenbett im Vergleich zu Teilnehmer*innen ohne Hebammenbetreuung eher Beckenbodenübungen praktizierten. Hebammen bieten verschiedene Übungen und Maßnahmen für den Beckenboden im Rahmen ihrer Betreuung im Wochenbett an. Die Antworten aus dem Beckenbodenfragebogen zeigten eine hohe Zahl von Teilnehmer*innen mit Dyspareunie verbunden mit hohen Score Werten im Bereich Leidensdruck.
Relevanz: Die aus dieser Studie gewonnenen neuen Erkenntnisse können für in Deutschland lebende Hebammen und Frauen nach der Geburt nützlich sein um im Rahmen einer noch stärker frauenzentrierten Betreuung bei der Förderung der Beckenbodengesundheit im Hinblick auf das sexuelle Erleben helfen.
Schlussfolgerung: Hebammen können zur Frauengesundheit beitragen, indem sie Beckenbodenübungen mit dem Bezug zum sexuellen Erleben von Frauen nach der Geburt anbieten. Gesundheitsförderung kann durch Hebammen weiter ausgebaut werden indem sie das Schmerzerleben der Frauen auch in Hinsicht auf emotionale Auswirkungen berücksichtigen. Ein weiterer Beitrag zur Gesundheitsförderung durch Hebammen wäre durch den Einsatz von geeigneten Erfragungsinstrumenten zur Erfassung des sexuellen Erlebens von Frauen ebenso wie durch standardisierte und gut dokumentierte PFMT-Programme möglich. Die Evidenz von Screening Instrumenten und PFMT-Programmen müsste dazu von der Hebammenforschung erarbeitet werden.
Ethik und Interessenkonflikte: Dieses Abstract wurde im Kontext einer Masterarbeit verfasst. Die Studie wurde von der Ethikkommission der MHH am 13.9.2022 genehmigt. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.