Artikel
Was ist die „Essenz“ von Hebammenarbeit? Ein integratives Review zu Kerntätigkeiten von Hebammen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Hebammen fördern physiologische Prozesse in der peripartalen Zeit und unterstützen Frauen dabei, informierte Entscheidungen zu treffen. Ihr langfristiger Beitrag zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen und deren Familien trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit der Gesellschaft bei. Ein umfassendes Verständnis der Tätigkeitsfelder von Hebammen ist von entscheidender Bedeutung für das professionelle Selbstverständnis von Hebammen und Hebammenstudierenden.
Ziel/Fragestellung: Das Ziel dieses Reviews war es, zu identifizieren welche Tätigkeiten Frauen bzw. Hebammen und Hebammenstudierende als Kernaufgaben von Hebammen definieren.
Methodik: Es wurde ein integratives Review nach der Methode von Whittemore und Knafl durchgeführt. Dabei wurden die Suchbegriffe „good midwife“, „midwifery practice“ und „role and midwife“ in der PubMed-Datenbank verwendet. Einschlusskriterium war die explizite Darstellung von Aufgaben und Tätigkeiten von Hebammen. Die Analyse erfolgte durch eine Konzeptmatrix nach Webster und Watson. Zur Beurteilung der Studienqualität wurde das Mixed Methods Appraisal Tool (MMAT) angewandt.
Ergebnisse/Diskussion: 16 Studien wurden in die Review einbezogen, davon: zehn qualitative, quantitative, theoretische Studien und 2 Editorials. Sieben übergreifende Konzepte für die Kerntätigkeiten von Hebammen herausgearbeitet: Hebammen 1) „bauen eine partnerschaftliche Beziehung auf“, 2) „sind präsent“, 3) „stellen die Frau in den Fokus ihres Handelns“, 4) „unterstützen Frauen und setzen sich für sie ein“, 5) „beraten und informieren Frauen angemessen“, 6) „beurteilen den Zustand und die Bedürfnisse von Frauen und deren Kindern“ und 7) „unterstützen und behandeln Frauen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse“. Diese Konzepte zeigen in weiten Teilen Übereinstimmungen mit etablierten Hebammentheorien wie „Being with woman“ und „woman-centered care“. Die identifizierten Kernaktivitäten fokussieren vorrangig Handlungen von Hebammen, die im Kontext von Interaktion und Kommunikation stattfinden.
Relevanz: Kerntätigkeiten von Hebammen sind häufig nicht ausreichend konzeptualisiert und dokumentiert. Dies hat negative Auswirkungen sowohl auf das professionelle Selbstverständnis von Hebammen und Hebammenstudierenden und beeinflusst wie die Arbeit von Hebammen bewertet wird. Spezifische Kompetenzen für die Beschreibung der Eigenschaften und Fähigkeiten von Hebammen, sind teilweise zu komplex für die Nutzung in der Praxis. Die detaillierte Beschreibung konkreter Handlungen kann dazu beitragen, die Kerntätigkeiten von Hebammen besser abzubilden.
Empfehlungen/Schlussfolgerung: Eine detaillierte Beschreibung von und Auseinandersetzung mit den identifizierten Kerntätigkeiten hat das Potential die Sichtbarkeit von Hebammenarbeit zu fördern.
Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Forschung wurde durch Drittmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.