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7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium (HEBA-Päd)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.
Deutscher Hebammenverband e. V.

08.02. - 10.02.2024, Berlin

Wirksamkeit von spezifischen Geburtsvorbereitungskursen für Schwangere ohne Deutschkenntnisse

Meeting Abstract

  • corresponding author Susanne Grylka-Baeschlin - Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Zürich, Schweiz
  • Piroska Ilona Zsindely - Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Zürich, Schweiz
  • Antonia Mueller - Institut für Hebammenwissenschaft und reproduktive Gesundheit, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Zürich, Schweiz
  • Giovanna Raso - Gesundheitsförderung Schweiz, Bern, Schweiz
  • Paola Origlia Ikhilor - Verein Mamamundo Bern, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV). Berlin, 08.-10.02.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocIK-P24

doi: 10.3205/24dghwi54, urn:nbn:de:0183-24dghwi543

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2024/24dghwi54.shtml

Veröffentlicht: 7. Februar 2024

© 2024 Grylka-Baeschlin et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Aufgrund von Verständigungsproblemen und fehlenden Kenntnissen des Gesundheitssystems haben Schwangere ohne Deutschkenntnisse entscheidende Barrieren für eine optimale Versorgung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Hier setzt das gedolmetschte Kursangebot an und bietet in sieben Einheiten Informationen rund um das Elternwerden, zum Schweizer Gesundheitssystem und zu weiterführenden Angeboten nach dem stationären Wochenbett. Aktuell wird das Angebot in einem drittmittelfinanzierten Projekt in weitere Kantone multipliziert und diese Weiterverbreitung sowie die finanzielle Sicherung werden evaluiert.

Ziel: Die Wirksamkeit dieses Angebots für die Kursteilnehmerinnen vorzustellen.

Methodik: Die Evaluation des Multiplikationsprojekts beinhaltet insgesamt sechs Module. Im geplanten Beitrag werden zwei davon präsentiert: a) Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt n=12 Kursteilnehmerinnen, die mit interkulturellen Dolmetscherinnen geführt, Audio aufgenommen, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring analysiert wurden und b) strukturierte Beobachtungen von insgesamt n=7 Geburtsvorbereitungskursen anhand von vorgegebenen Kriterien, wie Anteil Körperarbeit, Gelingen der interkulturellen Kommunikation, Zusammenspiel zwischen Kursleiterinnen und Übersetzerinnen, Empowerment der Kursteilnehmerinnen, deren Bedürfnisse sowie der Kursleitungsprozess. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Die Fokusgruppeninterviews wurden mit Tamilisch-, Arabisch- und Darisprechenden Frauen geführt. Diese beurteilten das Angebot sehr positiv und betonten die hilfreiche Unterstützung für die Orientierung im fremden Gesundheitssystem und die positiven Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Die Körperarbeit gab ihnen ein Mittel in die Hand, selbst etwas gegen Schwangerschaftsbeschwerden unternehmen zu können, was sie als fördernd für ihre physische und mentale Gesundheit beurteilten. Sie fühlten sich auf die Geburt vorbereitet und wussten, dass sie beim Geburtsbeginn nicht sofort in die Klinik fahren mussten. Wenn mehrere Frauen dieselbe Sprache sprachen, half das Kursangebot ihnen zudem, Kontakte zu knüpfen. In den Kursbeobachtungen zeigten sich transkulturell kompetente Kursleiterinnen und sehr interessierte, aufmerksame sowie aktive Kursteilnehmerinnen. Herausfordernd waren teilweise die indirekte Kommunikation und Paralleldiskussionen zwischen den Kursteilnehmerinnen und den interkulturellen Dolmetscherinnen. Zudem wurden Variationen in den Kursdurchführungen an den verschiedenen Standorten beobachtet, obwohl alle das Angebot aufgrund desselben Konzepts aufgebaut hatten. Insbesondere der Anteil Körperarbeit divergierte zwischen den Angeboten deutlich.

Relevanz: Das Kursangebot wird von den interviewten und beobachteten Kursteilnehmerinnen als sehr sinnvoll eingestuft und offensichtlich geschätzt. Es stärkt ihre Gesundheitskompetenz, bereitet sie gut auf die Geburt vor, erhöht ihre Zuversicht und ihr Wissen, sodass sie sich auf den neuen Lebensabschnitt einlassen können.

Schlussfolgerungen: Obwohl die Erreichbarkeit der Familien mit einem grossen Aufwand verbunden ist, nimmt das Kursangebot für Schwangere ohne Deutschkenntnisse Vorbildfunktion ein. Durch die Weiterverbreitung des Angebots profitieren weitere Frauen und ihre Familien davon. Das Angebot bietet auch eine Erleichterung für die Hebammenbetreuung rund um die Geburt.

Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Aktuell wird das Angebot in einem drittmittelfinanzierten Projekt in weitere Kantone multipliziert und diese Weiterverbreitung sowie die finanzielle Sicherung werden evaluiert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.