Artikel
Eine prospektive Studie zur Analyse der Auslastung im Kreißsaal auf Basis des POAK-Instruments
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: In Deutschland existieren keine verbindlichen Vorgaben zur Personalbemessung in der Geburtshilfe, empfohlen wird ein Betreuungsschlüssel von 1:1. Eine qualitativ hochwertige Geburtsbetreuung ist eine Investition in die nachhaltige Gesundheit von Frauen und Kindern und hilft, die Gesundheit von Hebammen(-studierenden) langfristig zu erhalten. In der Versorgungspraxis wird dieser Betreuungsschlüssel häufig überschritten. Überlastete Kreißsäle werden regelmäßig von der Versorgung abgemeldet, was Abweisungen in Akutsituationen und einen Zusatzaufwand bei ohnehin starker Personalbelastung zur Folge hat. Im Jahr 2019 wurde das „Punktesystem zur Operationalisierung der Auslastung im Kreißsaal“ (POAK) entwickelt, um Frauen geburtsphasen- und risikospezifisch zu betreuen. Dabei soll zur Sicherheit der Gebärenden eine 1:2-Betreuung (eine Hebamme für zwei Gebärende ohne Risiko) nicht überschritten werden. Ziel dieser Arbeit ist, den Auslastungsgrad eines Kreißsaals über drei Monate auf Basis des Instruments POAK zu erheben und systematisch auszuwerten.
Fragestellung: 1. Wie ist der Auslastungsgrad im Kreißsaal auf Basis des POAK-Instruments über einen dreimonatigen Zeitraum charakterisiert? 2. Welche Empfehlungen zur Adaptation der Dokumente zum Monitoring der Auslastung in einem Kreißsaal können auf Basis der durchgeführten Erhebung abgeleitet werden?
Methodik: Die Datenerhebung erfolgt auf Basis des POAK-Systems. In jeder Schicht wird auf einem analogen Dokument die Auslastung zu zwei Zeitpunkten erhoben. Auf einem weiteren Dokument werden verschiedene Parameter abgewiesener Frauen notiert. Die Daten werden prospektiv für drei Monate vom 10.08. bis 10.11.2023 erhoben. (Eine Verlängerung bis zum 28.02.2024 ist bewilligt.) Im Anschluss werden die Daten mittels deskriptiver statistischer Methoden ausgewertet und Empfehlungen für eine Adaptation der Monitoringdokumente entwickelt.
Ergebnisse: Bei dieser erstmaligen Bestandsaufnahme ist mit 279 Datensätzen und insgesamt einer eher hohen Auslastung mit wiederkehrenden Abmeldungen des Kreißsaals zu rechnen. Empfehlungen für die Adaptation des Punktesystems können die Änderung der Dokumente oder dienstplanerische Maßnahmen betreffen.
Relevanz: Bei einer hohen Auslastung in deutschen Kreißsälen und belasteten personellen Ressourcen trägt die Studie dazu bei, eine Informationslücke bezüglich der objektiv messbaren Auslastung im Kreißsaal zu schließen. Indem die Varianz der Auslastung abgebildet, Gründe für Abmeldungen erhoben und das Kollektiv der abgewiesenen Frauen beschrieben werden, hilft die Studie die Datenqualität im operativen und strategischen Krankenhausmanagement zu verbessern.
Schlussfolgerungen: Die dreimonatige Pilot-Studie zur Messung der Kreißsaal-Auslastung kann eine Datenbasis für die Versorgungsforschung sowie Krankenhausplanung liefern. Für ein vollständiges Monitoring sollte die Auslastung von Kreißsälen dauerhaft erfasst werden, idealerweise digitalisiert, bundesweit flächendeckend und einheitlich, um knappe Ressourcen nachhaltig im Sinne der Sicherheit und Zufriedenheit von Gebärenden und Familien einzusetzen und bei hoher Arbeitsbelastung personelle Maßnahmen zu deren Reduktion ableiten zu können.
Ethik und Interessenkonflikte: Dieses Abstract wurde im Kontext einer Bachelorarbeit verfasst. Die klinikinterne Ethikkommission erteilte am 09.08.2023 ein positives Votum für die Pilot-Studie. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.