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7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium (HEBA-Päd)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.
Deutscher Hebammenverband e. V.

08.02. - 10.02.2024, Berlin

Interprofessionelle Versorgung von Schwangeren und Wöchnerinnen – eine Public-Health-Befragung

Meeting Abstract

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  • corresponding author Melina Isabel Frech - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Eva Münster - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Klaus Weckbecker - Universität Witten/Herdecke, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV). Berlin, 08.-10.02.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocIK-P21

doi: 10.3205/24dghwi51, urn:nbn:de:0183-24dghwi511

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2024/24dghwi51.shtml

Veröffentlicht: 7. Februar 2024

© 2024 Frech et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland sind dem Statistischen Bundesamt zufolge etwa 20.000 Hebammen in Krankenhäusern tätig. Die Zahl der freiberuflich arbeitenden Hebammen wurde bisher nicht genau erfasst. Die Public Health-Bedeutung dieser Berufsgruppe ist durch die umfängliche Tätigkeit in der Schwangerschaft, bei der Geburt, im Wochenbett und Stillzeit definiert. Hebammen tragen entscheidend zu der Gesunderhaltung von Mutter und Kind bei. Ihnen obliegt die selbständige Leitung von physiologischen Geburten sowie die Untersuchung, Pflege und Überwachung von Neugeborenen und Säuglingen. Die interprofessionelle Zusammenarbeit zur ärztlichen Berufsgruppe wird eingeleitet, sobald Abweichungen vom physiologischen Verlauf einer Schwangerschaft, Geburt, des Wochenbetts oder der Stillzeit von ihr festgestellt werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse über diese interprofessionelle Zusammenarbeit der Hebammen existieren bereits, lassen aber offen, welche Bedarfe es, vor allem innerhalb der Covid-19-Pandemie, gibt und welche Möglichkeiten Hebammen selbst zur Verbesserung sehen.

Fragestellung: Erstmalig werden in einer Dissertation die hausärztliche Versorgung von Hebammen selbst und die Bedarfe und Möglichkeiten einer vertiefenden Vernetzung zwischen der hausärztlichen Versorgung und der Hebammentätigkeit eruiert. Weitergehend werden Risiken und Erfahrungen von Hebammen in der Corona-Pandemie in Deutschland erfasst.

Methodik: Im Rahmen einer Querschnittsstudie, die freiberuflich tätige Hebammen und in der Klinik festangestellte Hebammen inkludierte, wurden gemeinsam 57 Hebammen mittels LimeSurvey zu ihren Erfahrungen und Einstellungen zu interprofessioneller Zusammenarbeit vor und in der Pandemie mit Gynäkolog*innen, Hausärzt*innen, Pädiater*innen und anderen Hebammen befragt. Damit ergab sich eine Teilnahmerate von 10,7%.

Ergebnisse: 8,8% der ausschließlich weiblich Teilnehmenden geben an, selbst keine*n Hausärzt*in zu haben, und 26,3% nicht arbeitsmedizinisch betreut zu werden. 96,5% denken allerdings, dass sich eine bessere Vernetzung ihrer eigenen Berufsgruppe mit anderen Professionen in Zukunft positiv auf ihre Arbeit auswirken würde. Auch wünschen sich 89,4% der Befragten, als Hebamme Teil der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung gesehen zu werden und vermehrt interprofessionell zu arbeiten. Eine stärkere Präsenz der Hausärzt*innen bei der Versorgung und Aufklärung von Schwangeren und Wöchner*innen wünschen sich allerdings nur 43,8%.

Diskussion: Aufgrund der geringen Teilnahmerate ist ein Sellektionseffekt anzunehmen. Man kann diskutieren, ob vermehrt Hebammen teilgenommen haben, die besonderes Interesse an der interprofessionellen Zusammenarbeit haben. Erste Hinweise lassen sich ableiten, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit der Hebammen mit kooperierenden Ärzt*innengruppen und besonders Allgemeinmediziner*innen zu stärken sind. Auch können für zukünftige Pandemien die Bedarfe und Notwendigkeiten einer priorisierten Stärkung der Hebammen und umfassenden Versorgung von Schwangeren und Wöchner*innen herausgearbeitet werden.

Take Home Message für die Praxis: Der Anteil der befragten Hebammen, die selbst nicht hausärztlich angebunden sind, spiegelt etwa den Anteil der Gesamtbevölkerung wieder, die keine*n Hausärzt*in haben.

Es bleibt zu untersuchen, woher v.a. freiberuflich tätige Hebammen ihre arbeitsmedizinische Gesundheitsversorgung erhalten und wie diese einen lückenlosen Schutz dieser wichtigen und hochbelasteten Berufsgruppe gestärkt werden kann. Einer vermehrten Zusammenarbeit stehen die Befragten mehrheitlich positiv gegenüber. Hier ist Potenzial für eine engere fachliche Verknüpfung in der Zukunft.

Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Fertigstellung der Arbeit wurde stipendiatisch durch die Daniela-und-Jürgen-Westphal-Stiftung finanziell unterstützt. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.