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2. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.

21.02.2014, Kassel

Postpartale Lebensqualität als Ergebnisparameter der Hebammenbetreuung und der peripartalen Versorgung

Meeting Abstract

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  • author Susanne Grylka-Bäschlin - AG Hebammenwissenschaft, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Mechthild M. Groß - Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 2. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. Kassel, 21.-21.02.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dghwiP2

doi: 10.3205/14dghwi08, urn:nbn:de:0183-14dghwi085

Veröffentlicht: 18. Februar 2014

© 2014 Grylka-Bäschlin et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Beurteilung von Lebensqualität nach der Geburt ergibt einen wichtigen, gesundheitsbezogenen Ergebnisparameter für gebärende Frauen und ist daher für Hebammen von besonderem Interesse. Die Zusammenhänge zwischen der peripartalen Betreuung und der postpartalen Lebensqualität sind ungenügend erforscht. Der „Mother-Generated Index“ (MGI) ist ein validiertes Instrument um postpartale Lebensqualität zu messen. Die Scores des Indexes korrelieren mit anderen Einschätzungen von seelischem und körperlichem Wohlbefinden. Das Instrument wurde bis anhin nicht ins Deutsche übersetzt und auch nicht für den interkulturellen Vergleich angewendet. Die vorliegende Studie untersuchte, ob sich die Antworten zum MGI zwischen den deutschen und den deutschschweizerischen Frauen unterscheiden und ob es signifikante Assoziationen zwischen den Scores des MGI, der Mutterschafts- und der Hebammenbetreuung gibt.

Methode: Eine zweiphasige Umfrage wurde in zwei ländlichen Geburtskliniken durchgeführt, die im Süden von Deutschland und im Norden der Schweiz liegen. Die Fragebögen enthielten beide den MGI, Fragen bezüglich der psychischen und physischen Verfassung der Frauen sowie der perinatalen Versorgung. Beide Fragebögen wurden vorwärts-rückwärts übersetzt und durchschnittlich drei Tage nach der Geburt und sieben Wochen postpartal ausgefüllt. Parametrische und nichtparametrische Tests wurden mit dem Statistikprogramm SPSS Version 20 berechnet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 129 Fragebögen direkt nach der Geburt und 83 Fragebögen nach circa sieben Wochen ausgefüllt. Die Scores des MGI unterschieden sich nicht signifikant zwischen den deutschen und den schweizerischen Frauen. Signifikant vorteilhaftere Scores des MGI waren assoziiert mit der Einschätzung, genügend Informationen während der Schwangerschaft erhalten zu haben, einer besseren Geburtserfahrung, Epiduralanästhesie, mehr Informationen und besserer Unterstützung während des Spitalaufenthalts, höher selbsteingeschätztem Zurechtkommen zu Hause, mehr Hilfe zu Hause und ungestörterem Schlaf. Signifikant weniger vorteilhafte Scores des MGI waren assoziiert mit der Anwesenheit eines Belegarztes bei der Geburt und exklusivem Stillen während der ersten postpartalen Tage.

Diskussion: Der MGI ist ein geeignetes Instrument, um die Ergebnisse der Mutterschaftsversorgung für die interkulturelle Vergleichsforschung abzuschätzen. Obwohl die Assoziationen zwischen der Lebensqualität der Frauen und der perinatalen Versorgung meist nicht für beide Scores des MGI und für alle Stichproben konsistent waren, wurden Hinweise auf Lücken in der peripartalen Versorgung und in der Hebammenbetreuung gefunden.

Empfehlungen: Schwangerenvorsorge durch Hebammen ist empfehlenswert, da sie die Gelegenheit bietet, Frauen gezielter informieren zu können. Das Belegarztmodell ist teuer und wirkt sich nachteilig auf das Wohlbefinden der Frauen nach der Geburt aus. Es sollte demnach kritisch überdacht werden. Die Wochenbettbetreuung während des Spitalaufenthalts sollte individueller gestaltet und die Frauen gezielt informiert und unterstützt werden. Ausschließlich stillende Frauen brauchen besondere Unterstützung, wenn sie durch Stillschwierigkeiten belastet sind. Die Hebammen sollten die Wöchnerinnen ganzheitlich betreuen und grundlegende Bedürfnisse wie Schlaf in die Beratung miteinbeziehen. Die Hilfe beim Organisieren von Unterstützung zu Hause kann das Wohlbefinden der Wöchnerinnen steigern.